Arrhythmierisiko nach COVID-19

Zwölffach erhöht-- Eine Coronaerkrankung scheint Vorhofarrhythmien zu begünstigen. Einer Analyse zufolge ist das Risiko in den ersten 30 Tagen nach Infektion um das Zwölffache erhöht. Betroffen sind vor allem Ältere und nicht Geimpfte.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Herz- und Gefäßkomplikationen sind gerade bei schweren COVID-19-Erkrankungen keine Seltenheit. Auch Arrhythmien zählen zu den Spätfolgen. Diese lassen sich zum Teil auf COVID-getriggerte Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Thrombembolien zurückführen. Weniger erforscht ist, ob die Erkrankung generell mit einem erhöhten Arrhythmierisiko einhergeht. Nach Resultaten einer schwedischen Analyse mit über einer Million positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Personen ist dies offenbar der Fall: Vor allem das Risiko für Vorhofarrhythmien ist kurz nach einer Infektion erheblich erhöht.

Riesige schwedische Datenbank

Für die Analyse haben sich die Autoren schwedische Gesundheitsdatenbanken mit 1,06 Millionen Menschen zunutze gemacht, die bis Mai 2021 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Jeder infizierten Person wurden vier vergleichbare Kontrollen ohne Infektion gegenübergestellt. Im Analysezeitraum zwischen Februar 2020 und Mai 2021 hatten 6.703 der Infizierten erstmals eine Arrhythmiediagnose erhalten, die meisten (5.072) waren an Vorhofarrhythmie erkrankt.

Erhöhtes Risiko für Vorhofarrhythmien

Die Autoren schauten sich zunächst die Zeit vor und nach der Infektion an. Wie sich zeigte, war die Inzidenz in der ersten Woche nach Beginn um etwa das Zwölffache gesteigert, in der zweiten Woche um das Zehnfache. Besonders betroffen waren ältere Menschen, solche ohne Impfschutz, schwer Erkrankte. Die Inzidenz für paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien war in den beiden Wochen nach einem positiven Coronatest etwa vervierfacht, die für Bradyarrhythmien verdreifacht. Keinen Zusammenhang gab es mit ventrikulären Störungen. Als nächstes wurden die Inzidenzen von Menschen mit und ohne positivem Coronatest verglichen. Unter Berücksichtigung diverser bekannter Begleitfaktoren, ergab sich erneut eine zwölffach erhöhte Inzidenz für Vorhoftachykardien, fünffach und dreifach erhöht war sie jeweils für paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien und Bradyarrhythmien.

Hohe relative, aber geringe absolute Risikoerhöhung

Absolut betrachtet traten erstmals diagnostizierte Arrhythmien aber sehr selten nach SARS-CoV-2-Infektion auf: Es erkrankten im Beobachtungszeitraum 0,14 % der Infizierten sowie 0,01 % der Kontrollpersonen neu an einer Vorhofarrhythmie. Als Gründe für das erhöhte Arrhythmierisiko kommen infektionsbedingte Umstände wie Elektrolytstörungen, metabolische Veränderungen oder arrhythmogene Medikamente infrage. Ein erhöhtes Arrhythmierisiko wurde auch nach Influenza und Sepsis beobachtet.

Fazit

Eine Analyse aus Schweden weist auf ein rund zwölffach erhöhtes Risiko für Vorhoftachykardien in den ersten Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion hin.

Die Inzidenz für paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien und für Bradyarrhythmien ist rund drei- bis fünffach erhöht.

Keinen Zusammenhang gibt es mit ventrikulären Störungen.

Literatur-- Katsoularis I et al. Eur Heart J Open. 2023; https://doi.org/10.1093/ehjopen/oead120

Schlagworte: