Bildgebung umfassend diskutiert mit Schwerpunkt auf Echo, MRT und CT

Kongresserlebnis-- DGK.Kardiale Bildgebung wird in diesem Jahr vom 2. bis 4. November in Köln in deutlich erweiterter Form stattfinden. Im Interview stellen die wissenschaftlichen Leiter die Programminhalte vor und geben einen spannenden Ausblick auf die nächsten Jahre im Bereich der bildgebenden Verfahren.

Von Melissa Wilke Veröffentlicht:
Vorträge auf Symposien und Sitzungen, ...

Vorträge auf Symposien und Sitzungen, ...

© Binder

In wenigen Monaten geht es in Köln beim Kongress DGK.Kardiale Bildgebung wieder um die Echokardiografie, aber auch um MRT- oder CT-Diagnostik. Was genau in diesem Jahr im Fokus des umfangreichen Programmes stehen wird, welche Themen in der Fachwelt diskutiert und welche Inhalte für die nächsten Jahre relevant sein werden, berichten die wissenschaftlichen Leiter des Kongresses, PD Dr. Wolfgang Fehske, Prof. Stephan Baldus, Prof. Grigorios Korosoglou und Prof. Jens Uwe Voigt, im Interview.

Wie sieht das Kongress-Programm im Vergleich zum letzten Jahr aus? Welche Neuerungen gibt es?

PD Dr. Wolfgang Fehske-- Marienhospital Aachen

PD Dr. Wolfgang Fehske-- Marienhospital Aachen

© Fehske

Prof. Dr. Stephan Baldus-- Uniklinik Köln

Prof. Dr. Stephan Baldus-- Uniklinik Köln

© Baldus

Die Echokardiografie bleibt weiter das zentrale und am häufigsten eingesetzte Bildgebungsverfahren in der Kardiologie. Die Gerätetechnik macht Fortschritte und Mess- und Auswertemethoden werden ständig weiterentwickelt. Diese Entwicklungen werden von epidemiologischen Erkenntnissen, neuen Forschungsergebnissen und den zahlreichen neuen pharmakologischen und interventionellen Therapiemöglichkeiten getriggert. Die neuen Methoden und ihre Anwendung, z. B. bei der Herzinsuffizienzdiagnostik, beim Vorhofflimmern und natürlich bei der interventionellen Therapie, werden wir auf unserem Kongress thematisieren. Dafür werden interdisziplinäre Podiumsdiskussionen mit Expertinnen und Experten sowie unter Einbeziehung der Kongressteilnehmenden in diesem Jahr einen besonders großen Raum einnehmen.

Prof. Dr. Grigorios Korosoglou--GRN-Klinik Weinheim

Prof. Dr. Grigorios Korosoglou-- GRN-Klinik Weinheim

© Korosoglou

Prof. Dr. Jens-Uwe Voigt-- UZ Leuven (Belgien)

Prof. Dr. Jens-Uwe Voigt-- UZ Leuven (Belgien)

© Voigt

Weiterhin haben wir die kardiale Magnetresonanz(CMR)- und Computertomografie (CCT) jetzt vollständig in das Wissenschaftsprogramm integriert. CMR ist ein etabliertes Verfahren zur nicht invasiven Diagnostik der koronaren Herzerkrankung, nicht ischämischen Kardiomyopathien, entzündlichen Myokarderkrankungen sowie Herzklappenfehlern. CCT durchläuft z. Zt. eine rasante technische Entwicklung, die zu einer verbesserten diagnostischen Präzision bei immer geringerer Strahlen- und Kontrastmittelexposition führt, wodurch CCT zum Referenzstandard bei vielen klinischen Fragestellungen wie z. B. der KHK-Diagnostik wird. CMR und CCT sind zum integralen Bestandteil der kardiologischen Diagnostik geworden, womit auch die Aus- und Weiterbildung der Kardiologinnen und Kardiologen in der Bedarfs- und leitliniengerechten Anwendung dieser Methoden immer wichtiger wird. Deshalb bieten wir auf dem Kongress zum ersten Mal CMR- und CCT-Einsteigerkurse für Interessierte an, die sowohl theoretische Grundlagen vermitteln als auch praxisnahe Patientenfälle vorstellen. Eine begrenzte Teilnehmerzahl und ein modularer Aufbau der Kurse sichern einen interaktiven Charakter. Durch beide Kurse kann eine Level-1-Zertifizierung der DGK in der jeweiligen Untersuchungsmethode erreicht werden.

Wer war bei der Programmgestaltung beteiligt?

Nach den positiven Erfahrungen im letzten Jahr waren auch in diesem Jahr das Cluster B (Bildgebende Verfahren) der DGK sowie deren Arbeitsgruppen 1 (AGEP Elektrophysiologie und Rhythmologie), 5 (Kardiovaskulärer Ultraschall), 6 (AGIK Interventionelle Kardiologie) und die Sektion Young DGK mit ihren jeweiligen Sprecherinnen und Sprechern wieder Mitglieder in der Programmkommission und haben gemeinsam mit uns die Inhalte des DGK.Kardiale Bildgebung 2023 festgelegt.

