Kommunikation, Vernetzung und kardiovaskuläre Forschung
ALKK-- Die die Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte e.V., vertritt die leitenden Ärzte von kardiologischen Fachabteilungen aus über 250 Kliniken. Der neue Vorsitzende, Prof. Christian Perings, spricht mit Cardio News über die Aufgaben der ALKK allgemein und seine Pläne für den Vorsitz.
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Die Karriere-Akademie der ALKK bietet Fortbildungen z. B. zu Ökonomie und Führung.
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Herr Professor Perings, Sie sind seit kurzem Vorsitzender der ALKK. Was war Ihre Motivation, diese Aufgabe zu übernehmen?
Seit 2007 bin ich Mitglied der ALKK und habe im Verlauf der Jahre viel Gremienarbeit geleistet und war Teil einer aktiven Gruppe, die strukturellen Änderungen innerhalb der ALKK auf den Weg gebracht hat. Diese haben in den vergangenen Jahren zu einer deutlicheren Sichtbarwerdung der ALKK als die Gruppe, die im stationären Versorgungsalltag die meisten Patienten in Deutschland betreut, innerhalb der DGK beigetragen. Da wir in der ALKK-Führung ein regelhaft rotierendes System leben, war es eine durchaus logische Konsequenz, nach all den Jahren und mit ausreichend berufspolitischer Erfahrung selber einmal Führungsverantwortung zu übernehmen.
Die ALKK sieht sich als Vertretung aller Kardiologinnen und Kardiologen, die in leitenden Funktionen im Krankenhaus Verantwortung tragen. Warum braucht es Ihrer Ansicht nach die ALKK überhaupt, kommt die Kardiologie etwa zu kurz?
Die ALKK vertritt über 270 Kliniken mit kardiologischen Fachabteilungen unterschiedlicher Ausrichtung und spiegelt damit quantitativ den größten Teil der an stationärer Versorgung beteiligten Kardiologen in Deutschland wider. Hier liegen die Bedürfnisse gänzlich anders als in der niedergelassenen Kardiologie (BNK), aber auch als in der universitären Medizin. So dient die ALKK als Sprachrohr für Regel- und Schwerpunktversorgung auf Spitzenniveau und repräsentiert innerhalb der inneren Medizin das größte stationäre Teilgebiet – natürlich muss sie dementsprechend separat vertreten, gesehen und gehört werden.

Prof. Christian Perings ist ärztlicher Direktor des St.-Marien-Hospital Lünen und Vorstand der ALKK.
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Mit welchen Herausforderungen haben Sie in Ihrer neuen Position zu tun?
Gerade jetzt befinden wir uns in gesundheitspolitisch besonders schwierigen Zeiten. Die Finanzierung des Systems ist mehr als infrage gestellt und bedroht insbesondere den stationären Sektor. Neben den perspektivischen Reformgedanken von Herrn Gesundheitsminister Lauterbach sowie der bereits aktiven Veränderung der Krankenhauslandschaft in Nordrhein-Westfalen entlang der Krankenhausstrukturänderung durch Herrn Minister Laumann, mit Leistungskonzentration auch der Kardiologie in Teilbereichen und nicht mehr der Fläche, trifft uns insbesondere der Katalog „ambulantes Operieren“ in der stationären Kardiologie. Hier gilt es, eine Integration von bisher überwiegend in den Kliniken erbrachten Leistungen in ein ambulantes Setting zu realisieren, und dies auch noch idealerweise kostenneutral. Dies stellt die gesamte stationäre Kardiologie momentan vor eine Herkulesaufgabe.
Welche Ziele verfolgen Sie?
Zufrieden wäre ich, wenn der ALKK eine erfolgreiche und sichtbare Begleitung bei der Umsetzung der zuvor genannten Punkte für die stationäre Kardiologie gelänge, und „das Wort“ der ALKK-Vertreter zukünftig mehr gesundheitspolitisches Gewicht bekäme.
Die kardiologische Versorgung steht vor enormen Herausforderungen (Ambulantisierung, Mangel an Ärzten und Pflegekräften, Digitalisierung, ökonomische Einschnitte usw.). Wie kann die ALKK den klinisch tätigen Kardiologen helfen, diese Herausforderung zu meistern?
Wesentliche Pfeiler, auf denen die ALKK fußt, sind die Information, der Austausch sowie die Teilhabe. So kommunizieren wir untereinander mittels Newslettern, gesundheitspolitischen Workshops, internen Fort- und Weiterbildungen sowie der Möglichkeit einer internen, ausschließlich Mitgliedern zugänglichen Chatfunktion im Sinne einer Informations- und Austauschbörse. So können sich unsere Mitglieder untereinander kurzschließen, um für wiederkehrende Probleme nicht immer standortbezogen das Rad neu erfinden zu müssen. Darüber hinaus nutzt die ALKK ihre berufspolitische Vernetzung zu anderen Verbänden auch und insbesondere, um die von Ihnen genannten erheblichen Herausforderungen der Gegenwart in unserem Interesse beeinflussen zu können.
Die ALKK engagiert sich ja auch für die kardiovaskuläre Forschung. Können Sie kurz skizzieren, was sich in dieser Hinsicht tut?
Wesentlicher Kooperationspartner der ALKK im Rahmen von zumeist versorgungsforschenden Projekten ist das Institut für Herzinfarktforschung (IHF) in Ludwigshafen, das ja ursprünglich einmal als Ausgründung für Forschungszwecke aus der ALKK hervorgegangen ist. Innerhalb unseres Verbandes gibt es einen Arbeitsbereich für Versorgungsforschung unter der Leitung von Herrn Prof. Zahn, Ludwigshafen, der einen Großteil der in die Fläche getragenen Forschungsaktivitäten koordiniert und begleitet. Die ALKK repräsentiert dabei den größten Zusammenschluss forschender Kliniken in Deutschland mit einem hohen Publikations-Output in Form wissenschaftlicher Abstracts und Originalpublikationen.
Frauen in der Kardiologie gibt es inzwischen viele, in Führungspositionen sind sie aber noch immer kaum vertreten. Was denken Sie, woran das liegt? Was tut die ALKK, um die Geschlechtergerechtigkeit in der Kardiologie zu fördern?
Bereits vor einigen Jahren hat die ALKK ein eigenes „Frauen-Netzwerk“ unter der Leitung von Frau PD Dr. Neitzel-Wittke aus Möchengladbach etabliert. Mit Frau Prof. Dr. Mehilli aus Landshut ist ebenfalls eine exponierte Kardiologin die Tagungsleiterin unserer nächsten Jahrestagung und Vorstandsmitglied. Dennoch, und da haben Sie recht, beträgt der Anteil von Frauen innerhalb der ALKK und damit in kardiologischen Führungspositionen nur ca. 6 Prozent, obwohl er in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen ist.
Auch, aber nicht ausschließlich, um Frauen zu fördern, hat die ALKK just eine Karriere-Akademie gegründet, deren erste Veranstaltung in 2024 stattfindet und in der es neben führungsspezifischen Themen wie Ökonomie und Führung, auch um Bereiche wie die Vereinbarung von Beruf- und Familie geht. Hier könnten sich z. B. die vielen Oberärztinnen aus den ALKK-Häusern bewerben und wiederfinden, wodurch wir einen Beitrag zur Karriereförderung und Verankerung von Frauen in Führungspositionen leisten.
Vielen Dank für das Gespräch!