AHF: Kinderintensivmedizin neu gedacht

Lebensqualität-- Kinder mit angeborenen Herzfehlern (AHF), die operativ korrigiert werden müssen, kämpfen nicht nur mit ihrer Krankheit, sondern auch mit den Folgen der intensiven medizinischen Behandlung.

Von Felix Neuhoeffer Veröffentlicht:
NoPICS-Kids-- bessere Lebensqualität für Kinder mit AHF. Kadmy/stock.adobe.com

NoPICS-Kids-- bessere Lebensqualität für Kinder mit AHF.

© Kadmy/stock.adobe.com

Ein innovatives Konzept namens NoPICS-Kids verspricht eine bessere Lebensqualität für Kinder und ihre Familien. Die Wirksamkeit dieses kinderintensivmedizinischen Konzeptes wird in einer Multicenterstudie untersucht. Die Überlebensrate von Kindern mit mittelschweren oder schweren angeborenen Herzfehlern ist dank moderner operativer und intensivmedizinischer Versorgung gestiegen. Viele Kinder haben jedoch eine erhöhte Morbiditäts- und Rehospitalisierungsrate und leiden unter zum Teil bleibenden Einschränkungen. Diese Folgen der kritischen Erkrankung und der Intensivstations-Aufenthalte werden zusammengefasst als Post-Intensive Care Syndrome (PICS) [1, 2]. Das Syndrom ist gekennzeichnet durch neue oder verstärkte Beeinträchtigungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die den Krankenhausaufenthalt überdauern und nicht ursächlich auf die Grunderkrankung zurückzuführen sind. PICS betrifft nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch ihre Familien.

80 % der Kinder mit AHF entwickeln PICS

PICS wurde 2017 erstmalig bei Kindern beschrieben [3, 4] und 2018 für Kinder und ihre Familien als Konzept erweitert (PICS-p und PICS-f) [5]. Mit zunehmender Komplexität der zugrunde liegenden Krankheit nehmen die Dauer des Aufenthalts, die Dauer der mechanischen Beatmung und die Anzahl der Eingriffe pro Patienten zu. Dies führt zu vermehrten Schmerzen, Unruhe, Entzugserscheinungen, Delirium, Immobilität und Schlafstörungen. Kinder mit angeborenen Herzfehlern sind eine besonders stark betroffene Patientengruppe. 80 % dieser Kinder entwickeln Symptome von PICS-p: 36 % körperliche Einschränkungen, 70 % kognitive Einschränkungen, 33 % emotionale Einschränkungen und 26 % soziale Einschränkungen. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Darüber hinaus kann sich die kritische Erkrankung des Kindes auch erheblich auf die psychische und soziale Gesundheit der Familie auswirken (PICS-f).

Das innovative Versorgungskonzept NoPICS-Kids

Ein krankes Kind benötigt zur Genesung ein funktionierendes und seinen Bedürfnissen entsprechendes Umfeld. Das Projekt „Kinderintensivmedizin neu gedacht – Vermeidung von Post Intensive Care Syndrom bei kritisch kranken Kindern und deren Familien NoPICS-Kids“ knüpft daran an. Ein sekundär präventives, familienzentriertes Versorgungskonzept will PICS vorbeugen. Es beinhaltet ein standardisiertes Maßnahmenbündel während der Intensivtherapie (pABCDEF-Bundles). Die Wirksamkeit des Konzeptes und die gesundheitsökonomischen Aspekte der neuen Versorgungsform werden in einer prospektiven Multicenterstudie untersucht. Dafür werden 1.650 kritisch kranke Kinder und deren Familien eingeschlossen. Das Projekt wird für dreieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 9,6 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert.

Literatur--

1. Needham et al. Crit Care Med. 2012;40(2):502-9

2. Rousseau AF et al. Crit Care. 2021;25(1):108

3. Herrup EA et al. World J Crit Care Med. 2017;6(2):124-34

4. Watson et al. 2018

5. Manning JC et al. Pediatr Crit Care Med. 2018;19(4):298-300

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