ACC-Kongress

Statine mildern offenbar Anthrazyklin-bedingte Kardiotoxizität

Kardioonkologie-- Eine prophylaktische Statingabe könnte der Kardiotoxizität von Anthrazyklinen vorbeugen. Darauf deuten die Ergebnisse einer randomisierten Doppelblindstudie mit Lymphompatienten hin.

Von Dirk Einecke Veröffentlicht:
Beim ACC-Kongress in New Orleans kamen Teilnehmer der ganzen Welt. Im nächsten Jahr findet der ACC in Atlanta statt.

Beim ACC-Kongress in New Orleans kamen Teilnehmer der ganzen Welt. Im nächsten Jahr findet der ACC in Atlanta statt.

© © ACC/Nick Agro 2023

Anthrazykline werden zur Behandlung mehrerer Tumoren eingesetzt, besonders regelmäßig und in hoher Dosis bei Lymphomen. Über eine Million Menschen werden jährlich mit diesen Chemotherapeutika behandelt. Herzschädigungen, von der Pumpfunktionsstörung bis zur irreversiblen Herzinsuffizienz, sind eine relativ häufige Nebenwirkung, die ihren Einsatz limitiert.

Lange Zeit hat man nach präventiven Maßnahmen geforscht, um die Kardiotoxizität abzumildern, mit enttäuschenden Resultaten. Zuletzt waren Statine in den Fokus des Interesses gerückt. Eine 2-Jahres-Studie bei Brustkrebspatientinnen hatte aber keinen Schutzeffekt ergeben. Allerdings werden Anthrazykline bei Lymphomen höher dosiert und die Kardiotoxizität ist hier ausgeprägter als beim Mammakarzinom.

Doppelblindstudie mit 300 Lymphompatienten

Vor diesem Hintergrund wurde vom US-amerikanischen „National Heart, Lung, and Blood Institute“ die doppelblinde randomisierte STOP-CA-Studie finanziert, für die 300 Lymphompatienten rekrutiert wurden. Sie erhielten Anthrazykline in einer medianen Dosis von 300 mg/m2. Die Hälfte nahm ein Jahr lang zusätzlich 40 mg/d Atorvastatin ein, beginnend am Tag vor der Anthrazyklin-Dosis.

Deutlich geringeres Risiko für LV-Dysfunktion

Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) wurde vor Studienbeginn und nach einem Jahr bestimmt. Primärer Endpunkt war ein LVEF-Abfall um mindestens 10 % auf LVEF-Werte unter 55 %. Ein solcher LVEF-Abfall wurde bei 9 % der mit Atorvastatin geschützten Patienten beobachtet sowie bei 22 % der Patienten in der Kontrollgruppe (p = 0,002).

Vergleicht man den durchschnittlichen Abfall der Ejektionsfraktion in Verum- und Kontrollgruppe, so ergab sich ein zwar signifikanter, aber absolut geringer LVEF-Unterschied von 1,3 %.

Zudem fehlt noch der Nachweis, dass die prophylaktische Statingabe vor symptomatischer Herzinsuffizienz schützt. Die LV-Dysfunktion – primärer Endpunkt der vorliegenden Studie – korreliert aber sehr gut mit der Entwicklung einer manifesten Herzschwäche, so Studienleiterin Prof. Marielle Scherrer-Crosbie, Hospital of the University of Pennsylvania in Philadelphia.

Option für Hochrisikopatienten

Deshalb hält sie das Studienergebnis für klinisch relevant. „Wir denken, dass mit Anthrazyklinen behandelte Lymphompatienten, die ein hohes Risiko für eine Kardiotoxizität aufweisen, von Statinen profitieren, so Scherrer-Crosbie. Ein hohes Risiko liegt vor bei älteren und adipösen Patientinnen und Patienten vor und bei solchen, die hohe Anthrazyklin-Dosen benötigen.

Die Atorvastatin-Therapie wurde gut vertragen und reduzierte das LDL-Cholesterin in der Verumgruppe um 37 %. Da für die Studie Patienten mit Statin-Indikation sowie reduzierter Pumpfunktion ausgeschlossen waren, war das Kollektiv vermutlich herzgesünder, als es Lymphompatienten üblicherweise sind.

Fazit

EIne prophylaktische Statingabe hat bei Lymphompatienten, die mit Anthrazyklinen behandelt werden, den LVEF-Abfall abgemildert.

Im Falle eines hohen KardiotoxizitätRisikos könnten Statine laut der Studienautorin deshalb eine Option darstellen.

Quelle-- Late-Breaking Clinical Trials I, ACC-Kongress 2023, 4. bis 6. März 2023 in New Orleans

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