40 Jahre ICD in Deutschland: Treffen der Pioniere

Wegbereiter-- Am 24.1.2024 trafen sich die Pioniere der Behandlung mit implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) in Deutschland. 40 Jahre nach der ersten ICD-Implantation in Deutschland bot dies eine gute Gelegenheit, mit persönlichen Erinnerungen auf die Geschichte der Defi-Therapie zurückzublicken.

Von Martin Nölke und Prof. Helmut Klein Veröffentlicht:
Die Pioniere in Düsseldorf-- (v. l. n. r.) Prof. Günter Frank, Prof. Gerhard Steinbeck, Prof. Matthias Manz, Prof. Helmut Klein, Prof. Gunther Arnold, Prof. Joachim Winter, Prof. Günter Breithardt, Dr. Fokko de Haan, Dipl.-Ing. Peter Heldt, Dipl.-Ing. Seah Nisam, Prof. Jochen D. Schipke.Romy Martínez

Die Pioniere in Düsseldorf-- (v. l. n. r.) Prof. Günter Frank, Prof. Gerhard Steinbeck, Prof. Matthias Manz, Prof. Helmut Klein, Prof. Gunther Arnold, Prof. Joachim Winter, Prof. Günter Breithardt, Dr. Fokko de Haan, Dipl.-Ing. Peter Heldt, Dipl.-Ing. Seah Nisam, Prof. Jochen D. Schipke.

© Romy Martínez

Meilensteine der Defi-Therapie

Die erste Implantation eines Defibrillators (ICD) sollte in München an der LMU unter der Leitung von Prof. Gerhard Steinbeck stattfinden; jedoch verstarb die für die Implantation vorgesehene Patientin leider bevor das Gerät, das von der amerikanischen Firma Intec gebaut wurde, in München eintraf. Daher fand in Deutschland die erste ICD-Implantation am 18.1.1984 an der Universitätsklinik Düsseldorf statt. Die Implantation erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen Herzchirurgen (Prof. Wolfgang Bircks und Prof. Jörg Ostermeyer) und den Kardiologen (Prof. Günter Breithardt und Prof. Martin Borggrefe), da die Implantation am geöffneten Thorax (eine Flächenelektrode auf dem Epikard, der Generator in der Bauchwand) platziert werden musste. Da sich bei der ICD-Funktionstestung herausstellte, dass der ICD-Generator defekt war, wurde ein Ersatzgerät, das ursprünglich für die zweite Implantation am folgenden Tag an der MHH in Hannover vorgesehen war, implantiert.

Am 24.1.1984 erfolgte dann die zweite ICD-Implantation in Hannover (Herzchirurg Prof. Günter Frank, Kardiologe Prof. Helmut Klein). Die dritte ICD-Implantation wurde am 30.1.1984 an der Universitätsklinik Bonn (Herzchirurg Prof. Paul G. Kirchhoff, Kardiologe Prof. Mathias Manz) durchgeführt. Wenig später erfolgten dann ICD-Implantationen in der Klinik der LMU München (Prof. G. Steinbeck) und der Universitätsklinik Hamburg (Prof. Karl-Heinz Kuck). Beteiligt waren an den ersten Implantationen auch die amerikanischen Ingenieure der Intec Firma Mark Calderini und Stan Bach sowie der für Europa zuständige Ingenieur Seah Nisam und der für Deutschland Verantwortliche Peter Heldt.

Vor Deutschland wurden in Europa von 1982–1984 bereits sechs Defibrillatoren in Paris (Philippe Coumel) implantiert. Die ersten ICD-Geräte (genannt „AID“ – später „AICD“) wurden zunächst noch mit einer intravaskulären Elektrode in der oberen Vena cava und einer epikardialen Flächenelektrode zur Defibrillation verwendet. In Hannover wurden dann bei der Implantation erstmals zwei epikardiale Flächenelektroden implantiert. Zum sogenannten „sensing“ des elektrischen Signals wurden zwei kleine epikardiale Schraubelektroden genutzt.

Vision mit Akzeptanzproblemen

Bei der Jubiläumsveranstaltung in Düsseldorf berichtete Prof. Klein über das interessante Leben des Begründers der ICD-Therapie, Dr. Michel Mirowski (1924–1990) und seiner maßgeblich an der ICD-Entwicklung beteiligten Kollegen Dr. Morton Mower (Baltimore) und Dr. Steve Heilmann (Pittsburgh). Die erste Defibrillator-Implantation erfolgte 1980 am Johns Hopkins Klinikum der Universität von Baltimore, USA, bei einer 57-jährigen Patientin von Dr. Roger Winkle (Stanford, CA). Der Herzchirurg bei dieser Implantation war Dr. Levi Watkins, der afroamerikanischer Herkunft war und ein Freund und Mitstreiter von Martin Luther King. Dr. Morton Mower war dann einige Jahre später auch der Vater und Entwickler der kardialen Resynchronisationstherapie (CRT).

Beginn einer neuen Ära

Seah Nisam (Brüssel) referierte über die spannende, weitere Entwicklung der ICD-Therapie in den folgenden Jahren von der anfänglichen epikardialen und abdominalen Implantation bis zur kompletten transvenösen, intrakardialen Elektroden- und sub-klavikularen Generatorimplantation. Er beschrieb dabei auch die anfänglichen Akzeptanzprobleme einer ICD-Therapie wie sie insbesondere von Dr. Bernard Lown, einem bekannten amerikanischen Kardiologen und Entwickler des externen DC-Defibrillators aus Boston, hervorgebracht wurden. Andererseits wurde Michel Mirowski dann stark unterstützt von Dr. Arthur Moss (Rochester, NY), der als Vater der späteren fünf MADIT-ICD-Studien bezeichnet werden kann. Prof. Joachim Winter (Düsseldorf) berichtete über die Entwicklung und die weiteren wichtigen Ergebnisse des subkutanen Defibrillators (S-ICD), dessen Konzept 2001 von Dr. Gust Bardy, Seattle, USA, vorgestellt wurde. Prof. Winter hat sich um die Verbesserung der operativen Implantationsmethoden große Verdienste erworben. Es war eine hochinteressante Veranstaltung im Haus der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Düsseldorf unter der Leitung von Dr. Fokko de Haan, der für das historische Archiv der DGK verantwortlich ist.

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