Young DGK goes ESC-Kongress 2022
Best of-- 30.271 Interessierte aus 174 Ländern nahmen in diesem Jahr am Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) teil, der vom 26. bis 29. August in Barcelona stattfand. Damit konnte der Kongress an die Besucherzahlen anknüpfen, die er in den Jahren vor der SARS-CoV-2-Pandemie erreichte.
Veröffentlicht:
Barcelona ist stets eine Reise wert, besonders wenn der größte Kardiologiekongress dort stattfindet.
© pigprox/stockadobe.com
Leitfiguren und Koryphäen der Kardiologie reisten aus der ganzen Welt an. In diesem Jahr stammten die Besucher*innen aus 174 Ländern. Teilnehmende aus Deutschland waren nicht nur zahlreich auf dem Kongress als Zuschauerinnen und Zuschauer vertreten, sondern sie trugen auch die meisten Abstracts zum Programm bei (Quelle: European Society of Cardiology).
Wir wollen in diesem Artikel zusammenfassen, weshalb (nicht nur) die Begeisterung hierzulande für den ESC-Kongress so groß ist und was ihn für uns Young Cardiologists besonders spannend macht.
Erster ESC-Kongress fand vor 70 Jahren in London statt
Vor genau 70 Jahren, im Jahr 1952 fand der ESC-Kongress erstmals statt, damals in London unter der Präsidentschaft von Sir John Parkinson. Im Anschluss wurde er im Vier-Jahres-Turnus abgehalten, bis 1988 mit großer Mehrheit entschieden wurde, die Tagung nun jährlich auszurichten. Eine Weltstadt sehen, Tapas genießen, im Meer schwimmen, die Sagrada Familia bewundern – es sprechen genug Gründe für eine Reise nach Barcelona. Und wäre das nicht schon genug, beherbergte die Hauptstadt Kataloniens in diesem Jahr zum siebten Mal den ESC-Kongress als größte Mediziner-Zusammenkunft Europas.
2022 stand die Bildgebung im Mittelpunkt
Anno 2022 setzte der Kongress ein Spotlight auf das Thema „Cardiac Imaging“ und wurde unter der Leitung des ESC-Präsidenten Prof. Stephan Achenbach (Erlangen) und des Programm-Komitee-Vorsitzenden Prof. Stephan Windecker (Bern) ausgerichtet. Als Besucher wird einem schnell klar, dass in den Kongresshallen kardiologische Geschichte geschrieben wird. Jahr für Jahr werden im Rahmen des ESC neue europäische Leitlinien vorgestellt, die unsere klinischen Routinen substanziell verändern. Die Ergebnisse der neuesten und noch unpublizierten klinischen Studien feiern in den Hotline-Sessions mit kontroverser Diskussion im Anschluss ihre Premiere.

The Zxne war ein extra Bereich für Young Cardiologists, in dem u. a. Quiz-Duelle gegeneinander stattfanden.
© Breitbart
Young Cardiologists gestalten die kardiologische Zukunft
Als Young Cardiologists profitieren wir jedoch nicht nur vom Fachwissen und den spannenden Diskussionen der internationalen Expertinnen und Experten, sondern wir können auch selbst Teil des Kongresses werden und ihn mitgestalten. So wurden in diesem Jahr 3.218 Abstracts im Rahmen von ePostern und Vorträgen vorgestellt, die aus über 10.000 Einreichungen ausgewählt wurden.
Damit möchte die ESC insbesondere jungen Forschenden die Möglichkeit bieten, ihre Ergebnisse vor einem internationalen Publikum zu präsentieren und Kontakte zu anderen Forschenden ihres Gebiets zu knüpfen. Als kardiologische Zukunft dürfen wir uns ruhig trauen, die eigenen Daten – auch wenn sie noch vorläufig sein mögen – als kurzen Abstract einzureichen. Zusätzlich haben wir dadurch die Chance, von der ESC für einen der Young Investigator Awards nominiert und für unsere Forschungsprojekte mit einem Preisgeld unterstützt zu werden.

