Internetaffine haben seltener Demenz

Prävention--Ältere Erwachsene, die regelmäßig das Internet nutzen, laufen laut Ergebnissen einer Studie geringere Gefahr, eine Demenz zu entwickeln. Einiges spricht dafür, dass die Beziehung kausaler Natur ist.

Von Robert Bublak Veröffentlicht:

Betrachtet man weite Bereiche des Inhalts, kommt man nicht sofort auf den Gedanken, der Gebrauch des Internets könnte sich günstig auf die geistigen Fähigkeiten seiner Nutzer auswirken. Zumindest für ältere Erwachsene ist das aber womöglich der Fall. Vermuten lassen das die Resultate der noch laufenden HRS-Studie, an der ≥ 50-jährige US-Amerikanerinnen und -Amerikaner beteiligt sind. Sie werden in zweijährlichen Abständen interviewt und geben u. a. Auskunft über ihre Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit. Ein Forscherteam der New York University um Gawon Cho hat Daten von über 18.000 Teilnehmern der HRS (53 % Frauen), zu Studienbeginn frei von Demenz, ausgewertet. Von Interesse war, wie die Nutzung des Internets mit der Demenz-Inzidenz über einen Zeitraum von bis zu 17 Jahren zusammenhängt. Eine Demenz wurde anhand des „modified Telephone Interview for Cognitive Status“ (TICSm) festgestellt. HRS-Probanden, die sich als regelmäßige Nutzer des Internets zu erkennen gaben – rund zwei Drittel – wiesen ein um mehr als 40 % geringeres Demenzrisiko auf als unregelmäßige Nutzer (Hazard Ratio, HR: 0,57). Bildungsgrad, Geschlecht, Ethnie und Zugehörigkeit zur jeweiligen, in 10-Jahres-Abständen gebildeten Generationskohorte waren dabei unerheblich. Kumulativ senkte jede zusätzliche Befragungswelle, in der regelmäßige Nutzung angegeben wurde, das Demenzrisiko um 20 %.

Ein Fall von reverser Kausalität?

Mit Blick auf die Internetnutzung ergab sich eine U-förmige Kurve. Nutzungszeiten von bis zu zwei Stunden pro Tag schienen mit dem geringsten Demenzrisiko einherzugehen. Internetabstinenz, aber auch längere Nutzungszeiten, vor allem ≥ 6 Stunden, schienen das Risiko zu erhöhen. Eine Signifikanz wurde aber nicht erreicht, womöglich aufgrund zu kleinen Stichprobe. Es liegt nahe, hinter den Ergebnissen eine reverse Kausalität zu vermuten. Die Autoren versuchten, dem zu entgehen. Zum einen benutzten sie das statistische Werkzeug der reversen Wahrscheinlichkeitsgewichtung, um Unterschiede z. B. im TICSm auszugleichen, die zu Beginn zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Internetnutzern bestanden haben mochten, nicht dem Zufall geschuldet waren und sich auf die Ergebnisse auswirken konnten. Zum anderen überprüften sie die Ergebnisse in einer Kohorte, die über zwei Jahre hinweg keine Änderungen im TICSm zeigten. Mit beiden Methoden ergab sich eine Reduktion des Demenzrisikos für regelmäßige Nutzer des Internets von ca. 40 %. „Regelmäßige Internetnutzer haben verglichen mit unregelmäßigen Nutzern ein nahezu halbiertes Demenzrisiko“, folgern Cho und Kollegen. Exzessive Nutzung könne dieses Risiko aber erhöhen. Zu klären bleibe, welche Nutzungsmuster genau mit kognitiver Gesundheit verbunden seien, ohne potenzielle Nebenwirkungen aus dem Blick zu verlieren. Robert Bublak

Literatur-- Cho G et al. J Am Geriatr Soc. 2023; https://doi.org/10.1111/jgs.18394

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