Interview

„Internationale Vernetzung bietet für jeden viele Vorteile“

German Chapter des ACC-- Die Sektion „German Chapter des ACC“ gibt es schon seit über zehn Jahren. Der frühere, der aktuelle und der künftige Sprecher erläutern, welche Errungenschaften diese Sektion mit sich bringt, und warum es sich für jedes Mitglied lohnt, „internationale Luft“ zu schnuppern.

Ein Interview von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Austausch zwischen den US-amerikanischen und deutschen Kolleg*innen steht im Fokus.

Austausch zwischen den US-amerikanischen und deutschen Kolleg*innen steht im Fokus.

© Rawf8 / Stock.adobe.com

Wenn Sie einen Kollegen/eine Kollegin überzeugen möchten, in die Sektion German Chapter ACC einzutreten, was wären Ihre Argumente?

Prof. Christian Schulze: Die internationale Vernetzung bietet für jeden – insbesondere unsere jungen Mitglieder – viele Vorteile. Durch die Mitgliedschaft im ACC stehen eine große Anzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten online und auf Tagungen zur Verfügung. Die jährliche Planung für die Tagungen der DGK ermöglichen einen direkten Zugang zur Leitungsebene des deutschen Chapters des ACC und den Führungsgremien der DGK und des ACC.

Prof. Volker Rudolph: Nach wie vor spielen die USA eine wichtige Rolle, wenn es um Innovation und Weiterentwicklung von Behandlungsstandards in der Kardiologie geht. Das Chapter ist eine hervorragende Plattform, um einen engen kollegialen und wissenschaftlichen Austausch mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen auf Ebene der Fachgesellschaften, aber auch auf individueller Ebene zu ermöglichen.

Gehen wir davon aus, die Kollegin/der Kollege hat von dem German Chapter ACC noch nichts gehört. Können Sie kurz etwas über die Hintergründe, die Entwicklung, die Aufgaben dieser Arbeitsgruppe sagen?

Dr. Benny Levenson: Das German Chapter ACC wurde 2010 als eine der ersten internationalen Sektionen des ACC gegründet. Dass wir die ersten waren, ist u .a. Prof. Christoph Bode zu verdanken, der damit auch in unser aller Bewusstsein gerückt hat, dass die DGK und das ACC mit Groedel und Kisch gemeinsame Gründer haben. Diese Tatsache macht das German Chapter auch für unsere amerikanischen Kollegen einzigartig und besonders.

Die Hauptaufgabe des Chapters ist es, die Zusammenarbeit mit vor allem US-amerikanischen, aber auch Kolleginnen und Kollegen weltweit zu fördern und zu intensivieren. Dabei soll der Schwerpunkt vor allem auf der Förderung unseres kardiologischen Nachwuchses liegen.

Prof. Christian Schulze-- aktueller Sprecher des German ACC-Chapter

Prof. Christian Schulze-- aktueller Sprecher des German ACC-Chapter

© Schulze

Prof. Volker Rudolph-- ab April Sprecher des German ACC-Chapter

Prof. Volker Rudolph-- ab April Sprecher des German ACC-Chapter

© Rudolph

Dr. Benny Levenson-- früherer Sprecher des German ACC-Chapter

Dr. Benny Levenson-- früherer Sprecher des German ACC-Chapter

© Levenson

CS: Das German Chapter des ACC sieht sich als Brücke zur Interaktion von kardiovaskulären Spezialisten in den USA und Deutschland. Die Struktur existiert zwischen den USA und allen großen nationalen kardiologischen Fachgesellschaften. Das German Chapter wurde durch deutsche Fachkollegen initiiert und ist zu einer festen Konstante bei der Gestaltung unserer Jahrestagungen und Forschungsaktivitäten, aber auch bei der Gestaltung der Tagungen des ACC geworden. Wir versuchen, diese Interaktion zu vertiefen und auszubauen und haben hierfür verschiedene Programme (z. B. ein Nachwuchsförderprogramm und die Symposien auf der DGK-Tagung) initiiert.

Ein Ziel der Arbeitsgruppe ist ja, die Zusammenarbeit zwischen DGK und ACC zu stärken. Das stelle ich mir nicht immer einfach vor, wie kann man sich die Zusammenarbeit konkret vorstellen und mit welchen Schwierigkeiten haben Sie hierbei zu tun?

CS: Lassen wir hierfür die Erfahrungen der durch die Coronapandemie geprägten letzten Jahre außen vor. Prinzipiell gibt es eine enge Abstimmung der Aktivitäten zwischen dem ACC und der DGK (durch das German Chapter) vor den Jahrestagungen in Mannheim. Das neue, noch zu etablierende Förderprogramm zwischen DGK und ACC soll eine weitere Plattform der Interaktion darstellen. Gemeinsame Konferenzschaltungen dienen der Vernetzung und Planung, persönliche Treffen zwischen den Verantwortlichen bis zum Präsidenten des ACC sind regelmäßig angesetzt und bieten Raum zum Austausch, Planung und gemeinsamer Justierung der Ziele und Ansätze.

VR: Neben dem regelmäßigen gegenseitigen Austausch von Kolleginnen und Kollegen als aktive Teilnehmende bei den jeweiligen Fachkongressen ist es bisher eigentlich durchgehend gelungen, den amtierenden ACC-Präsidenten zu Jahrestagung der DGK einzuladen und so einen engen Kontakt zwischen DGK und ACC aufrechtzuerhalten.

