100 Cardiac-Arrest-Zentren in Deutschland zertifiziert

Reanimation-- In Deutschland sind die Ergebnisse nach Reanimationen weiterhin verbesserungswürdig. Dies wurde als Anlass genommen, sog. Cardiac-ArrestZentren einzuführen. Ein Update über die aktuellen Entwicklungen.

Von Thiele und Rott und Kelm und Frey und Busch,Scholz und Böttiger Veröffentlicht:

In Deutschland werden pro Jahr ca. 75.000 Reanimationen im prähospitalen Setting durchgeführt. Bei rund 40 % sind die initialen Wiederbelebungsmaßnahmen primär erfolgreich mit Wiederherstellung eines Spontankreislaufs (Return of spontaneous circulation; ROSC). Bei diesen Patientinnen und Patienten, bei denen die weitere Prognose aufgrund der Schwere der Erkrankung sehr ernst ist, kommen der Fachkompetenz, den Behandlungsprozessen und der Ausstattung der weiterbehandelnden Klinik große Bedeutung für das Überleben und die neurologische Prognose zu.

In Deutschland sind die Reanimationsergebnisse und die Überlebenschancen nach Reanimation im Vergleich zu den Zahlen in den skandinavischen Ländern sicherlich noch weiter verbesserbar. Deshalb wurde im Jahr 2017 vom Deutschen Rat für Wiederbelebung/German Resuscitation Council (GRC) in einem profunden Abstimmungsprozess mit der der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz und Kreislaufforschung (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN) ein Konsensuspapier mit Qualitätsindikatoren und strukturellen Voraussetzungen für Cardiac-Arrest-Zentren erarbeitet [1]. Dieses Konsensuspapier wurde in den entsprechenden Fachzeitschriften der beteiligten Gesellschaften publiziert.

Wir nähern uns damit einem bundesweiten flächendeckenden Ausbau.

Ein Cardiac Arrest Center (CAC) ist per definitionem ein zertifiziertes Krankenhaus, das zur Weiterbehandlung prähospital reanimierter Patienten und Patientinnen in besonderer Weise spezialisiert ist [2].

Im Oktober 2022 konnte nun das 100. Krankenhaus erfolgreich zum CAC zertifiziert werden, nachdem Ende 2018 eine Pilotphase und 2019 das deutschlandweite Zertifizierungs-Roll-Out gestartet waren [3]. In der Zwischenzeit wurden einige CACs auch bereits rezertifiziert. Damit nähern wir uns einem bundesweiten flächendeckenden Ausbau mit dem Ziel der Verbesserung der Behandlungsqualität und den Überlebensraten von präklinisch reanimierten Patienten in Deutschland. Auch im deutschsprachigen Ausland wie in der Schweiz und in Österreich wurden bereits erste Kliniken zertifiziert.

Schon seit Jahren wird in den internationalen Leitlinien zur Reanimation gefordert, präklinisch reanimierte Patienten in solchen spezialisierten Krankenhäusern weiter zu behandeln. Das Kuratorium mit Mitgliedern aus GRC und DGK hat Mitte 2021 einen überarbeiteten Kriterienkatalog für die CAC-Zertifizierung abgestimmt und veröffentlicht. Dabei wurden auf Basis der ersten Erfahrungen Kriterien angepasst, konkretisiert und teils zur Umsetzbarkeit im klinischen Alltag neu definiert [4].

Auch die internationalen Reanimationsleitlinien 2021 heben im neu entwickelten Kapitel „Lebensrettende Systeme“ noch einmal die Bedeutung der CACs hervor [5]. Dem Rettungsdienst soll durch diese spezialisierten Kliniken eine zielsichere Zuweisung der erfolgreich reanimierten Patienten ermöglicht werden. Für Betroffene ist entscheidend, dass Fehltransporte in Krankenhäuser, die diese Anforderungen nicht erfüllen können, verhindert werden sollen.

Fazit

In Deutschland wurde 2022 das 100. Krankenhaus als CAC zertifiziert. Einige Regionen sind aber noch unterversorgt.

Wir möchten Sie motivieren, Ihre Klinik bei Vorliegen der Voraussetzungen zertifizieren zu lassen. Letztlich geht es um die weitere Prognoseverbesserung für diese schwer kranken Patientinnen und Patienten durch eine optimierte Therapie.

Literatur bei den Verfassern

Kontakt-- Prof. Holger Thiele, Herzzentrum Leipzig,

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