Herzstillstand in Wohngebiet

Geringere Überlebensraten-- Tritt ein Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses (OHCA) im Privatbereich auf, sind die Überlebenschancen schlecht. Außerhalb privater Räume hängt die Prognose entscheidend davon ab, ob er sich in einem Wohngebiet oder in einem öffentlich genutzten Viertel ereignet.

Von Joana Schmidt Veröffentlicht:

Auch wenn sich etwa die Hälfte aller in der Öffentlichkeit auftretenden Herzstillstände (out of hospital cardiac arrest, OHCA) in Wohngebieten ereignet, ist die Prognose der Betroffenen wenig erforscht. In einer retrospektiven Studie wurde deutlich, dass dort weniger Reanimationsversuche stattfinden und die Überlebensraten niedriger sind als in öffentlich genutzten Räumen wie Bahnhöfen oder Innenstädten. Anhand von Daten aus Wien und Kopenhagen untersuchten Forschende die Interventionen vor Eintreffen des Rettungsdienstes und das Sterberisiko von Personen mit OHCA in reinen Wohngegenden außerhalb von Privathäusern. Als öffentlicher Raum galten etwa Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufspassagen oder Büros. Seniorenheime und Naturgebiete wurden ausgeschlossen. Die Anzahl an Reanimationsversuchen (CPR) und Defibrillatoreinsätzen sowie das 30-Tages-Überleben wurden mithilfe eines auf Alter und Tageszeit adjustierten Schätzmodells verglichen.

CPR und Defibrillation in Wohngebieten seltener

Von 1.052 und 654 in Wien und Kopenhagen öffentlich aufgetretenen OHCA hatten sich 68 % bzw. 55 % in Wohngebieten ereignet. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine CPR erfolgte, betrug für OHCA in Wiener Wohngebieten 73 % vs. 78 % im öffentlichen Raum, sodass die Chance auf eine CPR um 22 % verringert war. Für Kopenhagen lagen diese Raten bei 83 % vs. 90 %, was einer Reduktion von 46 % entspricht. Die Chance, dass ein Defibrillator angelegt wurde, lag in Wiener Wohngebieten bei 36 % vs. 44 % an öffentlichen Plätzen, sie war um 31 % reduziert. In Kopenhagen betrugen die Raten 21 % vs. 43 % mit einer um 67 % verringerten Wahrscheinlichkeit. In Wien fand in 14 % vs. 20 % der Fälle tatsächlich eine Defibrillation statt, die Wahrscheinlichkeit dafür war in Wohngebieten um 39 % niedriger. In Kopenhagen lagen die Raten bei 16 % vs. 36 %, was einer um 65 % reduzierten Chance entspricht.

30-Tages-Überleben um ein Drittel verringert

Ähnlich verhielt es sich mit den 30-Tages-Überlebensraten, mit 21 % vs. 26 % und einer um 16 % verringerten Überlebenschance in Wien sowie 33 % vs. 44 % und einer um 35 % reduzierten Wahrscheinlichkeit in Kopenhagen. Wurden beide Orte einbezogen, lag das Überleben bei 25 % vs. 36 %, was einer Reduktion um 27 % entspricht. „Zwei Drittel der öffentlichen OHCA traten in Wohngebieten auf, wo weniger Wiederbelebungsmaßnahmen vor Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgten und weniger Betroffene überlebten“, resümieren die Forschenden um Dr. Anne Juul Grabmayr vom Universitätsklinikum Kopenhagen. Gezielte Maßnahmen seien erforderlich, um eine frühere CPR und Defibrillation bei in der Öffentlichkeit stattfindenden OHCA in Wohngebieten zu ermöglichen.

Fazit

Im Vergleich zu öffentlich genutzten Räumen wie Flughäfen erfolgten in Wohngebieten weniger Maßnahmen und die Überlebensraten waren niedriger.

Gezielte Maßnahmen sind erforderlich, um eine frühere CPR und Defibrillation bei OHCA in Wohngebieten zu ermöglichen.

Literatur-- Juul Grabmayr A et al. J Am Coll Cardiol. 2023;82(18):1777-88
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