Elektrophysiologische Fachassistenz – abwechslungsreich und vielseitig

Assistenz im EPU-Labor-- Im Interview berichten die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, Katrin Barthel und Marie-Theres Brennauer, Leiterinnen des Funktionsbereichs Kardiologie/Elektrophysiologie, von ihrer spannenden Arbeit an der München Klinik Bogenhausen.

Ein Interview von Melissa Wilke Veröffentlicht:
Ein Team aus Ärzt*innen und Fachassistent*innen ist unmittelbar am Untersuchungstisch tätig, um die Behandlung gemeinsam durchzuführen.

Ein Team aus Ärzt*innen und Fachassistent*innen ist unmittelbar am Untersuchungstisch tätig, um die Behandlung gemeinsam durchzuführen.

© Dr.Florian Straube

Wie sieht ein typischer Tag als EP-Fachassistentin aus?

Barthel: In der Elektrophysiologie behandeln wir meist Menschen mit symptomatischen Herzrhythmusstörungen, die einen hohen Leidensdruck haben. Mittels elektrophysiologischer Untersuchung und Katheterablation oder auch durch die Implantation von internen Schrittmachern oder Defibrillatoren können wir diese zusammen mit den Ärztinnen und Ärzten sehr erfolgreich behandeln.

Katrin Barthel-- Leitung Funktionsbereich Kardiologie/ Elektrophysiologie

Katrin Barthel-- Leitung Funktionsbereich Kardiologie/ Elektrophysiologie

© Barthel

Marie-Theres Brennauer-- Leitung Funktionsbereich Kardiologie/Elektrophysiologie

Marie-Theres Brennauer-- Leitung Funktionsbereich Kardiologie/Elektrophysiologie

© Brennauer

Ein typischer Tag als EP-Fachassistent*in ist abwechslungsreich und spannend. Man kümmert sich um die Patientinnen und Patienten, die manchmal aufgeregt sind, erklärt ihnen, was auf sie zu kommt und begleitet sie. Zuvor bereitet man für die Untersuchung den Raum, die Geräte und die Instrumentiertische vor. Die Patient*innen werden auf dem Tisch gelagert. Während der laufenden Untersuchung registriert man die EKG-Aufzeichnungen, protokolliert die Behandlungsschritte und kümmert sich zusammen mit dem ärztlichen Personal um die Sedierung und assistiert bei den Punktionen der Leistengefäße.

Dann werden die Herzrhythmusstörungen – in vielen Fällen nach vorgegebenen Manövern – intrakardial mittels Simulation ausgelöst und untersucht und man kann das Ablationsgerät vom Kontrollraum aus bedienen. Man wächst langsam und schrittweise in dieses komplexe Gebiet, versteht die Arrhythmien immer besser und kann dann immer selbstständiger mitarbeiten. Wer möchte kann sich auch in die anspruchsvolleren 3D-Mappingsysteme einarbeiten. Da jede/r Patient*in und jede Rhythmusstörung immer etwas anders ist, wird der Arbeitstag nie langweilig. Manchmal ist auch körperlicher Einsatz gefragt, z. B. beim Lagern der Patientinnen und Patienten und durch das zeitweise Tragen der Röntgenschutz-Schürzen, wenn man im EP-Labor beschäftigt ist.

Was sind die häufigsten Krankheitsbilder, die bei Ihnen behandelt werden?

Brennauer: Die Klinik behandelt Patient*innen aus dem Bereich der allgemeinen Kardiologie, der interventionellen Elektrophysiologie (Ablationen), mit aktiven Herzimplantaten (Schrittmacher) und interventioneller Herzklappentherapie (strukturelle Herzerkrankung) und natürlich auch bei komplexen Koronarerkrankungen mit Stentimplantation.

In der Elektrophysiologie behandeln wir alle Herzrhythmusstörungen, z. B. Vorhofflimmern, Vorhofflattern, AVNRT, WPW, VES und Kammertachykardien. Dabei kommen moderne elektroanatomische 3D-Mappingverfahren und verschiedene Ablationsenergieformen (z. B. Radiofrequenzstrom, Kryoablation) zur Anwendung.

Gibt es Unterschiede bei der Betreuung von Patient*innen in der Elektrophysiologie im Vergleich zu anderen Stationen?

Barthel: Anders als auf der Normalstation kümmert man sich in der Elektrophysiologie immer nur um einen Patienten und das ziemlich intensiv. Die Untersuchungen dauern in der Regel zwischen ein bis vier Stunden. Dadurch sind wir ganz auf einen Eingriff konzentriert. Es arbeitet immer ein Team eng zusammen, bestehend aus zwei bis drei Mitarbeitenden des Pflege- und Assistenzbereichs und zwei Ärzt*innen. Auch die verschiedenen Aufgaben während der Untersuchung, z. B. sterile Assistenz am Tisch, Sedierung des Patienten, das Bedienen des Ablationsgerätes, Überwachung des Patienten, Organisation und Verwendung hochmoderner medizinischer Geräte machen den Arbeitsalltag abwechslungsreich und interessant. Durch die unterschiedlichen Ursachen von Herzrhythmusstörungen und die individuell eingesetzten Behandlungsmöglichkeiten ist die Tätigkeit immer genau auf die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten abgestimmt.

Welche Schnittstellen ergeben sich in Ihrem Berufsalltag?

Brennauer: Natürlich ist eine logistische Planung und Koordination der Untersuchungen notwendig. Dabei gibt es viele Schnittstellen, wie Sekretariat, Fahrdienst, Labor, Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen und einige mehr. Die meiste Zeit des Arbeitsalltags verbringt man allerdings mit den Kolleg*innen im EP-Labor und den Assistenz- und Oberärzt*innen. Außerdem kommt man mit den Medizingeräteherstellern in Kontakt, die für spezielle Eingriffe klinischen Support leisten. Hier werden auch Schulungen angeboten, um den Umgang mit den oftmals teuren Materialien zu lernen und sicher zu beherrschen.

Wegen dieser zahlreichen Schnittstellen sind Kommunikationsfähigkeit, Geduld, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Freude am Kontakt mit Menschen klar von Vorteil.

Was gefällt Ihnen persönlich an der Arbeit im EP-Labor?

Barthel: Ganz besonders gefallen mir die unterschiedlichen Behandlungsmethoden sowie das Arbeiten im Team direkt am und mit den Patient*innen. Der persönliche Kontakt ist uns wichtig, nicht nur, weil wir so den Patientinnen und Patienten die Angst nehmen können, sondern auch um für alle Beteiligten eine angenehme Untersuchungssituation zu schaffen, die wichtig für den Erfolg des Eingriffs ist. Außerdem kann man ein unmittelbares Ergebnis seines Arbeitserfolges sehen, denn die Patient*innen werden von einem hohen Leidensdruck befreit. Und die Arbeit im EP-Labor wird immer spannend bleiben, weil regelmäßig neue Therapiemethoden entwickelt werden.

Würden Sie sich noch Hilfestellungen für Ihr Tätigkeitsfeld wünschen?

Brennauer: Die Ausbildung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt uns sehr am Herzen. Spezielle Fortbildungen für das EP-Assistenzpersonal sind wichtig, nicht nur um die Motivation der Mitarbeitenden zu fördern, sondern auch um die hohe Qualität der Arbeit zu sichern. Auch ist die Weiterbildung zur EP-Fachassistenz bisher nicht mit einem Curriculum geregelt und als Weiterbildung nicht tarifrechtlich relevant. Insgesamt wäre es schön, wenn das Berufsbild mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft bekommen würde, um auch zukünftig interessierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen für diesen Bereich der Medizin begeistern zu können.

Gibt es Aspekte Ihres Berufs, die Sie besonders herausfordernd finden?

Barthel: Wie in anderen Assistenzberufen ist die menschliche Interaktion eine Herausforderung. Zusätzlich müssen die technischen Abläufe an den Geräten perfekt gelingen und die Untersuchungen mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration begleitet werden. Aber fast immer lohnen sich Geduld und akribische Diagnostik, wenn dann mit wenig invasiven Maßnahmen eine Herzrhythmusstörung geheilt werden kann.

Wie können sich interessierte Pfleger*innen aus anderen Bereichen für die EP-Fachassistenz qualifizieren?

Brennauer: Eine abgeschlossene Ausbildung, z. B. als Gesundheits- und Krankenpfleger*in, ist Voraussetzung, um im Herzkatheterlabor, bzw. in der Elektrophysiologie, arbeiten zu können. Auf der Seite der AGEP der DGK finden Sie dazu nähere Informationen: https://ag-ep.de/weiterbildung-termine/ep-berufsbilder/#nichtaerztlich

Häufig haben interessierte Pflegekräfte bereits Erfahrung im Herzkatheterlabor gesammelt (z. B. bei Stentimplantationen), manche haben schon kardiologische Vorkenntnisse. Auch während der Weiterbildung zur „Kardiologischen Fachassistenz“ werden elektrophysiologische Themen besprochen, da in vielen Krankenhäusern keine strikte Trennung zwischen der Elektrophysiologie und dem Herzkatheterlabor besteht.

Aufgrund der unterschiedlichen Vorerfahrung ist ein sehr wichtiger Bestandteil die Einarbeitung durch das schon vorhanden EP-Team direkt in den Laboren. Dazu haben wir ein Mentorenkonzept etabliert. Wenn man sich schon Grundwissen angeeignet hat, gibt es interne und externe Fortbildungen zur Vertiefung der Themen und Techniken.

Vielen Dank für das Gespräch!

Info: Informieren Sie sich über das Berufsbild EP-Assistenz auf der Seite der AGEP

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