Plötzlicher Herztod

MRT-Befunde bessern Risikoprädiktion kaum

Plötzlicher Herztod-- Die bisher übliche Methode zur Abschätzung des Herztod-Risikos von Postinfarktpatienten – über die LVEF – hat nur eine moderate Aussagekraft. Nach neuesten Erkenntnissen des Großprojektes PROFID helfen MRT-Befunde allerdings auch nicht weiter.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
MRT-Befunde wurden mind. 40 Tage nach dem Infarkt erhoben.

MRT-Befunde wurden mind. 40 Tage nach dem Infarkt erhoben.

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Durch Berücksichtigung bestimmter MRT-Befunde lässt sich die Risikoprädiktion eines plötzlichen Herztodes offenbar doch nicht verbessern. PD Dr. Nikolaos Dagres vom Herzzentrum Leipzig stellte beim ESC-Kongress neueste Erkenntnisse des internationalen Großprojektes PROFID vor. „Die Ergebnisse unserer Analyse zeigen, dass die LVEF nur ein moderater Prädiktor für den plötzlichen Herztod bei Patienten nach einem Myokardinfarkt ist“, berichtete der Kardiologe in einer ESC-Pressemitteilung. Zudem stellte sich heraus, dass andere, bisher als potenzielle Kandidaten geführte Prädiktoren, klinische Daten und MRT-Befunde die Performance nicht steigern können, so Dagres.

Ziel ist es, einen Risikokalkulator zu entwickeln

Damit konnte das gesteckte Ziel des PROFID-Projektes bisher nicht erreicht werden. PROFID wurde ins Leben gerufen, um aus den daraus gewonnenen Daten ein Prädiktionsmodell zur Abschätzung des Herztodrisikos entwickeln zu können. Dieser Risikokalkulator, so die Hoffnung, soll Ärzte dabei unterstützen, die „richtigen“ Patientinnen und Patienten für eine prophylaktische ICD-Implantation zu selektieren. Bisher wird die Risikostratifizierung überwiegend über die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) vorgenommen. Die Leitlinien empfehlen eine ICD-Implantation bei Patienten nach einem Myokardinfarkt nur dann, wenn die LVEF ≤ 35 % gefallen ist. Dass die LVEF alleine das Risiko aber nur mäßig gut abbildet, hat sich in einer ersten Analyse des PROFID-Projekts mit 8.403 ICD-Patienten und 120.445 Nicht-ICD-Patienten gezeigt. In dieser Population erreichte ein ausschließlich auf der LVEF basierendes Vorhersagemodell eine „Area under the Curve“ von 0,614.

Einbeziehung von „Grey Zone“ und Kernzone

In einem zweiten Schritt wurde versucht, mit MRT-Befunden – die mindestens 40 Tage nach dem Infarkt erhoben wurden – die Aussagekraft zu verbessern; berücksichtigt wurden insbesondere die Kernzone des Narbengewebes und die sog. „Grey Zone“, auch Periinfarktzone genannt (gräuliche Übergangszone zwischen hellem Infarktkern und dunklem gesunden Myokard). Diese Analyse basierte auf Daten von 2.156 Postinfarktpatienten, die eine mittlere LVEF von 36,8 % aufwiesen und durchschnittlich 36 Monate lang nachverfolgt worden sind. Wider Erwarten konnte der Einschluss der MRT-Parameter die Vorhersagekraft des Modells nicht verbessern.

„Wir haben auch festgestellt, dass das Risiko für einen plötzlichen Herztod bei Patienten mit einer LVEF von 35 % oder niedriger gering ist und dass es bei Patienten mit einer LVEF von über 35 % sehr gering ist“, berichtete Dagres über ein weiteres Ergebnis der Analyse.

Die aktuellen Erkenntnisse liefern wichtige Informationen für den zweiten, randomisierten Part des Großprojektes.

Quelle-- ESC-Congress, 26.-29.08.22 in Barcelona

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