EHRA-Kongress

Ösophagus-Fisteln: selten, aber tödlich

Katheterablation-- Ösophagus-Fisteln sind eine seltene, aber überaus lebensbedrohliche Komplikation nach Katheterablationen. Daten zu deren Auftreten gibt es bis dato aber kaum. Eine Registeranalyse bringt nun neue Erkenntnisse.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Selten kann es nach Katheterablationen zu Ösophagus-Fisteln kommen. Wenn es dazu kommt, ist die Sterblichkeit aber sehr hoch. Umso wichtiger ist es, über diese Komplikation gut Bescheid zu wissen. Derzeit gibt es aber nur wenige Daten dazu. Ein internationales Kardiologenteam um Prof. Roland Richard Tilz und Dr. Vanessa Schmidt hat deshalb die POTTER-AF-Studie ins Leben gerufen – ein internationales Register, dessen Ziel es war, die Inzidenz und weitere Charakteristika von Ösophagus-Fisteln nach Katheterablationen zu dokumentieren. Tilz hat die Registerergebnisse beim EHRA-Kongress präsentiert, parallel sind sie im European Heart Journal publiziert worden. 553.729 Ablationsprozeduren an 214 Zentren sind retrospektiv analysiert worden. Die Hauptergebnisse sind:

Die Inzidenz von Ösophagus-Fisteln betrug 0,025 % (überwiegend atrioösophageale Fisteln); nach Radiofrequenzablationen war die Rate mit 0,038 % signifikant höher als nach Kryoablationen mit 0,0015 % (p < 0,0001).

Im Mittel vergingen 18 Tage, bis sich Beschwerden bemerkbar machten (das ist kürzer als in früheren Berichten), die mittlere Dauer bis zur Diagnose lag bei 21 Tagen.

Das häufigste Symptom war Fieber (59,3 %), gefolgt von Brustschmerz/Odynophagia (54,2 %) und neurologischen Störungen (44,1 %).

In 80,2 % der Fälle wurde die Diagnose mittels Thorax-CT gestellt.

Alle Patienten wurden mit Antibiotika i.v. behandelt.

Bei 47,4 % wurde eine Ösophagus-OP vorgenommen, in 19,8 % der Fälle wurde die Komplikation endoskopisch behandelt und in 32,8 % konservativ.

Die Gesamtmortalität lag bei 65,8 %, 18,8 % der überlebenden Patienten zogen Langzeitfolgen davon.

Signifikant niedriger war das Sterberisiko, wenn eine OP (51,9 %) oder ein endoskopischer Eingriff (56,5 %) vorgenommen wurde im Vergleich zum konservativen Management (89,5 %; Odds Ratio, OR: 7,463; p < 0,001).

Die Prognose im Falle von Ösophagus-Fisteln ist also sehr schlecht. Trotz allem scheint es Möglichkeiten zu geben, mit denen sich die Situation verbessern lässt. So gingen in einer multivariablen Regressionsanalyse eine Temperaturüberwachung in der Speiseröhre (OR: 0,231; p = 0,012), eine Ösophagus-OP (OR: 0,329; p = 0,027) und ein Eingriff unter bewusster Sedierung (OR: 0,229; p = 0,030) mit signifikant besseren Überlebenschancen einher. Die Verwendung einer ösophagealen Temperatursonde könnte den Autoren zufolge auch zur Prävention von Ösophagus-Fisteln beitragen: „Der Einsatz einer Temperatursonde scheint ein möglicher Weg zu sein, um das Risiko für eine ösophageale Überhitzung und Abkühlung zu senken, und stellt deshalb eine potenzielle Strategie zur Verhinderung von Ösophagus-Verletzungen dar“, schreiben sie. Der häufige Einsatz intraösophagealer Temperaturmessungen bei Kryoablationen könnte auch eine Erklärung sein, warum es bei dieser Ablationsmethode seltener zu Ösophagus-Fisteln kommt.

Eine operative oder endoskopische Intervention bezeichnen die Autoren als „obligatorisch“, um die Überlebenschancen zu verbessern. Wie die Kardiologen betonen, spielt der Zeitpunkt der Diagnose dabei eine wesentliche Rolle. Denn in POTTER-AF erhielten Patienten, bei denen die Fistel früh detektiert wurde, eher eine Endoskopie oder Chirurgie, wohingegen Patienten, bei denen die Komplikation erst spät entdeckt wurde, häufiger konservativ therapiert wurden. Allerdings ist hier ein potenzieller Selektionsbias zu beachten (bei kränkeren Patienten konnte ggf. keine OP mehr vorgenommen werden).

Fazit

Bei 0,025 % der Katheterablationen kam es zu einer Ösophagus-Fistel.

Die Gesamtmortalität lag bei 65,8 %.

OP und Endoskopie gingen mit besseren Überlebenschancen einher.

Quelle-- EHRA, 16. bis 18.04.2023, Barcelona

Literatur-- Tilz RR et al. Eur Heart J. 2023; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad250

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