Reha als fester Bestandteil der Herzinsuffizienz-Therapie
Herzinsuffizienznetzwerke-- Aktuell nehmen weniger als 10 % der an Herzinsuffizienz erkrankten Patientinnen und Patienten in Deutschland an einer Rehabilitation teil. Dabei steigen die Inzidenz und Prävalenz der Erkrankung sowie ihrer Komorbiditäten und oft schwerwiegenden Komplikationen mit dem demografischen Wandel weiterhin an.
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Spezielles Training bessert Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität.
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In dem kürzlich veröffentlichten Konsensuspapier „Kardiologische Rehabilitation bei Patienten mit Herzinsuffizienz“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fordern die Autorinnen und Autoren, dass eine trainingsbasierte Rehabilitation neben Medikation, Intervention, Implantation und Operation zum festen Bestandteil einer sektorenübergreifenden, multiprofessionellen Therapie der Betroffenen innerhalb spezialisierter Herzinsuffizienznetzwerke wird. Zugangsbarrieren an den Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Leistungserbringern müssen abgebaut werden. Neben der Auswahl geeigneter Patientinnen und Patienten, den Inhalten sowie der Adhärenz der Teilnehmenden ist ein frühzeitiger Beginn besonders wichtig für den Erfolg der Rehabilitation. Möglichst sollte schon während des akutstationären Aufenthaltes geprüft werden, ob eine poststationäre Rehabilitation indiziert ist, um kurzfristige Dekompensationen und eine erneute Krankenhausaufnahme zu vermeiden.
Wegen bisher fehlender Daten vergibt die ESC-Herzinsuffizienz-Leitlinie bisher lediglich eine IIa C-Empfehlung für die kardiologische Rehabilitation bei älteren, multimorbiden und gebrechlichen Erkrankten. Die kürzlich publizierte REHAB-HF-Studie zeigt nun positive Wirkungen einer kardiologischen Rehabilitation nach vorausgegangener Dekompensation bei dieser Patientengruppe. So verbesserten sich Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität sowie die 6-Minuten-Gehstrecke, während Depressivität und Gebrechlichkeits-Index signifikant verringert wurden. Eine deutliche Verbesserung klinischer Endpunkte wurde nicht nachgewiesen. Die Autorinnen und Autoren fordern dennoch, dass Alter und Gebrechlichkeit keine Ausschlusskriterien für eine trainingsbasierte kardiologische Rehabilitation sein sollten, um Betroffenen eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Zu den Inhalten einer kardiologischen Rehabilitation sollte neben der Behandlung der kardialen Grunderkrankung und der Komorbiditäten sowie der Einstellung kardiovaskulärer Risikofaktoren auch psychologische Hilfestellungen zur Krankheitsbewältigung und Unterstützung bei der sozialen Reintegration gehören. Ein individuell angepasstes körperliches Training zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und symptomfreien Belastbarkeit fördert die Unabhängigkeit der Patientinnen und Patienten im Alltag. Auch strukturierte Schulungen werden in allen Herzinsuffizienz-Leitlinien empfohlen. Dafür werden zunehmend Heart Failure-Nurses eingesetzt, die speziell ausgebildet wurden, um Patientinnen und Patienten optimal zu betreuen.
Die Tele- oder Home-based-Rehabilitation war in Metaanalysen und einem Cochrane Review bezüglich der Endpunkte Mortalität, kardiovaskuläre Ereignisrate, körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität der ambulanten oder stationären Rehabilitation in der Regel nicht unterlegen, obwohl die Mehrzahl der Tele-Reha-Studien auf körperliches Training fokussierte und selten auch Schulungen, Stressreduktion oder psychosoziale Unterstützung im telemedizinischen Arm anboten. Über die Studiendauer nahm die Inanspruchnahme der digitalen Angebote außerdem deutlich ab. In den Studien wurden ausschließlich Patientinnen und Patienten mit „unkomplizierter Erkrankung“ eingeschlossen – oft erst vier Wochen oder später nach dem Indexereignis.
Nach der Teilnahme an einer kardiologischen Rehabilitation wird die Fortführung der Maßnahmen im Rahmen eines wohnortnahen Nachsorgeprogramms empfohlen. Die DGPR hat zu diesem Zweck bereits 2019 ein Konzept für spezielle, ambulante Herzinsuffizienzgruppen (HIG) erarbeitet, die Patientinnen und Patienten aufnehmen sollen, die sich aufgrund von zu geringer Belastbarkeit nicht für die Teilnahme an Herzgruppen eignen. Diese HIG sind von allen Trägern der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung anerkannt und können mit dem aktualisierten Muster 56 (Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport und Funktionstraining: Herzgruppe oder Herzinsuffizienzgruppe; www.kbv.de) verordnet werden.
Ein Ausbau der Herzinsuffizienznetzwerke bietet die Möglichkeit, die kardiologische Rehabilitation als festen Bestandteil in die Therapie von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu integrieren.
Weitere Informationen-- „Kardiologische Rehabilitation bei Patienten mit Herzinsuffizienz“ – Gemeinsame Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz- Kreislauferkrankungen (DGPR), https://leitlinien.dgk.org/2023/kardiologische- rehabilitation-bei-patienten-mit-herzinsuffizienz/