Welche Apps im Alltag helfen

Digitale Medizin-- Die Entwicklung von Gesundheits-Apps nimmt immer mehr Fahrt auf. Einige von ihnen haben das Potenzial, Ärzte und Ärztinnen in ihrem Alltag zu unterstützen, andere wiederum können Patientinnen und Patienten das Leben erleichtern. Eine Übersicht.

Von Prof. Dr. Peter Radke Veröffentlicht:
Smartphone-Apps gibt es im Medizinbereich inzwischen viele.

Smartphone-Apps gibt es im Medizinbereich inzwischen viele.

© Prostock-studio / Stock.adobe.com

Die digitale Transformation in der Medizin lässt sich beispielhaft an der rasch zunehmenden Anzahl von Applikationen („Apps“) darstellen. Die Abfrage einer Internet-Suchmaschine (google.com) von Mitte Dezember 2022 mit den Keywords „App Kardiologie“ oder „Apps Cardiology“ ergab über 1 Million bzw. 79 Millionen Treffer. Das Spektrum der auf dem Markt verfügbaren Apps in der Kardiologie ist sehr breit und reicht von einer klinischen, leitlinienbasierten digitalen Entscheidungsunterstützung über Datenschutz-Grundverordnungs (DGSVO) konforme Kommunikationsplattformen bis hin zu patientenorientierten Informationshilfen und Fernmonitoring zur Vorhofflimmern-Detektion.

Unter Ärzten häufig genutzte Apps

Hinsichtlich der Unterstützung von Behandlern im klinischen Alltag hat eine aktuelle „Twitter“-basierte Umfrage bei jungen Kardiologinnen und Kardiologen der „Young DGK“ aufgezeigt, welche Smartphone-Apps von dieser Gruppe am häufigsten genutzt werden. Genutzt wurden vor allem medizinische Lern- und Wissensplattformen (Amboss, 47 %), gefolgt von Leitlinien-Apps kardiologischer Fachgesellschaften (24 %), EchoCalc von der British Society of Echocardiography (15 %) und die Online-Fortbildungs-Apps von DGK oder der ESC (14 %). Weiterhin werden „Messenger-“Dienste und Social Media-Apps häufig verwendet (u. a. Siilo – 28 %, TikTok, Twitter, YouTube usw.).

Digitale Angebote von Fachgesellschaften erhalten viel Aufmerksamkeit und werden häufig als Informationsquelle herangezogen. Dieses Nutzungsverhalten zeigt, dass die Fachgesellschaften attraktive Angebote wie die digitale Nutzung von Leitlinientexten, Kalkulatoren/ Scores bis hin zu leitlinienbasierten Entscheidungs-Unterstützungssystemen („Clinical Decision Support Tools“) anbieten. Aktuelle Entwicklungen werden die Zusammenführung von Patientendaten aus Krankenhaus-/ Praxis-Informationssystemen sowie Apps zur klinischen Endscheidungsunterstützung ermöglichen, um leitlinienkonforme Behandlungswege aufzuzeigen und zu dokumentieren.

79 Millionen Treffer ergab die Google-Suche auf Apps Cardiology.

Medizinische Apps mit DGSVO-Konformität zur Kommunikation zwischen Behandlern (Beispiel siilo.com, siehe oben) oder auch zwischen Behandlern und Patientinnen und Patienten (z. B. bnk-cardiocoach.de) können den Behandlungsalltag deutlich erleichtern. Vor allem der Informationsfluss zwischen Krankenhaus, Praxis und Patient und umgekehrt ist von sehr hohem Nutzen. Eine zügige Ausgestaltung der Telematik-Infrastruktur in Deutschland ist von großer Wichtigkeit und kann perspektiv die Gesundheitsplattform der Zukunft darstellen. Bis zur Umsetzung werden jedoch weiterhin Brückentechnologien benötigt.

Nützliche Apps für Patienten

Aus der Perspektive von Patientinnen und Patienten gibt es seit Jahren schon Apps, die beispielsweise mit komplexer Sensorik eine Rhythmuskontrolle per Smartphone oder Smartwatch ermöglichen. Entsprechende Apps können mittlerweile die Diagnose Vorhofflimmern stellen (durch ein 30 Sekunden-1-Kanal-EKG). Mithilfe von Lichtquellen und deren Reflektion in Kapillaren (Photoplethysmografie) ist ein Screening auf Vorhofflimmern möglich, die Befunde solcher Apps müssen jedoch durch ein EKG validiert werden. Neben dem Vorhofflimmern-Screening gibt es zunehmend weitere externe Sensorik wie Aktivitätsparameter und Herzfrequenzdaten, welche bei Patienten mit Herzinsuffizienz eine kardiale Dekompensation frühzeitig erkennen können. Die Erstattbarkeit von telemedizinischen Leistungen bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz wird den Einzug in den Behandlungsalltag sicherlich erleichtern.

Patienten und Patienten sind darüber hinaus in der Lage, über Apps etablierter Gesellschaften wie die HerzFit-App der Deutschen Herzstiftung oder den Cardiocoach vom Bund Niedergelassener Kardiologen (siehe oben) ihre Gesundheitsdaten zu erfassen (z. B. Blutdruck, Herzfrequenz, LDL-Cholesterin, Gewicht und Langzeitblutzucker). Diese Daten können mit Behandlern unkompliziert ausgetauscht werden. Weiterhin bieten derartige patientenbezogene Gesundheits-Apps die Möglichkeit, weitergehende Informationen und Motivation für sich zu finden (z. B. Lebensstiländerung, Definition persönlicher Gesundheitsziele).

Fazit

Die Entwicklung medizinisch kardiologischer Apps nimmt weiter Fahrt auf und ermöglicht Behandlern z. B. direkten Zugang zu Wissensplattformen, Unterstützung im Behandlungsablauf sowie eine einfache Kommunikation mit weiteren Behandlern sowie Patienten und Patientinnen.

Patienten können über Apps individualisierte Informationen über ihre Erkrankung sowie deren Behandlung erhalten und ihre Gesundheitsdaten unkompliziert mit Behandlern austauschen.

Der weitere Erfolg bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens in Deutschland wird abhängig sein von der Entwicklung der Telematik-Infrastruktur, dem Willen zur Datennutzung und -kommunikation sowie der Möglichkeit, digitale Innovationen rasch erstattungsfähig zu machen.

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