Blickpunkt auf die digitale Leitlinientransformation

eCardiology-Positionspapier-- Anfang 2023 wurde das Positionspapier der DGK eCardiology zur Förderung der digitalen Transformation in der Kardiologie veröffentlicht. Darin geht es um mobile Lösungen, crosssektorale Verknüpfung, digitale Präzisionsmedizin, Politik und Gesellschaft sowie Aus- und Weiterbildung.

Von Dr. Barbara R. Milles und Dr. Anne Freund Veröffentlicht:
Digitale Informationen in Form von Apps können den Alltag für Ärzte und Ärztinnen erleichtern.

Digitale Informationen in Form von Apps können den Alltag für Ärzte und Ärztinnen erleichtern.

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Um im Zeitalter der „evidence based medicine“ die Verfügbarkeit und Adhärenz von Leitlinien zu stärken und so das Outcome der Patienten zu verbessern [1], ist die digitale Leitlinientransformation ein zentraler Bestandteil des Positionspapiers der DGK eCardiology.

Um die Vielfalt an Informationen zu strukturieren, gibt die DGK zu allen europäischen Praxisleitlinien übersetzte und kommentierte Pocket-Leitlinien heraus. Mit der Master-Pocket-Leitlinie 2022 steht nun eine Zusammenfassung aller Krankheitsbilder der Akutkardiologie zur Verfügung. Nach wie vor sind diese als gebundene Hefte für die Kitteltasche für die Umsetzung am Patientenbett verfügbar. Die Herausforderung besteht nun in der Transformation in digitale Lösungen, die den mobilen Zugriff ermöglichen und mittels integrierter Tools die Entscheidungsfindung und Automatisierung von Prozessen unterstützen.

„Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht.“

Zitat Deutsche Volksweisheit

In der DGK-Leitlinien-App sind alle aktuellen Pocketleitlinien als Volltext hinterlegt. Diese sind indiziert, durchsuchbar und kommentierbar. Die wichtigsten Flowcharts und Entscheidungsbäume sind als interaktive Elemente hinterlegt. So werden die umfassenden Informationen auf praktische Handlungsstrategien für spezifische Szenarien heruntergebrochen. Dies soll im Alltag die zügige Umsetzung der Empfehlungen vereinfachen. Gleichzeitig ist ein ausführliches Nachlesen der Informationen im Nachhinein möglich. Die App wurde über 10.000 Mal heruntergeladen und ist als Medizinprodukt zertifiziert. In einer kompakteren Form sind die Leitlinien in den CardioCards mit den wichtigsten Informationen auf ca. 2–3 Seiten hinterlegt. Diese sind in der DGK-Leitlinien-App wie auch in einer gesonderten CardioCards-App als prägnante Entscheidungshilfe für kardiologisch und nicht kardiologisch tätige Kolleginnen und Kollegen verfügbar.

Von der passiven Informationsbereitstellung geht der Trend zur Entwicklung von Clinical Decision Support (CDS) Tools. Im Rahmen von CDS-Tools werden die Behandler aktiv durch den diagnostisch-therapeutischen Algorithmus geführt. Ein solches Tool stellt die DGK in ihrer App bereits für die Lungenarterienembolie zur Verfügung. Neben dem diagnostisch/therapeutischen Pfad sind praxisnahe Tipps wie Dosierungsvorschläge für die Antikoagulation hinterlegt. Wie bei allen Entscheidungshilfen und Leitlinien verbleibt die Verantwortung für die medizinischen Entscheidungen jedoch immer bei den behandelnden Ärzten. Welche Auswirkungen die Integration von CDS-Tools in den Versorgungsalltag hat, evaluiert das Team der Universitätsklinik Heidelberg anhand des DGK-Tools Lungenarterienembolie.

Die Integration von CDS-Tools in Klinikinformationssysteme scheint attraktiv, um leitliniengerechte Diagnostik und Therapie wie auch eine Automatisierung der Prozesse zu ermöglichen und so mehr Zeit für die Patientenversorgung zu gewährleisten. Dabei könnte schon die Integration von einzelnen Leitlinienempfehlungen mit sehr hoher Relevanz die Leitlinienadhärenz im stationären und ambulanten Bereich fördern. Die größte Herausforderung dabei liegt, wie in vielen Bereichen der Digitalisierung, in der Standardisierung und Skalierbarkeit von Datensätzen. Mit der kürzlichen Einigung des europäischen eHealth Networks auf den Interoperabilitätsstandard FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources) scheint ein erster wichtiger Schritt gemacht.

Bis solche neuen Strukturen den klinischen Alltag verändern, bleibt ein Fokus der eCardiology auf der Steigerung der Sichtbarkeit von Leitlinien. Hierzu veröffentlicht die Onlineplattform Amboss in Kooperation mit der DGK zu jeder neuen DGK-Pocket-Leitlinie ein Leitlinientelegramm. Die wichtigsten Inhalte und spannendsten Neuerungen werden in 3–4 Stichpunkten zusammengefasst und zusammen mit dem Direktlink zur Leitlinie an die > 10.000 Abonnenten des Telegramms aus allen Fachgebieten verschickt. Hierdurch werden neue Leitlinien ins Bewusstsein gerufen und eine breite Zielgruppe, auch außerhalb der Kardiologie, informiert

Weitere Infos finden Sie im eCardiology Positionspapier: „eCardiology: ein strukturierter Ansatz zur Förderung der digitalen Transformation in der Kardiologie“ (dgk.org)

Kontakt-- Dr. B. R. Milles, Klinik für Innere Medizin, Dr. Anne Freund, Herzzentrum Leipzig

Literatur-- 1. Carlhed R et al. Am Heart J. 2006;152(6):1175-81.

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