Kommentar zur RENOVATE-COMPLEX-PCI-Studie

Evidenz spricht für Klasse-I-Empfehlung

Kommentar-- Die aktuellen Leitlinien geben eine Klasse-IIa-Empfehlung für die Anwendung von OCT oder IVUS zur Optimierung der Stentimplantation in ausgewählten Patienten mit komplexen Läsionen. Das könnte sich mit RENOVATE-COMPLEX-PCI ändern.

Ein Kommentar von PD Dr. Maria Rubini-Gimenez Veröffentlicht:

Trotz der Fortschritte in der interventionellen Kardiologie ist das Outcome von perkutanen Koronarinterventionen (PCI) bei Patienten mit komplexen Läsionen weiterhin schlechter als das von Patienten mit weniger komplexen Läsionen. Dabei können u. a. die insuffiziente Expansion der Stents, Stent-Edge-Dissektionen oder falsche Größenauswahl des Stents zu einem erhöhten Risiko für Stentthrombosen, Myokardinfarkt, Revaskularisation oder Tod führen. Die Anwendung von intravaskulärer Bildgebung (Imaging) mittels intravaskulärem Ultraschall (IVUS) oder optischer Kohärenztomografie (OCT) zeigte in bisherigen Studien eine Verbesserung des Outcomes.

PD Dr. Maria Rubini-Gimenez-- Herzzentrum Leipzig

PD Dr. Maria Rubini-Gimenez-- Herzzentrum Leipzig  

© Rubini-Gimenez

Allerdings basierten die bisherigen Daten entweder auf randomisierten Studien [1–4] mit sehr kleinen Kohorten mit ausschließlich hoch komplexen Koronarläsionen und kurzem Follow-up oder auf Beobachtungsstudien bzw. Metaanalysen mit größeren Patientengruppen mit sehr heterogener Definition von Stentoptimierung und großer Anzahl an Interventionen mit Stents der ersten Generation [5, 6].

Daher bestehen in den aktuellen europäischen und amerikanischen Leitlinien jeweils Klasse-IIa-Empfehlungen für die Anwendung von OCT oder IVUS zur Optimierung der Stentimplantation in ausgewählten Patienten mit komplexen Läsionen.

Die aktuell im NEJM publizierte RENOVATE-COMPLEX-PCI-Studie ist die erste multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie zur Anwendung einer intravaskulären Bildgebung (entweder OCT oder IVUS) bei komplexen PCI, in der zudem die Definition von unterschiedlichen komplexen Koronarläsionen standardisiert wurde [7]. Der primäre Endpunkt war der kombinierte Endpunkt von kardial verursachtem Tod, Myokardinfarkt im Zielgefäß oder klinisch getriebene Revaskularisation. Insgesamt wurden 1.639 Patientinnen und Patienten mit komplexen Koronarläsionen, die im Verhältnis 2:1 in die Gruppe PCI mit oder ohne intravaskuläre Bildgebung randomisiert worden sind, eingeschlossen. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied mit einem klaren Benefit in der Gruppe mit intravaskulärer Bildgebung.

Soweit sind diese Ergebnisse sehr vielversprechend und bestätigen nun die Tendenz der bisherigen Studien zur Anwendung von intravaskulärer Bildgebung bei komplexen PCI. Aufgrund der Resultate scheint es, dass interventionelle Kardiologen bei angiografischen Interventionen eine intravaskuläre Bildgebung – trotz der verlängerten Dauer der Prozedur – reevaluieren sollten, und es scheint ausreichende Evidenz für eine Klasse-I-Empfehlung zu bestehen.

Literatur bei der Verfasserin

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