EuroPCR

Trainieren für eine frühere Entlassung

TAVI-- Ein Klinikaufenthalt lässt sich nach einer TAVI offenbar durch Implementierung eines speziellen Trainings deutlich verkürzen. Und das ohne Gefährdung der Patientinnen und Patienten, berichten Kardiologen.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Nach einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) können Patientinnen und Patienten nach klinikinterner Implementierung eines speziellen Trainingsprogramms offenbar schneller entlassen werden – ohne dabei die Sicherheit der Patienten zu gefährden. Dafür sprechen die Ergebnisse der randomisierten FAST TAVI II-Studie. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass ein einfaches und rasch durchzuführendes Trainingsprogramm effektiv und sicher die Länge des Krankenhausaufenthaltes reduzieren und den Patientenanteil, der nach einer transfemoralen TAVI früh entlassen wird, steigern kann“, so das Fazit des Autors Dr. Eric Durand, der die Daten beim EuroPCR 2023 vorstellte.

Wie der französische Kardiologe berichtete, wurde in ihrer Klinik bereits 2012 ein minimalistischer Ansatz entwickelt, um das Management bei TAVI zu vereinfachen. Diese Strategie impliziert die Durchführung einer transfemoralen TAVI unter Lokalanästhesie. Die Patienten werden nach dem Eingriff für mindestens 24 Stunden auf Intensivstation überwacht, inklusive eines EKG-Monitorings, und vor Entlassung mittels einer transthorakalen Echokardiografie untersucht. Früher entlassen werden nur Patienten, die keine größeren Komplikationen durchgemacht haben (keine schweren Blutungen, Nierenstörungen, kein neuer Linksschenkelblock usw.). Nach der Entlassung erfolgen ambulante Nachsorgekontrollen, inkl. einer systematischen Echokardiografie.

Deutlich mehr Patienten konnten früh entlassen werden

In FAST-TAVI wurde nun ein spezielles Trainingsprogramm untersucht, welches das TAVI durchführende Personal und die Patienten selbst auf eine solche frühe Entlassung vorbereitet: inklusive Maßnahmen zur Komplikationsvermeidung, Fortbildungen usw. In der Studie wurden nicht Patienten, sondern Zentren randomisiert. Die Kontrollgruppe bestand aus zehn Kliniken mit üblicher TAVI-Versorgung. In der Interventionsgruppe wurde an zehn Krankenhäusern ein Training abgehalten und anschließend ein Aktionsplan implementiert. Entsprechend 860 Patientinnen und Patienten, die in den Kontroll-Zentren mittels TAVI behandelt worden sind, und 969 Patienten aus den Interventions-Zentren wurden 30 Tage lang nachverfolgt. Den primären Endpunkt stellte der Patientenanteil dar, der früh – sprich innerhalb von drei Tagen – aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Dieser war in der Interventionsgruppe tatsächlich signifikant höher als in der Kontrollgruppe (58,1 % vs. 42,3 %; p <0,0001). Die Intervention wirkte dabei unabhängig davon, welche Art von TAVI-Klappen – ballon- vs. selbstexpandierbare – implantiert worden waren; sprich, in beiden Fällen konnten die Patienten durch Implementierung des TAVI-Programms früher entlassen werden. Auch die Gesamtlänge des Krankenhausaufenthaltes nach TAVI-Prozeduren war in den Zentren, in denen das Programm implementiert wurde, deutlich reduziert (von 4 auf 3 Tage; p < 0,0001).

Sicherheit gewährleistet – bei bestimmten Voraussetzungen

Eine Gefährdung der Patienten durch die frühere Entlassung konnten die französischen Kardiologen nicht feststellen. So verstarben 0,5 % der Patientinnen und Patienten, die in den Interventions-Zentren eine TAVI erhalten hatten, während der kommenden 30 Tage und 1 % der Patienten aus den Kontroll-Zentren (p = 0,29). Ebenso wenig kam es infolge des Trainingsprogramms zu einem signifikanten Zuwachs an erneuten Krankenhauseinweisungen in den kommenden 30 Tagen (bei 4,6 % der Interventions- vs. 2,8 % der Kontroll-Patienten; p = 0,28). Wobei es hier wichtig zu erwähnen ist, dass die frühe Entlassung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft war (s. Ausführungen weiter oben)

Fazit

Ein spezielles Trainingsprogramm, welches das Krankenhauspersonal und die Patienten mit einbezieht, fördert eine frühere Krankenhausentlassung nach TAVI-Prozeduren.

Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten in den Kliniken mit einem entsprechenden Protokoll scheint dieser Studie zufolge dadurch nicht gefährdet zu sein.

Quelle-- EuroPCR-Kongress 2023, 16. bis 19. Mai 2023, Paris

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