Erste Ergebnisse aus KardioNet Digital
Digitale Patientensteuerung-- Versäumte Chance oder „Technomanie“? Die Spannbreite der Meinungen zum Einsatz digitaler Technik in der Patientensteuerung ist groß und die Angebote an Lösungen und deren Optionen zuweilen unübersichtlich und oft nicht versorgungsrelevant.
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Herzinsuffizienz-MFA als Netzwerkmanager helfen bei der Einrichtung der App. (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Das Projekt „KardioNet Digital - Managed Care von Herzinsuffizienz-Patienten“, entwickelt vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK e.V.) in Kooperation mit dem DGK Zentrum für kardiologische Versorgungsforschung (DGK ZfKVF), untersucht seit 2021 den Einsatz der App CardioCoach als digitale Unterstützung in einem Managed Care Programm zur Herzinsuffizienz.
Im Zentrum des Projektes stehen Aufbau und Initiierung einer Versorgungsstruktur zur Steuerung und Unterstützung dieser Patienten. Dabei ist eine geschulte Herzinsuffizienz-MFA (Netzwerkmanagerin) die zentrale Ansprechperson für die Patienten und vermittelt zwischen den Sektoren Klinik und dem ambulanten Bereich von Hausärzten und Kardiologen. Die App CardioCoach wird in der Versorgungsstruktur als niederschwellig nutzbarer Informationsspeicher für alle Gesundheitsdaten der Patienten eingesetzt, ebenso erfolgen Alarmmeldungen an Patienten und Netzwerkmanager aus der App heraus, wenn festgelegte Grenzwerte, z. B. für erfasste Vitalwerte, verletzt werden. Eine frühzeitige Intervention durch die Netzwerkmanager ist so möglich (Abb. 1) [1].
Mit Abschluss der Rekrutierungsphase im Versorgungsprojekt konnten nun erste Ergebnisse gewonnen werden. Bereits vor der Auswertung der erhobenen medizinischen Parameter sowie der vom Patienten erfassten PROMs (Patient-Reported Outcome Measures) zur Lebensqualität und Zufriedenheit mit der Versorgung sind im ersten Schritt bereits die Daten zur Umsetzung und Implementierung der Versorgungsstruktur auswertbar. Hier ergeben sich erste Erkenntnisse zum Aufbau integrierter Patientenpfade und dem patientenabhängigen Einsatz von Versorgungs- bzw. Steuerungselementen (Netzwerkmanagement und App CardioCoach).

Versorgungsstruktur in „KardioNet Digital“ Struktur der sektorübergreifenden Versorgung im Projekt „KardioNet Digital“.
© BNK
Insgesamt sind 4 Klinken und 48 niedergelassene Kardiologen aus München und Hamburg in die Versorgungsstruktur mit eingebunden. Die Information und Beteiligung der Hausärzte ist über die bestehenden Zuweiserstrukturen der niedergelassenen Kardiologen gesichert und nicht gesondert erfasst.
Mit Beginn der Rekrutierungsphase (ab 10/2021) wurde das Screening nach geeigneten Patienten jeweils in den teilnehmenden Kliniken initiiert. Aufklärung und Einschluss der Patienten erfolgte durch die Netzwerkmanager in der Klinik.
Von insgesamt 404 gescreenten Patienten konnten 57 (14,1 %) in die Versorgung eingeschlossen werden. Hauptsächliche Gründe für das Scheitern der Teilnahme der Patienten waren ein fehlendes Smartphone (30,3 %) und eine technische Überforderung (9,2 %) der Patienten. Weiterhin gaben 20,2 % der Patienten kein Interesse an, da sie generell keine Apps nutzen oder auch keinen Vorteil in der digitalen Patientensteuerung sehen.
Gerade der Prozess zu Beginn der digitalen Versorgungssteuerung erforderte die Unterstützung durch die Netzwerkmanager: die Ersteinrichtung der App auf den Smartphones der Patienten war trotz einer intuitiven Gestaltung der App und der zuvor überprüften Bereitschaft und digitalen Affinität der Patienten nicht immer alleine möglich. Hier zeigte sich der hybride Ansatz der Versorgungsstruktur aus persönlichem Netzwerkmanagement und digitaler Steuerung über die App CardioCoach als besonders wirksam.
Der für die Indikation Herzinsuffizienz untypische Altersdurchschnitt von 55 ± 15,1 Jahren (MW ± SD) der eingeschlossenen Patienten macht deutlich, dass die digitale Unterstützung der Versorgung aktuell nicht für alle Altersklassen infrage kommt und entsprechende Modelle (noch) nicht uneingeschränkt skalierbar sind. Versorgungsmodelle ohne digitale Komponenten bleiben weiterhin sinnvoll. Die zu erwartenden Ergebnisse nach Abschluss des Projektes, die aus den Versorgungs- und Lebensqualitätsdaten der Patienten gewonnen werden können, sind jedoch dazu geeignet, Hinweise auf die Nutzung und Effekte digitaler Versorgungselemente zu geben, wie auch patientenindividuelle Bedürfnisse hinsichtlich entsprechender Versorgungsprogramme aufzudecken. Daten hierzu können dann ab Ende 2023 analysiert werden.
Literatur--
1. Goss F. Cardio News. 2021;24(1-2):32
Danksagung-- Wir danken der Deutschen Herzstiftung und AstraZeneca für die finanzielle Förderung und Unterstützung dieses innovativen Projektes.
Kontakt-- Simon Glück, Geschäftsführer BNK Service GmbH, Dienstleistungsunternehmen des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen e.V., München, simon.glueck@bnk-service.de