Kardiale Bildgebung aus der weiblichen Perspektive

Chancen und Herausforderungen-- Für diesen Artikel haben wir mit sieben erfolgreichen Frauen gesprochen, die im Bereich Echokardiografie, kardiale Magnetresonanztomografie und Computertomografie tätig sind und inspirierende Einblicke für Nachwuchskardiologinnen erhalten.

Von Dr. Hannah Billig und PD Dr. Maura Zylla Veröffentlicht:
Leidenschaft für die Bildgebung ist die beste Motivation. auremar/stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Leidenschaft für die Bildgebung ist die beste Motivation. (Symbolbild mit Fotomodell)

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Elena Romero Dorta ist als Leiterin der Funktionsdiagnostik und des Echokardiografie-Labors am Deutschen Herzzentrum der Charité tätig. Sie unterstreicht die zentrale Rolle der Echokardiografie für fast alle therapeutischen Entscheidungen im klinischen Alltag und die damit verbundene Möglichkeit, die untersuchten Patienten ganzheitlich zu betrachten. Bei Prof. Dr. Michaela Hell, Oberärztin an der Universitätsmedizin Mainz, liegt der Bildgebungsschwerpunkt in der kardialen Computertomografie. Sie betont, dass diese Modalität ein immer wichtigeres Tool im klinischen Alltag geworden ist – von der Koronardarstellung bis zur Planung von strukturellen Interventionen – und die technischen Entwicklungen weitere Indikationsfelder öffnen werden. Die Fachrichtung ist für sie zudem besonders spannend, weil sie eine enge Verzahnung zwischen Klinik und Forschung ermöglicht.

PD Dr. Anna Hohneck, Fachärztin am Universitätsklinikum Mannheim mit Spezialisierung in der Magnetresonanztomografie (MRT) und Kardioonkologie, berichtet, die Liebe für die Bildgebung eigentlich schon während der Vorklinik ihres Studiums entwickelt zu haben: „Bildgebung ist quasi Anatomie, nur bunter und lebendiger.“ Als Assistenzärztin der Universitätsklinik Heidelberg hat Dr. Ailís Ceara Haney bereits früh einen Schwerpunkt im Bereich der kardialen Schnittbildgebung gelegt. Grund für ihre Entscheidung sei u. a. die kontinuierliche Weiterentwicklung und der hohe Stellenwert dieses Bereichs, der z. B. im kürzlich veröffentlichten Positionspapier der DGK zur kardialen MRT und CT deutlich werde.

Doch wie den Weg in die Bildgebung einschlagen?

PD Dr. Theresa Reiter, die am Universitätsklinikum Würzburg in der kardiologischen und Herzinsuffizienz-Ambulanz sowie am Kardio-MRT tätig ist, betont den fachlichen und zeitlichen Aufwand der Ausbildung: „Auch wenn es prima vista um das Anschauen von Bildern geht – Echokardiografie und Schnittbildgebung kann man nicht en passant lernen, denn dazu gehören auch ein technisches Grundverständnis der einzelnen Methoden genauso wie das entsprechende klinische Wissen über Krankheitsbilder und Differenzialdiagnosen.“ „Trotz der Verankerung im Curriculum seit einigen Jahren bieten weiterhin nur sehr wenige kardiologische Kliniken eine Rotation im Bereich der kardialen CT und MRT für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung an. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass diese bildgebenden Verfahren an vielen Kliniken traditionell radiologisch geführt werden. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Radiologie ist jedoch für die Indikationsstellung und Interpretation unausweichlich, um das Optimum aus den diagnostischen Möglichkeiten der Methode herauszuholen“, führt Dr. Eleni Giokoglu aus, Internistin und aktuell in der Weiterbildung zur Kardiologin mit dem Schwerpunkt kardiale Schnittbildgebung (CCB, Frankfurt a. M.).

