Elektroautos bergen eher kein Risiko

Device-Träger--Könnten Elektroautos für Schrittmacher- oder ICD-Träger aufgrund potenzieller Interferenzen gefährlich werden? Die bisherige Evidenz deutet nicht darauf hin.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Beim Laden werden  hohe Feldstärken produziert.

Beim Laden werden hohe Feldstärken produziert.

© Petair/stock.adobe.com

Könnten Elektroautos für Schrittmacher- oder ICD-Träger aufgrund potenzieller Interferenzen gefährlich werden? Die bisherige Evidenz deutet nicht darauf hin, wie Dr. Jakrin Kewcharoen und Kollegen jetzt in einem „Letter“ im JACC Elektrophysiologie berichten. So ließen sich in einer In-vivo-Studie von Lennerz et al. keine Störungen der Gerätefunktionen durch vier Elektroautos (BMW i3, Tesla Model S P85, Volkswagen e-up, Nissan Leaf) feststellen. In dieser Studie wurden Feldstärken von bis zu 116,5 mT (die höchsten Werte gab es beim Ladevorgang) gemessen. Eine Studie mit dem Toyota Prius Hybrid 2023 kam zum selben Ergebnis. „Die magnetische Feldstärke im Auto ist generell gering, und obwohl außerhalb der Autos relativ betrachtet höhere Werte detektiert werden, ist es unwahrscheinlich, dass diese klinisch relevant sind, weil sie nur durch Autos in Bewegung erzeugt werden und nahestehende Fußgänger nur eine sehr kurze Zeit diesen Feldern ausgesetzt sind“, folgern Kewcharoen und sein Team aus diesen Daten.

Allerdings, so die US-Kardiologen, hat Tesla inzwischen eine Ladetechnologie entwickelt, die 12-mal höhere Stromflüsse erzeugt. Diese würden die Grenzwerte für implantierbare elektronische Devices (CIED) mit bipolaren Sonden übertreffen, geben sie zu bedenken. „Die Auswirkungen solcher hohen Ströme sind bisher nicht bekannt, und Patienten mit CIEDs sollten deshalb vorsichtig sein“, geben die Kardiologen als Rat mit auf dem Weg.

Auch bei Smartphones sind elektromagnetische Interferenzen mit Schrittmachern- und ICD-Funktionen möglich. Das Interferenzrisiko bei Smartphones ohne Magnet-Ladefunktion ist allerdings gering, weshalb sie für Device-Träger ebenfalls für unbedenklich eingestuft werden.

Fallberichte und kleinere Studien mit dem iPhone 12 haben allerdings ergeben, dass die im Handy enthaltene Magnet-Technologie (MagSafe), die das induktive Laden ermöglicht, die antitachykarde Therapiefunktion von implantierten kardialen Devices vorübergehend deaktivieren kann, wenn das Handy direkt über dem Implantat ausgerichtet wird. Daher empfehlen Kewcharoen et al. Device-Trägern, neue Smartphone-Modelle, die Magneten enthalten, nicht unmittelbar über dem implantierten Gerät zu platzieren (< 1 cm).

Literatur-- Kewcharoen J et al. Am Coll Cardiol EP. 2023; https://doi.org/10.1016/j.jacep.2022.09.0271

Schlagworte: