Die Praxis – Spiegel der Gesellschaft

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Ein Kommentar von Dr. Heribert Brück Veröffentlicht:
Dr. Heribert Brück-- Kardiologe ausErkelenz und BNK-Pressesprecher Brück

Dr. Heribert Brück-- Kardiologe ausErkelenz und BNK-Pressesprecher

© Brück

Die Arbeit in der Praxis bietet in vielerlei Hinsicht eine große Abwechslung; es ist eben nicht jeder Tag gleich, wie das von Klinikern gerne mal vermutet wird. Wir sind ja in vorderster Linie aktiv und erleben so die gesamte Bandbreite unserer Gesellschaft.

Die meisten Patienten und Patientinnen sind zwar älter, aber es kommen auch junge Patienten, auch wenn sie nur glauben, krank zu sein. Wir müssen uns in der Kommunikation mit den Patienten ständig auf sie einstellen – manche sind sehr einfach strukturiert, stimmen allem zu, wo wir aber zweifeln müssen, ob das Erklärte auch wirklich ankommt. Und dann das andere Extrem, Patienten, die meinen, sie müssten alles hinterfragen, um es zu verstehen, und damit genau das Gegenteil erzielen. Auch was die Krankheitsbilder anbelangt, sehen wir eine große Vielfalt, wohl nicht jeden Tag. Man darf sich aber nicht von den Beschwerden leiten lassen, so sind Patienten mit hochgradig eingeschränkter Ventrikelleistung manchmal subjektiv beschwerdefrei und andere, objektiv ohne große Beeinträchtigung, sind extrem leidend.

Und gelegentlich muss man bei der Anamnese auch schmunzeln. So war dieser Tage ein Patient bei mir, der auf die Frage nach seinen Beschwerden etwas kleinlaut sagte, er habe gar keine Beschwerden. Aber er habe ein Segelboot, das er mittlerweile für zu groß halte, da er jetzt 85 Jahre alt sei. Und er wolle sich mal untersuchen lassen, um dann über den Zeitpunkt des Verkaufs zu entscheiden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs meinte er dann doch, dass er, seit er 80 sei, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit feststelle. Am Ende der Untersuchung stand dann doch der hochgradige Verdacht auf eine KHK, sodass eine weitere Diagnostik erforderlich ist. Und dann war da letzte Woche noch der 87-jährige Patient, der zur jährlichen Kontrolle kam und auf die Frage, ob sich im letzten Jahr etwas geändert habe, stolz erzählte, er habe sich ein neues Auto gekauft. Alle hielten ihn für verrückt, er findet es aber gut. Und fit ist er tatsächlich auch noch.

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