Wie benigne ist VHF bei Jüngeren?

Frühzeitige Ablation-- Frühzeitige Ablation von Vorhofflimmern war in einer Kohortenstudie bei Patienten und Patientinnen unter 45 Jahren mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und VHF-Rezidive assoziiert als eine spätere Intervention. Die Komplikationsrate lag bei unter 1 %.

Von Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Wird die Ablation früher durchgeführt, treten deutlich weniger Rezidive auf. Jim Dowdalls/Science Photo Library

Wird die Ablation früher durchgeführt, treten deutlich weniger Rezidive auf.

© Jim Dowdalls/Science Photo Library

Ob es ratsam ist, eine Radiofrequenzablation (RFA) bei jüngeren Personen mit Vorhofflimmern frühzeitig innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose durchzuführen, hat ein chinesisches Team in einer Kohortenstudie untersucht. Als primärer Endpunkt diente die kardiovaskuläre Ereignisrate, zusammengesetzt aus Herz-Kreislauf-Tod, Embolie, schwerer Blutung oder Klinikeinweisung aufgrund einer Herzerkrankung. Darüber hinaus wurde nach dem Auftreten von VHF-Rezidiven geschaut.

Deutlich geringeres Risiko bei früher versus später Intervention

Die Studie stützt sich auf Daten aus einem prospektiven chinesischen Register (China Atrial Fibrillation Registry). Die Forschungsgruppe fasst ihre Ergebnisse so zusammen: Patienten mit Vorhofflimmern in jüngeren Jahren hatten ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und VHF-Rezidive, wenn sie innerhalb eines Jahres eine RFA erhielten. Die frühzeitige Behandlung verhindert möglicherweise das Fortschreiten struktureller Umbauprozesse im Vorhof, welche die Prognose verschlechtern.

In der Studie hatte man zwei Gruppen gegenübergestellt:

1.694 Patientinnen und Patienten, bei denen das VHF vor dem 45. Lebensjahr (median mit 38 Jahren) diagnostiziert worden war und die sich mit median 44 Jahren einer RFA unterzogen hatten und

413 Personen mit neu diagnostiziertem VHF (medianes Alter 39 Jahre), die keine RFA erhielten.

Vergleich frühzeitige versus verzögerte Ablation

In der Ablationsgruppe wurde nach der Dauer zwischen Diagnose und Therapie differenziert. Nach median dreieinhalbjähriger Nachbeobachtung kam man zu folgendem Ergebnis: Die kardiovaskuläre Ereignisrate lag bei Ablation

im ersten Jahr bei 6,1/100 Personenjahre,

zw. Jahr 1 und 3 bei 7,9/100 Jahre,

zw. Jahr 3 und 6 bei 7,6/100 Jahre,

nach > 6 Jahren bei 10,5/100 Jahre.

Herz-Kreislauf-Risiko steigt mit der Erkrankungsdauer

In einer Multivariatenanalyse war der Unterschied zwischen der ersten und der letzten Gruppe mit einer um 36 % niedrigeren Ereignisrate signifikant.

Im Lauf der Nachbeobachtung traten 815 VHF-Rezidive auf. Nach Adjustierung war das Rezidivrisiko bei früher Ablation (im ersten Jahr) um 30 % geringer als bei später Ablation nach mehr als sechs Jahren.

Führt genetisch bedingtes VHF früh zu irreversiblen Strukturschäden?

Vorteile bei paroxysmaler und persistierender Form

Wie das Team um Le Zhou von der Capital Medical University in Peking feststellte, galten die Ergebnisse sowohl für paroxysmales als auch für persistierendes Vorhofflimmern. Verglichen mit dem Verzicht auf eine Intervention war die frühzeitige Ablation nach Adjustierung mit einer um 22 % niedrigeren Ereignisrate assoziiert, was allerdings nicht signifikant war.

Eine Schwäche dieses Vergleichs besteht in der geringen Größe der Kontrollgruppe ohne RFA. Zudem hatten in dieser Gruppe nur wenige Patientinnen und Patienten antiarrhythmische Medikamente erhalten.

Komplikationsrate unter 1 %

In der Studie war es zu Komplikationen gekommen, achtmal Blutungen oder Hämatome an der Punktionsstelle, zwei Herzbeuteltamponaden und ein Schlaganfall. Alle Patienten und Patientinnen erholten sich gut.

Bereits die EAST-AFNET-4-Studie hat Belege dafür erbracht, dass frühe Rhythmuskontrolle das kardiovaskuläre Risiko senkt. Die Ablation hat sich auch in anderen Studien als „effektiver als die medikamentös-antiarrhythmische Therapie“ erwiesen, so die Autoren.

Für jüngere Betroffene mit VHF sei die Evidenz für den Nutzen der Intervention bislang gering gewesen. Es gebe jedoch Hinweise, dass das früh im Leben auftretende VHF auf genetische Faktoren zurückzuführen und „nicht so benigne wie gedacht“ sei. Viele zeigen nach Zhou et al. bereits im Frühstadium unumkehrbare strukturelle Veränderungen im Vorhof.

Fazit

Bei Vorhofflimmern ist eine frühzeitige Ablation mit geringeren Raten kardiovaskulärer Ereignisse sowie VHF-Rezidiven assoziiert als eine späte Intervention.

Dies gilt für paroxysmales wie persistierendes VHF.

Es handelt sich um eine Kohortenstudie aus China, deren Ergebnisse bestätigt werden müssen.

Literatur-- Zhou L et al. Clin Cardiol. 2023; https://doi.org/10.1002/clc.24194

Schlagworte: