Gebündelte Expertise zur Lungenembolie

EXPERT-PE Konferenz in Leiden--Um die Versorgung von Lungenemboliepatient*innen in Europa zu verbessern, wurde die EXPERT-PE-Konferenz in Leiden (15.–16.10.2022) ins Leben gerufen.

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Die Mitverfasser der ESC Lungenembolie-Leitlinie von 2019 Prof. Stavros Konstantinides, Prof. Menno Huisman und Prof. Erik Klok wollen die Versorgung von Lungenemboliepatienten in Europa weiter verbessern und eine strukturierte interdisziplinäre Behandlung vorantreiben. Als Vorbild dienen dafür die in den USA bereits etablierten PERT („Pulmonary Embolism Response Teams“). Die Auftaktveranstaltung dieses Vorhabens war die EXPERT-PE-Konferenz in Leiden. Die Stadt beeindruckte mit ihrer medizinhistorischen Bedeutung, neben der Entdeckung der Faktor-V-Leiden-Mutation entwickelte Willem Einthoven dort das EKG zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Brauchen wir also ein European-PERT, um Patient*innen mit massiver Lungenembolie oder besondere Patientengruppen, z. B. Schwangere, besser zu behandeln?

Zu dieser Frage wurde eine Metaanalyse vorgestellt, die Studien aus der Pre-PERT und der Post-PERT-Ära in den USA verglich. Es konnte keine Reduktion der Mortalität über alle Risikoklassen, jedoch eine kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus festgestellt werden. Weiterhin finden sich Hinweise, dass Patient*innen mit schwerer Lungenembolie von einer interdisziplinär abgestimmten Behandlung profitieren [1]. Die Teilnehmenden beschäftigten sich intensiv mit allen Aspekten der Lungenembolie, von Diagnostik über Klassifikation bis hin zu Therapie und Nachsorge. Neben klassischen diagnostischen Methoden wie POCUS, Labor, usw. wurden jedoch auch neue radiologische Methoden (u. a. Algorithmen mit „künstlicher Intelligenz“ und Dual-Energy CT) vorgestellt.

Diskussionen waren gewünscht und so waren spannende Debatten Teil des Programms. Interessant wurde dies vor allem bei der Therapie der Lungenembolie. Welche Gruppen neben den hämodynamisch instabilen Hochrisikopatient*innen profitieren von einer Lyse? Sind kathetergestützte Methoden nur eine Alternative bei Versagen einer Lyse oder auch primär anwendbar? Diese Fragen können auch nach dieser Konferenz nicht sicher beantwortet werden. Es wurde jedoch ein Forum zur Diskussion geschaffen, welches nun alle zwei Jahre stattfinden soll und somit bestimmt auch Einfluss auf die nächste ESC Lungenembolie-Leitlinie nehmen wird. Eine gute Abstimmung zwischen all den beteiligten Expert*innen ist für die Patient*innen jedoch bestimmt von Vorteil.

Kontakt: Dr. Jan-Patrick Liedtke-Wosnitza, Krankenhaus der Augustinerinnen Köln,

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