Bessere Prognose im Cardiac Arrest Center

Herzstillstand-- Die Einführung spezialisierter Zentren zur Behandlung von Menschen mit außerklinischem Herzkreislaufstillstand hat sich offenbar gelohnt: Zwar ließ sich damit die Überlebensrate nicht verbessern, wohl aber das neurologische Ergebnis.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Das neurologische Outcome der Patienten war nach Einrichtung der CAC besser als davor. Stella/stock.adobe.com

Das neurologische Outcome der Patienten war nach Einrichtung der CAC besser als davor.

© Stella/stock.adobe.com

Um die Prognose von Menschen zu verbessern, die außerhalb einer Klinik einen Herzkreislaufstillstand erleiden, hat der Europäische Rat für Wiederbelebung im Jahr 2015 die Einrichtung spezialisierter Zentren empfohlen, sogenannte Cardiac Arrest Center (CAC). Diese Zentren müssen nach einem Expertenkonsens des Deutschen Rats für Wiederbelebung bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Dazu zählen ein Herzkatheterlabor, das eine Primär-PCI rund um die Uhr ermöglicht, eine ausreichende Zahl von Intensivplätzen, der Nachweis von Standard Operating Procedures sowie eine standardisierte Erfassung des Behandlungsverlaufs und des Outcomes bis zur Entlassung.

80 Cardiac Arrest Center

Inzwischen gibt es im deutschsprachigen Raum rund 80 CAC. Ob und in welchem Ausmaß sich die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzstillstand dadurch verbessert hat, ist bislang aber wenig erforscht. Ein Team um Dr. Fabian Voß vom Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Düsseldorf hat nun elektronische Datenbanken von drei Kliniken in Berlin, Köln und Düsseldorf ausgewertet, die Personen mit außerklinischem Herzkreislaufstillstand kurz vor und nach der CAC-Zertifizierung behandelt hatten. Die Umstellung erfolgte in den Jahren 2017–2019. Analysierten wurden die Daten von 784 Personen, davon waren 368 vor und 416 nach der Zertifizierung behandelt worden. Zwischen den beiden Gruppen gab es keine relevanten Unterschiede bei Alter (63 Jahre) oder dem Anteil mit einer Wiederbelebung durch Laien (55 %). Etwa die Hälfte hatte einen initial schockbaren Rhythmus im EKG. Die Dauer der Wiederbelebung nach der Klinikaufnahme lag bei rund 40 Minuten. Als primäre Endpunkte wurden die Sterberate und der Anteil der Überlebenden mit gutem neurologischem Ergebnis bei der Klinikentlassung gewählt, definiert als Wert von 1 oder 2 auf der 5-Punkte-Skala „Cerebral Performance Category“ (CPC). Solche Personen haben keine bis geringe zerebrale Einschränkungen.

87 % mit gutem neurologischem Ergebnis

Nach der Zertifizierung wurde bei 63 % eine kardiale Ursache angenommen, zuvor bei 56 %. Entsprechend häufiger kam es nach der Umstellung zu einer Koronarangiografie (67 % vs. 61 %) und zu einer PCI (52 % vs. 40 %). Auch wurde eine reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion nach der CAC-Akkreditierung öfter festgestellt (bei 34 % vs. 22 %), ebenso kam häufiger die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation zum Einsatz (bei 13 % vs. 8 %).

Kardiologische Ursachen besser erkannt

Die Sterberate vor und nach Zertifizierung mit jeweils 35 % identisch. Vor der CAC-Akkreditierung hatten 71 % der Überlebenden bei der Entlassung ein gutes neurologisches Ergebnis erzielt, danach waren es mit 87 % signifikant mehr. Ein Vorteil ergab sich hierbei in allen drei Kliniken. „Zum ersten Mal können wir zeigen, dass die Akkreditierung von CAC mit höheren Raten an günstigen neurologischen Ergebnissen verbunden ist“, schreiben die Kardiologen um Voß. Sie gehen davon aus, dass die Behandlungspfade nach der Zertifizierung dazu geführt haben, häufiger als zuvor eine kardiale Ursache zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Aufgrund der retrospektiven Natur der Untersuchung lässt sich letztlich aber nicht klar sagen, ob die Einrichtung der CAC tatsächlich der Grund für die bessere Prognose war.

Fazit

Eine Vorher-Nachher-Untersuchung von drei CAC in Deutschland ergab für Personen mit einem präklinischen Herzkreislaufstillstand keine bessere Überlebensrate.

Allerdings erhöhten sich die Chancen deutlich, die Klinik ohne oder mit nur geringen neurologische Defizite zu verlassen.

Literatur-- Voß F et al. Resuscitation. 2024;194:110069

Schlagworte: