Intravaskuläre Bildgebung: Durchbruch bei der PCI?

Kommentar--

Ein Kommentar von Prof. Adnan Kastrati und Dr. Tobias Rheude Veröffentlicht:

Der Präsentation von gleich drei randomisierten Studien und einer Metaanalyse zur OCT-gesteuerten PCI beim ESC-Kongress wurde mit großen Erwartungen entgegengefiebert. Die Autoren der ILUMIEN-IV-Studie randomisierten 2.487 Hochrisikopatienten an 80 Zentren in 18 Ländern in eine OCT- oder Angiografie-gesteuerte PCI [1]. Die OCT-gesteuerte PCI führte zu einem signifikant besseren akuten Implantationsergebnis. Obwohl keine signifikante Reduktion des primären klinischen Endpunkts Zielgefäßversagen nach 2 Jahren zu sehen war, ließ sich durch den Einsatz der OCT-Bildgebung die Rate an Stentthrombosen über den gesamten Studienzeitraum signifikant reduzieren: durch deren Einsatz bei 111 Patienten wurde eine Stentthrombose verhindert.

Prof. Adnan Kastrati--Deutsches Herzzentrum München

Prof. Adnan Kastrati--Deutsches Herzzentrum München

© DHM

Dr. Tobias Rheude-- Deutsches Herzzentrum München

Dr. Tobias Rheude-- Deutsches Herzzentrum München

© DHM

Die Reduktion von Stentthrombosen durch die OCT-gesteuerte PCI war mutmaßlich auf eine bessere Stentauswahl und -implantation sowie die Erkennung akuter prozeduraler Komplikationen, wie Ausmaß einer Malapposition oder Gefäßdissektion, zurückzuführen. Obendrein sind die Ergebnisse der OCTOBER-Studie zu berücksichtigen, die bei 1.201 Patienten mit Bifurkationsläsionen zeigte, dass eine OCT-gestützte PCI zu einer 30%igen Reduktion unerwünschter kardiovaskulärer Ereignisse nach zwei Jahren führte (10,1 vs. 14,1 %; p = 0,035) [2]. Die OCTIVUS-Studie zeigte bei 2.008 Patienten, dass die OCT-Bildgebung und der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) als gleichwertig anzusehen sind und unserer Meinung nach entsprechend der lokalen Expertise in der klinischen Routine eingesetzt werden sollten [3].

Die beiden erstgenannten Studien wurden auch in einer bisher noch unveröffentlichten Metaanalyse berücksichtigt, die bei 12.428 Patienten aus 20 Studien zeigte, dass der zusätzliche Einsatz intravaskulärer Bildgebung (OCT oder IVUS) bei der PCI zu einer 31%igen Reduktion von Zielgefäßversagen führt. Erwähnenswert ist, dass eine zusätzliche OCT-Bildgebung nicht mit einer erhöhten Rate prozeduraler Komplikationen, wie u. a. kontrastmittelinduziertem Nierenversagen, verbunden ist, bei etwas längeren Prozedurzeiten und einem höheren Kontrastmittelverbrauch gegenüber der rein angiografiegesteuerten PCI.

Fazit: In Zusammenschau der robusten Evidenz aus den aktuellen Studien sollte die intravaskuläre Bildgebung verstärkt bei der PCI berücksichtigt werden, um die langfristigen Ergebnisse unserer Patienten nach Stentimplantation weiter zu optimieren.

Literatur--
1. Ali ZA et al. N Engl J Med. 2023; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2305861
2. Holm NR et al. N Engl J Med. 2023; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2307770
3. Kang DY et al. Circulation. 2023; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.123.066429

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