Gefahr durch perioperative Herzschäden

Nicht kardiale OP-- Auch bei Operationen, die nicht das Herz betreffen, kann es zu perioperativen Herzschäden kommen. Welche Ursachen diesen zugrunde liegen und wie diese mit der Mortalität in Verbindungen stehen, zeigt eine Studie.

Von Peter Overbeck Veröffentlicht:

Perioperative Myokardschädigungen (PMI) als potenzielle Komplikation von nicht kardialen Operationen stehen zunehmend im Fokus der Forschung. Aufgrund der Analgesie in der perioperativen Phase gehen solche Schädigungen zumeist nicht mit Symptomen einher. In der Routinepraxis bleiben sie deshalb in der Regel unentdeckt. Detektieren lassen sich PMI etwa durch ein systematisches perioperatives Troponin-Monitoring.

Ein solches Screening wird bei bestimmten Risikopatienten in den ESC-Leitlinien bereits empfohlen, es ist jedoch in der Praxis noch nicht auf breiter Basis implementiert. In Studien gewonnene Erfahrungen sprechen für eine heterogene PMI-Ätiologie. Mögliche Ursachen können Typ-1-Myokardinfarkte (Plaqueruptur als Ursache), Typ-2-Myokardinfarkte (Missverhältnis zwischen myokardialem Sauerstoffangebot und -bedarf), Tachyarrhythmien, akute Herzinsuffizienz sowie extrakardiale Erkrankungen wie Sepsis, Schlaganfall oder Lungenembolie sein.

Typ-2-Infarkte als häufigste Ursache

Eine Schweizer Gruppe um Dr. Christian Puelacher vom Universitätshospital Basel ist in einer großen prospektiven Multicenterstudie (BASAL PMI) der Frage nachgegangen, wie hoch die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse und die Mortalität bei operierten Patienten mit PMI abhängig von deren spezifischer Ätiologie sind. Basis der Analyse bildeten die Daten von 7.754 Patienten (45 % Frauen) im Alter zwischen 48 und 98 Jahren, die an drei Kliniken (zwei in der Schweiz, eine in Brasilien) einer nicht kardialen Operation unterzogen worden waren. Im Rahmen eines Screeningprogramms war bei 1.016 Patienten (13,1 %) anhand definierter Troponin-Anstiege eine PMI festgestellt worden.

Bei der zentral vorgenommenen Beurteilung der PMI-Fälle waren 7 % auf Typ-1-Myokardinfarkte, 4,6 % auf Tachyarrhythmien und 3,8 % auf akute Herzinsuffizienz zurückgeführt worden. In 10,7 % der Fälle war von einer primär extrakardialen Ursache ausgegangen worden. Den höchsten Anteil mit 73,8 %  hatten PMI, die ursächlich einem als wahrscheinlich erachteten Typ-2-Infarkt zugeschrieben wurden. Puelacher und sein Team haben zunächst die Häufigkeit von schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen (MACE: akuter Infarkt, akute Herzinsuffizienz, lebensbedrohende Tachyarrhythmien, kardiovaskulär verursachte Todesfälle) und die Gesamtmortalität im ersten Jahr nach der OP im Gesamtkollektiv analysiert. Mindestens ein MACE-Ereignis trat in dieser Zeit bei 8,8 % der Teilnehmer auf. Die 1-Jahres-Mortalität betrug 10,5 %.

Mehr MACE bei allen Ätiologien

In der großen Patientengruppe ohne PMI lag die MACE-Rate nach einem Jahr bei 7 %. Im Vergleich dazu waren alle PMI-Ätiologien mit einer höheren MACE-Rate assoziiert. Sehr hohe 1-Jahres-Raten für kardiovaskuläre Ereignisse von 30 %, 37 %, 49 % und 56 % ergaben sich, wenn extrakardiale Erkrankungen, Typ-1-Infarkte, Tachyarrhythmien respektive akute Herzinsuffizienz als Ursache der PMI ausgemacht worden waren. Im Fall von auf wahrscheinliche Typ-2-Infarkte zurückgeführte PMI betrug die MACE-Rate 17 %. Nach einem Jahr lag die Gesamtmortalität in der Patientengruppe ohne PMI bei 9 %. Alle PMI-Ätiologien waren auch bzgl. dieses Endpunktes mit höheren Raten assoziiert: Sie lagen bei 38 %, 28 %, 40 % und 49 %, wenn als Ursache der PMI extrakardiale Erkrankungen, Typ-1-Infarkte, Tachyarrhythmien oder akute Herzinsuffizienz vorlagen. Auf wahrscheinliche Typ-2-Infarkte zurückgeführte PMI waren mit einer Mortalität von 17 % assoziiert.

Nach Ansicht der Studienautoren zeigen diese Ergebnisse, dass die meisten PMI-Ätiologien mit „inakzeptabel hohen Raten“ bzgl. kardiovaskulärer Ereignisse und Mortalität einhergehen. Das wiederum signalisiere einen dringenden Bedarf an intensiveren Therapien

Fazit

Die häufigste Ursache für perioperative Myokardschädigungen bei nicht kardialen Operationen waren Typ-2-Myokardinfarkte.

Alle Ätiologien von perioperativen Myokardschädigungen gingen mit einer höheren MACE-Rate und einer höheren Mortalität einher.

Literatur-- Puelacher C et al. Eur Heart J. 2023; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac798

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