Wie kommt die Leitlinie in die Kitteltasche?
Kommentierung durch die KKK-- Die DGK übersetzt die neuen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC), veröffentlicht Kommentare dazu und gibt auch deutschsprachige Pocket-Leitlinien als Kurzfassungen der englischen Originale heraus. Was an Arbeit und Engagement dahintersteckt, verrät Professor Lars Eckardt, Vorsitzender der Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin (KKK).
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Bei der Autorenschaft für die Leitlinienkommentare werden neben Chairpersons auch AGs und Standorte berücksichtigt.
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Herr Professor Eckardt, beim diesjährigen ESC-Kongress wurden wieder neue Leitlinien vorgestellt. Welche Prozesse werden jetzt im weiteren Verlauf in Gang gesetzt?
Innerhalb der DGK wird seitens der Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin (KKK) eine Autorengruppe für eine Kommentierung angefragt und beauftragt. Meist übernehmen die Autorinnen und Autoren, in jüngster Zeit oft gemeinsam mit der Sektion Young DGK, die sprachlichen Korrekturen für die deutsche Pocket-Leitlinie.
Werden die Übersetzungen und Kommentierungen zeitgleich für alle Leitlinien angestoßen oder werden ausgewählte Leitlinien, z. B. nach Bedarf für die Versorgung in Deutschland, priorisiert?

Prof. Dr. Lars Eckardt-- Universitätsklinikum Münster
© Eckardt
Die ESC-Leitlinien werden in der Regel bei der ersten KKK-Sitzung nach Erscheinen diskutiert. Die KKK einigt sich dabei auf eine mögliche Autorengruppe. Eine Priorisierung ist bei diesen Kommentaren meist nicht erforderlich, da sie zeitgleich von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst werden. Für die Koordination jedes Kommentars wird innerhalb der KKK ein Koordinator bzw. eine Koordinatorin bestimmt. Diese Person übernimmt auch stellvertretend für die KKK die Ko-Autorenschaft des jeweiligen Papiers.
Wie wird entschieden, wer mit der Kommentierung beauftragt wird?
Das Erstellen der DGK-Kommentare ist mit viel Arbeit verbunden. Die KKK ist deshalb sehr dankbar, dass fast alle Angefragten immer schnell zusagen. Bei den Vorschlägen für die Autorenschaft versucht die KKK sehr viele Aspekte zu berücksichtigen. Meist werden Kolleginnen und Kollegen angefragt, die an der jeweiligen ESC-Leitlinie mitgewirkt haben. Um möglichst viel Expertise zu vereinen, wird zusätzlich diskutiert, welche Arbeitsgruppen beteiligt werden sollten und wie das Spektrum der DGK-Mitglieder vom ambulanten bis zum universitären Bereich gut repräsentiert wird. Die Auswahl erfolgt final durch den Vorstand der DGK.
Werden die Leitlinien nur in Bezug zu der Versorgungssituation in Deutschland gesetzt oder erfolgt auch eine fachlich kritische Auseinandersetzung?
Die Autorinnen und Autoren interpretieren ihre Aufgabe sehr unterschiedlich. Manche konzentrieren sich auf die wichtigsten Inhalte. Andere fokussieren sich darauf, wie sich die Leitlinie auf die Versorgung in Deutschland auswirkt. Wieder andere ergänzen beispielsweise auch wichtige Studien, die in der Leitlinie noch nicht berücksichtigt werden konnten. Das führt am Ende zu einem bunten und spannenden Gesamtbild der Kommentare.
Welche Aufgaben hat die Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin noch?
Bei den geschilderten Kommentaren, aber auch anderen Publikationen der DGK, wie Positions- oder Konsensuspapieren, Empfehlungen oder Curricula, arbeitet die KKK vergleichbar zu einem Editorial Board einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Zusätzlich bearbeitet die KKK alle Fragen rund um das Thema klinisch kardiovaskuläre Medizin und berät den DGK-Vorstand.
Wie kann man als DGK-Mitglied die Publikation eines Papiers bei der Kommission anregen?
Jedes DGK-Mitglied kann die Erstellung eines Papiers entweder persönlich oder über eine Arbeitsgruppe anregen. Die KKK prüft alle Anträge und legt sie dem Vorstand dann zur Entscheidung vor.
Vielen Dank für das Gespräch!