ESC-Leitlinie Kardioonkologie

Die neue Leitlinie ist auf alle Fälle lesenswert

Kardioonkologie-- Auf dem Jahreskongress der ESC in Barcelona wurden erstmalig Leitlinien zur Kardioonkologie veröffentlicht. Die darin gemachten Empfehlungen können im Alltag sehr nützlich sein.

Ein Kommentar von Prof. Tienush Rassaf Veröffentlicht:
Univ.-Prof. Tienush Rassaf, Universitätsklinikum Essen

Univ.-Prof. Tienush Rassaf, Universitätsklinikum Essen

© Rassaf

Die „European Society of Cardiology“ (ESC) hat die neue Leitlinie Kardioonkologie in Zusammenarbeit mit der „European Hematology Association“ (EHA), der „European Society for Therapeutic Radiology and Oncology“ (ESTRO) und der „International CardioOncology Society“ (IC-OS) entwickelt.

Diese neuen ESC-Leitlinien beinhalten Empfehlungen für die Definitionen, die Diagnostik sowie die Therapie und Prävention von Krebstherapie-assoziierter kardiovaskulärer Toxizität und dem Management kardiovaskulärer Erkrankungen, welche direkt oder indirekt durch Tumorerkrankungen ausgelöst werden. In Abhängigkeit vom kardiovaskulären Gesundheitszustand erfahren die Behandlungsteams aktuelle Empfehlungen vor, während und nach einer Krebsbehandlung.

Austausch ist essenziell

Die Autoren betonen, dass die Entscheidungsfindung abhängig ist von dem Risiko-Nutzen-Gleichgewicht der onkologischen Therapie und der Schwere und des Ausmaßes der Krebstherapie-induzierten Kardiotoxizität. Daran wird immer wieder deutlich, wie wichtig die enge Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Onkologen/Onkologinnen und Kardiologen/Kardiologinnen ist.

„In dem Feld der Kardioonkologie gibt es noch wenige große Studien.“

Hervorzuheben ist, dass es in dem Feld der Kardioonkologie noch wenige große Studien bzw. Evidenz gibt und viele Empfehlungen auf den Boden von Expertenmeinungen getroffen wurden.

Risikostratifizierung und Nachsorge

Sehr hilfreich ist die Risikostratifizierung der Patientinnen und Patienten und auch die Krebstherapie-assoziierten Protokolle für das Monitoring der Kardiotoxizität bei den einzelnen Therapieformen werden für den Alltag sicherlich sehr nützlich sein. Aber auch auf die Phase nach einer erfolgreichen Krebstherapie wird eingegangen, insbesondere wann die Patienten wie im Verlauf und für wie lange untersucht bzw. beobachtet werden sollen – ein immer wichtiger werdendes Thema bei der (zum Glück) steigenden Anzahl an Überlebenden von Krebserkrankungen. Viele weitere Themen werden bearbeitet und sicherlich hätte man sich gefreut, wenn auf einige Themen detaillierter eingegangen wäre (z. B. das Thema Transition, erfolgreich behandelte Krebserkrankung im Kindesalter oder Ähnliches) – jeder wird einen Patienten/eine Patientin vor Augen haben. Aber mit 133 Seiten und 272 Empfehlungen sind die Leitlinien schon sehr umfangreich. Und auf jeden Fall lesenswert.

Literatur-- „2022 ESC Guidelines on cardio-oncology“, Eur Heart J. 2022; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac244

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