MACM mit akutem Takotsubo-Syndrom
Kasuistik-- Crystal Meth ist eine starke, schnell abhängig machende Droge, die neben den von den Konsumenten erwarteten Effekten auf das ZNS auch akute kardiovaskuläre Probleme verursachen kann. Daher sollten Notaufnahmen mit der Methamphetamin-assoziierten Kardiomyopathie (MACM) vertraut sein.
Veröffentlicht:
Abb. 1-- Ruhe-EKG in der Notaufnahme mit anterioren ST-Hebungen. Meyer-Zürn
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Prof. Dr. Christine Meyer-Zürn, Universitätsspital Basel
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PD Dr. Philip HaaF, Universitätsspital Basel
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Abb. 2 (links)-- Koronarangiografie mit Wandunregelmäßigkeiten im RIVA ohne relevante Stenosen.... . Meyer-Zürn
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Das hochsensitive Troponin T war auf 326 ng/l (Norm < 14 ng/l) und das NT-proBNP auf 1.595 ng/l (Norm < 125 ng/l) erhöht. Echokardiografisch zeigte sich ein normal dimensionierter linker Ventrikel mit mittelschwer eingeschränkter systolischer Funktion (LVEF biplan 35 %) und Akinesie der apikalen Hälfte mit Verdacht auf einen flottierenden inferoapikalen Thrombus (1,3 × 1,2 cm).

Abb. 2 (rechts)-- ... Lävokardiografie mit Ballonierung der apikalen Segmente des linken Ventrikels. Meyer-Zürn
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Im klinischen Kontext war der Befund vereinbar mit einer „Methamphetamin-assoziierten Kardiomyopathie (MACM)“ mit Vorliegen eines akuten Takotsubo-Syndroms vom apikalen Typ, linksventrikulärem Thrombus und stattgehabten Myokardinfarkten im RIVA-Stromgebiet (DD Crystal-Meth-induzierte Koronarspasmen, DD koronar-embolisch). Es wurde eine Herzinsuffizienztherapie und orale Antikoagulation mit Phenprocoumon eingeleitet. Ein strikter Verzicht auf Methylamphetamine wurde empfohlen. Im weiteren Verlauf zeigte sich echokardiografisch eine komplette Normalisierung der globalen und regionalen Pumpfunktion. Der LV-Thrombus war nicht mehr nachweisbar.
Hintergrund: Methamphetaminassoziierte Kardiomyopathie

Abb. 3-- Herz-MRI mit ausgeprägtem zirkumferenziellem myokardialem Ödem (T2-Mapping, gelbe Pfeile) der apikalen Hälfte des Myokards mit dazu korrespondierenden Wandbewegungsstörungen (nicht abgebildet) in einem nicht koronarem Verteilungsmuster. Subendokardiales Late Enhancement septal mittventrikulär bis apikal (weiße Pfeile), whsl. älterem Myokardinfarkt im RIVA-Stromgebiet entsprechend. Inferoapikaler flottierender Thrombus (schwarzer Pfeil, 2-Kammerblick). Meyer-Zürn
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Fazit
Unser Patient, der sich mit anterioren ST-Hebungen notfallmäßig vorstellte, wies typische Charakteristika einer MACM auf: Substanzabusus von Methamphetaminen („Crystal Meth“), starke Thoraxschmerzen mit übermäßigem Schwitzen, erhöhte natriuretische Peptide, Takotsubo-Syndrom des linken Ventrikels mit reduzierter Pumpfunktion, ventrikulärer Thrombus, abgelaufener Myokardinfarkt ohne zugrunde liegende koronare Herzkrankheit.
Das Herz-MRI leistet einen wesentlichen Beitrag zur Diagnose und Prognoseeinschätzung einer MACM.
Die dauerhafte Abstinenz von Methamphetaminen ist entscheidend.
Aufgrund des hohen Risikos für intrakardiale Thromben sollte eine langfristige orale Antikoagulation in Betracht gezogen werden.
Kontakt-- Prof. Dr. Christine Meyer-Zürn, Universitäres Herzzentrum, Universitätsspital Basel, christine.meyerzuern@usb.ch
Literatur bei der Verfasserin/den Verfassern