BL: Als schwierig hat sich in den letzten Jahren die Feinabstimmung in den Planungen gemeinsamer Sitzungen mit dem ACC herausgestellt. Das hat zum einen mit einer veränderten Programmstruktur bei den Jahrestagungen des ACC in den USA zu tun, bei denen die Joint Sessions (Referenten vom ACC und je zwei internationalen Chapters) sehr zum Bedauern der internationalen Mitglieder abgeschafft wurden, zum anderen aber auch, weil die weltweiten Aufgaben des ACC zugenommen, die Personalstärke des globalen Teams in Washington D.C. aber abgenommen hat.

Seit Gründung des Chapters wurden schon einige Projekte realisiert. Was waren Ihrer Ansicht nach wichtige Meilensteine?

BL: In den letzten zwölf Jahren ist es uns gelungen, neben herausragenden wissenschaftlichen Sitzungen in den USA auch bei den Frühjahrstagungen in Mannheim die „crème de la crème“ der Kardiologie als Gäste zu begrüßen: die oben schon erwähnten jeweiligen aktuellen Präsidenten des ACC, aber auch Eugene Braunwald, Valentin Fuster, Kim Williams und Douglas Zipes.

CS: Aus meiner Sicht das Wichtigste ist die individuelle Interaktion. Der direkte Austausch zwischen den Fachgesellschaften lebt nun einmal von der Arbeit der Mitglieder. Hier ist die alljährliche Session in Mannheim mit dem Präsidenten sicherlich ein Höhepunkt. In die gemeinsame Planung stecken wir naturgemäß viel Zeit und Arbeit. Aus der individuellen Zusammenarbeit resultieren dann auch Forschungsprojekte, z. B. zu den internationalen Kriterien der Versorgung des Herzinfarktes, und neue Initiativen wie das Nachwuchsförderprogramm. Hinzu kommen internationale Aktivitäten des ACC mit z. B. professionellen Entwicklungsmöglichkeiten, Weiterbildungsprogramme und persönliches coaching der Leistungsträger online, individuell und im ACC headquarter in Washington.

Und was waren Ihre persönlichen Highlights?

BL: Das absolute Highlight war mit Sicherheit die Joint Session 2020 zu Mannheim. Hier gab es, durch die Covid-Pandemie erheblich erschwert, eine Liveveranstaltung zwischen Kalifornien, Texas und mehreren Standorten in Deutschland mit einer ausschließlich weiblichen Faculty. Beides – sowohl die Liveschaltung als auch die Faculty – waren Premieren für DGK und das German Chapter.

CS: Für mich ganz persönlich waren die Treffen mit den Präsidenten des ACC und den Leitungsgremien des ACC besonders eindrücklich und stimulierend.

Welche Anliegen sind Ihnen als Sprecher der Arbeitsgruppe wichtig, was wollen Sie in Zukunft erreichen?

CS: Ich werde die Sprecherschaft auf der Jahrestagung der DGK 2023 in Mannheim an Prof. Volker Rudolph aus Bad Oeynhausen abgeben. Wichtig ist mir die Vertiefung, aber auch Vereinfachung der Interaktion unserer Fachgesellschaften. Der internationale Kontakt und die Interaktion ist eine Grundangelegenheit der akademischen Tätigkeit und dies sollten wir in den Fachgesellschaften weiter vorantreiben. Ziel muss auch die Einbindung der nächsten Generationen von kardiovaskulären Forschern und Medizinern sein. Hier soll unser Nachwuchsprogramm ansetzen. Hinzu kommt die Vernetzung mit den Young Cardiologists und die gemeinsame Gestaltung von Symposien und Tagungen.

VR: Ein für uns wichtiger Schwerpunkt ist die akademische Nachwuchsförderung. Konkret planen wir in Zusammenarbeit mit der YoungDGK die Schaffung eines gemeinsamen ACC/DGK-Cardiovascular Clinical Trial Fellowships. Ziel des jeweils einjährigen Fellowships ist es, erfahrene Clinical Trialists mit einer kleinen Anzahl US-amerikanischer und deutscher Nachwuchsforschender zusammenzubringen, um einerseits eine solide Ausbildung für die Durchführung klinischer Studien zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch den Boden für künftige transatlantische Kooperationen zu schaffen.

Der ACC-Kongress 2023 steht vor der Tür, was hat die German Chapter des ACC 2023 geplant?

CS: Das German Chapter ist mit seinen Vertretern in verschiedenen Sessions beteiligt. Prof. Rudolph wird auf der Tagung unser Chapter in Gesprächen mit dem Präsidenten des ACC und den Leitungsgremien vertreten und die Ziele für die kommenden Monate konkretisieren.

Was haben Ihre Kolleginnen/Kollegen davon, daran teilzunehmen?

BL: Die Pandemie hat uns – auch schon im Vorjahr in Washington – gezeigt, dass das persönliche Zusammentreffen und der direkte wissenschaftliche und menschliche Austausch durch nichts zu ersetzen sind!

CS: Die Jahrestagung des ACC ist eine der größten kardiovaskulären Tagungen der Welt. Hier treffen sich Spezialisten aus der ganzen Welt und selbstverständlich wollen wir unsere Fachgesellschaft dort aktiv vertreten. Eine Reihe von großen Studien wird dort wieder vorgestellt und first-hand diskutiert. Hinzu kommen der internationale Austausch und die Möglichkeit der weiteren Vernetzung für wissenschaftliche Projekte und die klinische Tätigkeit und natürlich die persönliche Interaktion mit Freunden und Kollegen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Brückenbauen für internationale Kolleginnen und Kollegen in der DGK

Das Science Meeting in Halle (Saale)