Echokardiographie – ein unterschätztes Instrument der Diagnostik

Herr Prof. Hagendorff, Sie sind wissenschaftlicher Leiter der Programmkommission dieses Kongresses – warum ist 2023 ein besonderes Jahr für Sie?

Prof. Andreas Hagendorff: 2023 wird in zweifacher Hinsicht ein Jubiläumsjahr. Der jährliche Echokardiographie-Kongress in Leipzig – früher unter dem Namen Leipziger Echokardiographie-Symposium – findet zum 20. Mal statt, und jetzt präsentiert er sich seit 2019 zum 5. Mal als Deutscher Echokardiographie-Kongress der DGK, organisiert von der AG 5 „Kardiovaskulärer Ultraschall“ der DGK – also gleich zwei Gründe zum Feiern.

Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal des Deutschen Echokardiographie-Kongresses, das dieses Event speziell auszeichnet?

Es ist der wissenschaftlichen Leitung mit diesem Kongress gelungen, das „Arbeitspferd der kardialen Bildgebung“ – die Echokardiographie – entsprechend ihrer Bedeutung und klinischen Anwendung in der Realität zentral thematisch – nahezu zu 100 Prozent– abzubilden. Fast alle nationalen und internationalen Veranstaltungen über „Cardiac Imaging“ wie „DGK: Kardiale Bildgebung und EuroEcho Imaging“ betrachten sämtliche bildgebenden Modalitäten gleichwertig, sodass die Echokardiographie in der Regel in Bezug auf ihre klinische Relevanz unterrepräsentiert ist.

Das hat dazu geführt, dass methodische Voraussetzungen wie Bildoptimierung und die Möglichkeiten der Echokardiographie in Vergessenheit geraten und bisweilen überhaupt nicht mehr bekannt sind.

Wer achtet methodisch auf die notwendige Standardisierung, um plausible quantitative Echokardiographie zu ermöglichen? Und: Wer schallt zum Beispiel Koronararterien? Und wer verwendet Kontrastmittel zur Detektion von Thromben und/oder Vegetationen bei Klappenprothesen?

Was kennzeichnet den Deutschen Echokardiographie Kongress außerdem?

Die Programmkommission will grundsätzlich nicht jedes Jahr das Gleiche präsentieren, indem die gleichen Themen der Echokardiographie wie in einer Übersicht abgearbeitet werden. Deshalb gibt es immer spezielle Themen, von denen eines zum „Hot Topic“ des jährlichen Expert Proposals des Kongresses ausgewählt wird. 2022 war das Thema „Echokardiographische Analyse der Kombination von Aorten- und Mitralklappeninsuffizienz“, welches hoffentlich zum Kongresstermin fertig gestellt ist. Die früheren Expert Proposals zur Aortenklappenstenose, Mitralklappeninsuffizienz und zu HFpEF sind wie die Echokardiographie-Manuale der DGK auf der Website unseres Kongresses https://www.echokardiographie-leipzig.de verlinkt und frei verfügbar. Die jährlich unterschiedlichen Themen zur Echokardiographie machen den Deutschen Echokardiographie-Kongress der DGK immer interessant und abwechslungsreich, sodass man sich niemals langweilen wird. Die Struktur des Kongresses mit praktischem Anwenderkurs, Seminaren, wissenschaftlichen Sitzungen, Ehren-Lecture und Debatten sowie Industrie-Symposien einschließlich des neuen internationalen Satellite Symposiums „AG5 meets EACVI“ am Sonntag, den 4. Juni 2023, bleibt jedoch wie in den Vorjahren bestehen.

Was sind die Highlights auf dem Deutschen Echokardiographie-Kongress 2023?

Thematisch beschäftigen wir uns in dem Anwenderkurs mit „How-to-do“s bei der Analyse von kardialen Volumina und Herzklappenerkrankungen. Der Fokus der wissenschaftlichen Sitzungen liegt bei Kontroversen in der Echokardiographie, Kontrast- und Stress-Echokardiographie sowie speziellen Problemen der Echokardiographie bei Vorhofflimmern. Die Debatte hinterfragt die Patientenselektion zur chirurgischen und interventionellen Mitralklappentherapie. Und natürlich gibt es noch vieles mehr. Das Programm ist bereits auf unserer Website einsehbar.

Was wünschen Sie sich für den kommenden Deutschen Echokardiographie-Kongress 2023 in Leipzig?

Wir wollen die Vielseitigkeit der Echokardiographie mit all ihren Möglichkeiten und verschiedenen Anwendungen aufzeigen und ins Bewusstsein rufen, die eine neuen Renaissance dieser Methode einleiten soll. Speziell für die junge Generation muss die Echokardiographie wieder attraktiv werden. Dies geht nur mit Spezialkenntnis methodischer Feinheiten, einer besseren beruflichen Perspektive für „Cardiac Imager“ in Deutschland als derzeit und der Bereitschaft, in die Echokardiographie Zeit zu investieren. Denn eines muss Klinikchef*innen und Lernenden klar sein – die Echokardiographie ist zeitintensiv, und man braucht viel Zeit, um darin gut zu werden. Aus diesem Grund wünsche ich mir, dass viele Mitglieder der DGK im Sommer nach Leipzig kommen. Auch bei Studierenden, die zu diesem Kongress freien Zugang haben, kann der Deutsche Echokardiographie-Kongress in Leipzig sicherlich das Interesse für die Kardiologie wecken. Wir freuen uns somit, Sie wieder oder auch zum ersten Mal in Leipzig im Juni 2023 begrüßen zu dürfen.

Vielen Dank, Herr Prof. Hagendorff. Wir wünschen Ihnen und unserer Gesellschaft viel Erfolg für den kommenden Kongress!

Hinweis-- Der Deutsche Echokardiographie-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie findet vom 1. bis 3. (4.) Juni 2023 in Leipzig statt, mehr Infos unter: www.echokardiographie-leipzig.de