Neben den thematischen Schwerpunktsitzungen und Industriesymposien werden auch Workshops angeboten. Was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten?

In den Workshops mit begrenzten Teilnehmerzahlen werden spezifische Themen der Bildgebung mit den verschiedenen Verfahren Schritt für Schritt von erfahrenen Referierenden interaktiv erläutert und demonstriert. Wir bieten auch wieder Workshops mit Fokus auf Bildauswertetechniken an, bei denen die Teilnehmenden sich unter Anleitung von ausgewiesenen Expertinnen und Experten selbst an PC-Arbeitsplätzen mit den verschiedenen Analyseprogrammen vertraut machen können. Hierbei haben erfahrene Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, ihr Wissen weiter zu vertiefen, während jüngere Kolleginnen und Kollegen durch den interaktiven Charakter der Workshops entsprechend abgeholt und angeleitet werden.

... Live-Patientenuntersuchung in kleinerer Runde und ...

... Live-Patientenuntersuchung in kleinerer Runde und ...

© Binder

Welche Themen aus dem Bereich der Bildgebung wurden in diesem Jahr besonders in der Fachwelt diskutiert? Welche Kontroversen gibt es und wie stehen Sie dazu?

Mit der zunehmenden Erfahrung bei Klappeninterventionen werden verlässliche und nachvollziehbare quantitative Befunde der Bildgebung sowohl in der Basisdiagnostik als auch im Therapieverlauf immer bedeutsamer. Dabei wird die beste Vorgehensweise zur echokardiografischen Quantifizierung von Aortenklappenstenosen sowie Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienzen weiter kontrovers diskutiert. Wir sind der Meinung, dass die möglichst genaue morphologische Analyse der Klappen die wichtigsten Informationen liefert, da sich gerade bei funktionellen AV-Klappenvitien unter medikamentöser Therapie der Schweregrad massiv verändern kann. Quantitative Messungen der Auswurf- bzw. Regurgitationsvolumina und indirekte dopplerechokardiografische Verfahren sind im Einzelfall hilfreich, werden aber teils aufgrund von potenziellen Fehleinschätzungen in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Auch eröffnet die Kombination verschiedener Bildgebungstechniken im Sinne einer multimodalen Bildgebung neuartige Möglichkeiten in der Diagnostik, wird aber die Echokardiografie einschließlich 3-D-TEE im klinischen Alltag nicht ersetzen.

Bei der morphologischen und funktionellen Beurteilung der Koronararterien bestehen sowohl gerätetechnisch als auch aufgrund der Untersuchererfahrung große Interpretationsunterschiede zwischen einzelnen Kliniken. Eine einheitliche, nachvollziehbare und pathophysiologisch zu belegende Standardisierung sollte hier angestrebt werden. Unser Kongress wird in diesem Bereich Akzente setzen, Anregungen geben und erste Ergebnisse zeigen. Insgesamt möchten wir mit unserem Kongress die Attraktivität des Faches Kardiologie gerade im Bereich der Bildgebung hervorheben und verdeutlichen.

... Workshops am Laptop sind Teil des 3-tägigen Programms.

... Workshops am Laptop sind Teil des 3-tägigen Programms.

© Binder

Welche Themen werden das nächste Jahr bzw. die nächsten Jahre voraussichtlich bestimmen?

Die bildgebungsgesteuerten Interventionen in der strukturellen und koronaren Herzerkrankung werden die Entwicklung der Kardiologie in den nächsten Jahren maßgeblich bestimmen. Wir werden mit dem Kongress weiter unseren Beitrag zur Aus- und Weiterbildung in allen Bildgebungsverfahren leisten und ein Forum zur Vorstellung und Diskussion neuester Entwicklungen bieten.

Darüber hinaus wird das Thema der Qualitätssicherung und der Vergleichbarkeit und Zuverlässigkeit von Befunden in der kardialen Bildgebung weiter großen intra- und interdisziplinären Raum einnehmen.

Künstliche Intelligenz wird uns natürlich beschäftigen, wobei wir uns dem Thema sehr behutsam und mit realistischen Erwartungen annähern werden.

Inwiefern bietet sich der Kongress auch für junge Kardiologinnen und Kardiologen an?

Immer mehr junge Kardiologinnen und Kardiologen begeistern sich für kardiale Bildgebung und möchten in diesem Bereich ihr Wissen aktualisieren und vertiefen. Die Aus- und Weiterbildung dieser Kolleginnen und Kollegen ist ein absoluter Schwerpunkt unseres Kongresses. Sie sind deshalb auch aktiv in die Gestaltung des Kongresses einbezogen worden. So wird z. B. die Sektion Young DGK mit einer eigenen Sitzung zum Thema „,How to´ Kardiale Diagnostik: Welche Methode für welchen Patienten“, auf dem Kongress vertreten sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

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