Herzinsuffizienz

Fernüberwachung im Langzeit-Test

Herzinsuffizienz-- Studien, die den Nutzen einer telemedizinischen Herzinsuffizienz-Betreuung untersuchten, haben widersprüchliche Ergebnisse hervorgebracht. Prognostisch vorteilhaft hat sich nun ein spezielles Betreuungsprogramm in einer deutschen Studie ausgewirkt – zumindest langfristig.

Von Peter Overbeck Veröffentlicht:
Die telemedizinische Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten könnte zur Prognoseverbesserung beitragen.

Die telemedizinische Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten könnte zur Prognoseverbesserung beitragen.

© Getty Images/iStockphoto

Herzinsuffizienz ist in Deutschland nach wie vor die häufigste Diagnose im Fall von Krankenhauseinweisungen. Zur Optimierung der Versorgung von Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz und reduzierter Auswurffraktion ist schon vor geraumer Zeit in Rahmen des Interdisziplinären Netzwerks Herzinsuffizienz (INH) das Behandlungskonzept HeartNetCare-HF entwickelt worden. Dieses Modell für ein „Remote Patient Management“ (RPM) kombiniert unter anderem Patienteninformation und -schulung mit einem strukturierten Telefonmonitoring durch speziell geschultes Pflegepersonal („Herzinsuffizienz-Schwestern“) als Schnittstelle in der bedarfsangepassten interdisziplinären Versorgung der Patienten.

In der randomisierten INH-Studie ist der Effekt des HeartNetCare-HF-Programms auf die Mortalität und die Krankenhauseinweisungen – der primäre kombinierte Endpunkt – im Vergleich zur Standardversorgung (usual care) bei 715 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und einer reduzierten linksventrikulären Funktion (LVEF ≤ 40 %) untersucht worden.

Einer 2012 publizierten Analyse zufolge ergab sich nach sechs Monaten bezüglich dieses Endpunktes kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (p = 0,89). Allerdings war die Mortalität in der mittels HeartNetCare-HF betreuten Gruppe niedriger als in der Kontrollgruppe mit Standardversorgung.

Follow-up auf bis zu 120 Monate erweitert

Im Rahmen der Extended(E)-INH-Studie sind inzwischen von einer Autorengruppe um Prof. Christiane Angermann, Uniklinikum Würzburg, bei einer größeren Patientengruppe (n = 1.022) die Effekte einer 18-monatigen Betreuung mittels HeartNetCare-HF auf den primären kombinierten Endpunkt (nach 18 sowie nach 60 Monaten) und auf die Mortalität (nach 120 Monaten) analysiert worden.

Im Hinblick auf die Inzidenzraten für den primären kombinierten Studienendpunkt bestanden weder nach 18 Monaten (60,7 % vs. 61,2 %) noch nach 60 Monaten (78,1 % vs. 82,8 %) signifikante Unterschiede zwischen der Gruppe mit HeartNetCare-HF-Versorgung und der standardmäßig versorgten Kontrollgruppe.

Niedrigere Mortalität nach fünf und zehn Jahren

Mit jeweils rund 20 % waren die Raten für die Gesamtsterblichkeit nach 18 Monaten zwischen beiden Gruppen zunächst nicht unterschiedlich. Sowohl nach 60 Monaten (41,1 % vs. 47,4 %; p = 0,040) als auch nach 120 Monaten (64,0 % vs. 69,6 %; p = 0,019) war die Mortalität dagegen in der mittels HeartNetCare-HF intensiver betreuten Gruppe jeweils signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (relative Risikoreduktion: 18 % respektive 17 %). Auch im Hinblick auf die kardiovaskuläre Mortalität sprachen die Raten nach 60 Monaten (25,0 % vs. 30,7 %; p = 0,055) und nach 120 Monaten (33,0 % vs. 39,8 %; p = 0,043) für die Gruppe mit HeartNetCare-HF.

Vorteile bzgl. der Lebensqualität

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität war nicht nur in der Interventionsphase, sondern auch noch nach 60 Monaten sowie nach 120 Monaten in der Gruppe mit HeartNetCare-HF-basierter Versorgung besser als in der Kontrollgruppe.

Nach Einschätzung der Studienautoren um Angermann könnte die niedrigere Mortalität nach fünf und zehn Jahren ein Langzeiteffekt der auf 18 Monate befristeten Teilnahme am HeartNetCare-HF-Programm sein. Sie räumen allerdings in ihrer Conclusio auch die Möglichkeit ein, dass sich die gezeigten Unterschiede dem Zufall verdanken könnten.

Fazit

Das Behandlungskonzept HeartNetCare-HF hatte auf den primären Endpunkt (Klinikeinweisungen und Sterblichkeit) keinen signifikanten Einfluss.

Doch ging es nach 5 und 10 Jahren mit einer niedrigeren Mortalität einher.

Literatur-- Angermann CE et al. J Am Coll Cardiol HF. 2022; https://doi.org/10.1016/j.jchf.2022.10.016

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