Die „Clinical Case Corner“ war sehr gut besucht, junge Kolleginnen und Kollegen habe dort ihre Fälle vorgestellt und tolle Diskussionen geführt.
© Breitbart
Free Registration Tickets für Sektionsmitglieder
Doch auch für alle, die nicht wissenschaftlich tätig sind oder deren Daten für ein Abstract noch nicht ausreichen, kann der Kongress auf vielen Ebenen interessant und inspirierend sein. Um die Teilnahme junger Kardiologinnen und Kardiologen zu fördern, vergibt die ESC in jedem Jahr 25 Free Registration Tickets an die nationalen Fachgesellschaften, die diese dann an ihre jungen Mitglieder verlosen. Die Young DGK konnte in diesem Jahr alle Tickets vergeben und so 25 interessierte Sektionsmitglieder unterstützen.
Außergewöhnliche Fälle aus dem klinischen Alltag
Neben den Hotline- und Guideline-Sessions war in diesem Jahr die „Clinical Case Corner“ bei Young Cardiologists sehr beliebt und immer gut besucht. Dort präsentierten junge Kardiolog*innen außergewöhnliche oder besonders lehrreiche Fälle aus ihrem klinischen Alltag. Der „Clinical Cases-Track“ wurde durch das „Board Committee for Young Cardiovascular Professionals“ der ESC gestaltet, dem Dr. Maria Rubini und Dr. Victoria Johnson aus der Young DGK angehören. Das Komitee besteht aus jungen Kardiologinnen und Kardiologen aus ganz Europa, die gemeinsam die Interessen von uns Youngs in der ESC vertreten und Angebote für die junge Community entwickeln.
Quiz-Sessions, „Meet the Presidents“ und Social Media-Events
Insbesondere junge und „jung gebliebene“ Kongress-Besucher*innen sprach auch die lockere Atmosphäre in „The Zxne“ an. In diesem Bereich direkt neben der ESC-Professional-Lounge fanden u. a. Quiz-Sessions, „Meet the Presidents“ sowie Social Media-Events statt. An den interaktiven Sitzungen konnten die Besucherinnen und Besucher via Smartphone teilnehmen. Bei durchgehend etwa 30 zeitgleich stattfindenden Sessions fiel es nicht gerade leicht, den Überblick zu behalten oder sich für die spannendste Sitzung zu entscheiden. Es kann deshalb hilfreich sein, sich bereits im Voraus mit dem Kongressprogramm zu beschäftigen und die interessantesten Themen und Punkte zu speichern.
Sollte man trotzdem eine wichtige Sitzung verpasst haben, so sind viele Sessions für registrierte Kongressteilnehmer*innen später noch on demand abrufbar. Über die Plattform ESC 365 werden die Inhalte allen ESC Professional-Mitgliedern sogar auf unbegrenzte Zeitdauer bereitgestellt.
Networking im Kongressumfeld und persönliche Kontakte
Neben dem inhaltlichen Mehrwert, den der Kongress allen Teilnehmenden bietet, ist das Networking ein wichtiger (vielleicht sogar der wichtigste) Bestandteil eines jeden Kongresses, der nun endlich wieder persönlich stattfinden kann. Besucherzahlen von 30.000 Personen vor Ort machen ein zufälliges „über den Weg laufen“ jedoch fast unmöglich.
So empfiehlt es sich auf jeden Fall, sich mit Bekannten oder Personen, die man bisher nur über andere Kanäle kennt, aktiv auf einen „Industrie-Kaffee“ oder ein paar Tapas am Abend zu verabreden. Im nächsten Jahr wird der ESC-Kongress vom 25. bis 28. August zum sechsten Mal in Amsterdam stattfinden. 2024 und 2025 werden dann London bzw. Madrid Kardiologinnen und Kardiologen aus der ganzen Welt nach Europa locken.
Kontakt-- Dr. med. Hannah Billig, Universitätsklinikum Bonn, hannah.billig@ukbonn.de;
Dr. Philipp Breitbart, Universitätsklinikum Freiburg, philipp.breitbart@uniklinik-freiburg.de