Interview

Über den eigenen Tellerrand schauen

Sektion 1-- Nadja Schönfelder ist pflegerische Funktionsleitung der Herzkatheterlabore Charité Mitte und eines TAVI-Hybrid-OPs im Charité Virchow Klinikum in Berlin. In diesem Jahr hat sie an den DGK Herztagen in Bonn teilgenommen. Im Gespräch berichtet sie, warum sich der Kongressbesuch auch für Pflege- und Assistenzkräfte lohnt.

Ein Interview von Melissa Wilke Veröffentlicht:
Die DGK Herztage fanden in diesem Jahr in Bonn und gleichzeitig online statt.

Die DGK Herztage fanden in diesem Jahr in Bonn und gleichzeitig online statt.

© DGK/Jürgen Christ

Waren Sie zum ersten Mal bei den DGK Herztagen?

Nein, aber ich war vor vielen Jahren bei der Jahrestagung in Mannheim und die Atmosphäre hat mich damals schon nachhaltig begeistert.

Waren Sie nur für die Teilnahme an den Assist-Kursen der Arbeitsgruppen AGEP und AGIK da oder haben Sie auch andere Sitzungen besucht?

Ich habe auch an anderen Sitzungen teilgenommen, mein Hauptaugenmerk waren aber die Assist-Kurse. Ich kenne auch den einen oder anderen Arzt/Ärztin und es war sicherlich auch deshalb interessant, mal bei den anderen Sitzungen dabei zu sein.

Nadja Schönfelder, leitende Schwester Hybrid-OP, Leitung HKL Mitte, an der Charité , Berlin

Nadja Schönfelder, leitende Schwester Hybrid-OP, Leitung HKL Mitte, an der Charité , Berlin 

© Schönfelder

Haben Sie viel für den Arbeitsalltag mitgenommen?

Definitiv. Die Assist-Kurse sind insofern spannend aufgebaut, da sich an die Vorträge noch gute Diskussionsrunden anschließen und ich finde es immer sehr faszinierend, wie andere Häuser die Dinge handhaben.

Daraus ergeben sich dann evtl. neue Ideen: In welcher Hinsicht kann sich der eigene Bereich noch verbessern, was machen andere vielleicht auch so oder in welchen Bereichen können andere wiederum profitieren. Dieser Mix aus Vorträgen und Diskussion/Austausch macht es für mich aus, die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu schauen und den Horizont zu erweitern. Das fängt an beim Komplikationsmanagement, geht weiter zu Materialwirtschaft und Einarbeitungskonzepten und ganz am Ende landet man noch im netten Gespräch, weit über die Vorträge hinaus.

Was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Zuallererst bin ich begeistert, dass es ein solch geballtes Angebot für das Assistenzpersonal gibt. Auch die Organisation und der Look der Herztage waren hervorragend.

Mich hat zudem die Sektion Young DGK sehr angesprochen und die Möglichkeit, dort viele junge, begeisterte Menschen zu erleben, die für die Kardiologie brennen. Das fand ich bemerkenswert und hat mich auch berührt, denn die Kardiologie ist ein superspannendes und sehr abwechslungsreiches Feld.

Was vermissen Sie noch?

Wenn ich überhaupt etwas vermisst habe, dann ist es höchstens eine noch größere Präsenz des Assistenzpersonals, damit diese guten Vorträge und Unterhaltungen noch mehr Wirkung entfalten können.

Würden Sie Ihren Kolleg*innen einen Besuch bei den Herztagen empfehlen?

Absolut, ich glaube das ist in meinen bisherigen Antworten bereits deutlich geworden, deshalb nur kurz nochmal: die horizonterweiternden Vorträge, die anregenden Gespräche, das Kennenlernen anderer Kolleg*innen aus gesamt Deutschland, das Netzwerk, welches man sich dadurch auch aufbaut, ist unbezahlbar, um neue Impulse zu bekommen. Auch das Gefühl, ein Teil der DGK-Familie zu sein, mit solch tollen Veranstaltungen, ist ein lohnenswertes Ziel für alle, die im HKL arbeiten.

Diese Erfahrung sollte jeder/jede mal gemacht haben, damit diese Zugehörigkeit auch in den Alltag hineingebracht werden kann. Ein Teil zu sein von etwas so Großem verändert noch einmal die eigene Perspektive und macht auch stolz.

War es einfach für Sie, für den Tag freizubekommen oder ist das generell ein Problem, da in den Kliniken bekanntermaßen ein großer Mangel an Pflegekräften herrscht?

Ja, das ist in der Tat nicht immer ganz einfach, weshalb ich in früheren Jahren leider nicht teilnehmen konnte. Für die Zukunft habe ich mir deshalb fest vorgenommen, interessierten Kolleg*innen die Möglichkeit zu geben, diese Erfahrungen ebenfalls sammeln zu können.

Für die Jahrestagung in Mannheim sind mindestens eine Kollegin und ich schon wieder mit dabei. Diese Tage sind jetzt schon im Dienstplan geblockt. Auch wenn die DGK-Kongresse mehrere Tage dauern, gibt es auch die Möglichkeit, nur an einem Tag dabei zu sein, wenn es anders nicht geht.

Ein Teil der DGK-Familie zu sein, ist ein lohnenswertes Ziel für alle, die im HKL arbeiten.

Das bekommen wir mit guter vorausschauender Planung und etwas Geschick hin. Ich spreche auch sehr gern mit dem gesamten Team über solche planbaren Events und wir schauen dann, wer teilnehmen möchte und wie wir das als Team stemmen können.

Gibt es noch andere Hürden für Pflege- und Assistenzkräfte, die an den DGK-Kongressen teilnehmen möchten?

Generell ist die Erstattung der Reisekosten ein wichtiges Thema für das Assistenzpersonal, manchmal sogar viel wichtiger als die Freistellung auf der Arbeit. Deshalb ist es super, dass es mittlerweile die Reisekostenstipendien der Sektion 1 gibt.

Planen Sie im nächsten Jahr wiederzukommen?

Ja und dann auch wieder nicht allein, sondern mit meinen Kolleg*innen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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