Forschungsstipendien und Mentoring können Weichen stellen

Die nicht flächendeckende Möglichkeit zur Rotation in die kardiale Schnittbildgebung sowie in die interventionelle Echokardiografie bedeutet eine je nach Standort bestehende Hürde für den Einstieg sowie eine uneinheitliche Ausbildung für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung. Mentoring, Forschungsstipendien und persönliches Engagement über die eigene Klinik hinaus wird von unseren Interviewpartnerinnen als besonders hilfreich auf dem Weg ins Imaging bewertet. Anna Hohneck berichtet: „Durch meine ‚bildlastige‘ Doktorarbeit hatte ich bereits während des Studiums die Möglichkeit, mich sowohl in Echokardiografie als auch kardiale MRT einzuarbeiten. Das war mit Sicherheit ein Weichensteller. […] Da in den meisten Einrichtungen eine reguläre Rotation ins MRT nicht vorgesehen ist, konnte ich mir über Forschungsgelder Freistellungen erwirtschaften, die dann eine solche Rotation ermöglicht haben. Förderprogramme sind daher mit Sicherheit hilfreich.“ „Sie ermöglichen uns den notwendigen Freiraum, um neben der klinischen Tätigkeit Projekte voranzubringen und Ideen zu entwickeln“, fasst Ailís Ceara Haney zusammen. Die frühzeitige (ggf. bereits im Studium) Bewerbung auf Förderprogramme sowie Mentoring und die Unterstützung erfahrener Kollegen sind laut Michaela Hell entscheidend. „Ein Blick von außen schadet nie“, so auch Theresa Reiter.

„Der kollegiale Austausch auf Kongressen oder in diversen Sessions gibt einem immer wieder guten Input für die eigene Tätigkeit“, sagt PD Dr. Isabel Körber, die den Bereich der interventionellen Bildgebung an der Uniklinik Köln leitet. Die Kolleginnen unterstreichen zudem die Rolle der Fachgesellschaften auf nationaler und internationaler Ebene, wie z. B. DGK mit ihren verschiedenen Arbeitsgruppen, die Echokardiografie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), die European Association of Cardiovascular Imaging (EACVI), die SCMR oder die SCCT. Diese bieten interaktive Vor-Ort Kurse sowie auch ein breites Online-Angebot zur Weiterbildung für verschiedene Kenntnis-Level an. „Sie ermöglichen nicht nur die persönliche Weiterbildung [und Zertifizierung] durch die Teilnahme an zahlreichen Kursen und wissenschaftlichen Kongressen/Tagungen, sondern auch die […] aktive Beteiligung als Mitglied,“ hebt Elena Romero Dorta vor. Michaela Hell ergänzt: „Wir freuen uns auch über die aktive Mitarbeit junger Kolleginnen und Kollegen in den jeweiligen Arbeitskreisen, um auch diese Zielgruppe noch besser vertreten zu können“.

Beruf und Familie vereinbaren

Die kardiale Bildgebung bietet Chancen in der Suche nach flexiblen Modellen für Ärztinnen und Ärzte mit Familie, so führt Eleni Giokoglu aus: „Sie könnte durch mögliche telemedizinische Befundbeurteilungen sowie webgeführte Besprechungen mit Patienten in Zukunft einen attraktiven, flexiblen Arbeitsbereich darstellen.“ In der interventionellen Bildgebung sieht Isabel Körber Herausforderungen und Handlungsbedarf auch in der Strahlenbelastung: „Hier ist es wichtig, dass der Strahlenschutz ernst genommen wird und gute Schutzmaßnahmen getroffen werden: Gut sitzende Schürzen (mit Schulterklappen), Strahlenschutzwände, engmaschiges Monitoring, gute Zusammenarbeit und Sensibilisierung der interventionellen Kardiologinnen und Kardiologen.“ Die Begeisterung für die eigene Tätigkeit sei definitiv das A und O: „In meinen Augen gibt wenig so viel Durchhaltevermögen und ‚Push‘ auf dem eigenen Weg wie Leidenschaft für die tagtägliche Arbeit.“

Danksagung-- Die Autorinnen danken herzlich für die Unterstützung: Elena Romero Dorta, Dr. Eleni Giokoglu, Dr. Ailís Ceara Haney, Prof. Dr. Michaela Hell, PD Dr. Anna Hohneck, PD Dr. Isabel Körber, PD Dr. Theresa Reiter

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