DGK-Jahrestagung

Herzen von Athletinnen reagieren anders

Sport-- Athletinnen trainieren definitionsgemäß mindestens 5 Tage/Woche im Schnitt 2 Stunden/Tag [1]. Auf intensives Training reagiert das weibliche Herz aber anders als das männliche, wie eine Expertin auf der Jahrestagung betonte.

Von Carola Göring Veröffentlicht:

Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Athleten betreffen auch die kardiale Adaptation beim Sport. Vermutlich spielen hormonelle, molekulare und genetische Mechanismen eine Rolle, wobei der hormonelle Einfluss der wichtigste sei, erläuterte Dr. Susanne Berrisch-Rahmel aus Düsseldorf. Insgesamt gebe es viel zu wenig Studiendaten, die zeigen, wie das weibliche Herz auf intensives Training reagiert, zitierte die Sportkardiologin zwei aktuelle Reviews [2, 3]. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass jungen Frauen und auch Mädchen erst seit relativ kurzer Zeit Zugang zu fast allen, auch männertypischen Sportarten wie Marathonlaufen, haben.

„Der Begriff des zyklusbasierten Trainings ist gerade wieder in.“

Die Herzen von Sportlerinnen zeigen eher eine exzentrische Hypertrophie und weniger eine konzentrische linksventrikuläre Hypertrophie. Letztere ist bei männlichen Athleten häufiger. Insgesamt erfüllen Sportlerinnen seltener die Kriterien eines Athletenherzes. Bei arrhythmogenen Kardiomyopathien oder Myokarditiden wurden keine geschlechterabhängigen Unterschiede gefunden, erläuterte Berrisch-Rahmel, hypertrophe Kardiomyopathien überwiegen bei männlichen Sportlern [2].

Folgeerkrankungen und Veränderungen bei aktiv Sporttreibenden

Vorhofflimmern sei bei Athletinnen viel seltener als bei Männern, komme jedoch auch vor. Berrisch-Rahmel nannte die Kanutin Birgit Fischer, die beim letzten geplanten olympischen Wettkampf nicht antreten konnte, da sie kurz vorher Vorhofflimmern bekam. Vielleicht wird Vorhofflimmern in den nächsten Jahren bei Sportlerinnen noch zunehmen, denn die aktuellen Zahlen gründen auf Trainingsbelastungen von vor 30–40 Jahre. Damals hatten die Frauen vermutlich noch nicht so große Trainingsbelastungen, gab Berrisch-Rahmel zu bedenken, und daher hätten diese Sportlerinnen heute keine bzw. weniger strukturelle Veränderungen, die Vorhofflimmern begünstigen [2]. Auch Verkalkungen der Herzkranzgefäße (CAC) und Myokardfibrosen treten bei Frauen seltener auf als bei Männern. Eine These ist, dass Frauen bis zur Menopause eine bessere Blutdruckregulation haben und damit Blutdruckspitzen, die Männer beim hochintensiven Training erleben, bei Frauen nicht in dem Ausmaß auftreten. Beim plötzlichen Herztod haben die Frauen anscheinend einen hormonellen Schutz, sagte die Sportkardiologin, hier seien jedoch noch viele Fragen offen [2].

Menstruationsadaptiertes Training

Der Menstruationszyklus steht in Relation zur Leistung [4]. Der Begriff des zyklusbasierten Trainings sei gerade wieder „in“, aber nichts Neues, erläuterte Berrisch-Rahmel. In der ehemaligen DDR z. B. wurde konkret zyklusadaptiert trainiert. Es gibt Empfehlungen, das hochintensive Training eher in der ersten Zyklushälfte bzw. der Follikelphase zu machen. Der Trainingsplan hänge jedoch auch von der Sportart ab, ergänzte Berrisch-Rahmel. Noch ein Praxistipp: Eisenmangel bei Athletinnen sollte regelmäßig mit entsprechenden Screenings ausgeschlossen werden

Fazit

Die Herzen von Athletinnen reagieren anders auf intensiven Sport als die Herzen von Athleten.

Auch weisen aktiv Sport treibende Frauen andere Inzidenzen von Folgeerkrankungen auf.

Der Menstruationszyklus der Frau steht in Relation zu ihrer Leistungsfähigkeit.

Quelle-- 89. DGK-Jahrestagung, 12. bis 15. April 2023, Mannheim

Literatur--

1. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und- fachpersonal/kardiologie-interdisziplinaer/ wer-ist-ueberhaupt-leistungssportler.html
2. Castelletti S et al. Eur Cardiol. 2021;16:e47; https://doi.org/10.15420/ecr.2021.29
3. Zhu JW et al. Euro Heart J. 2022;43:1609-11
4. Elliot-Sale KJ et al. Sports Med. 2021;51:843-61
4. Carmichael MA et al. Int J Environ Res Public Health. 2021;18:1667

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