Kardiologie-Karrieren
Elektrophysiologie-- Wie gestaltet sich die Spezialisierung in den einzelnen Subdisziplinen aus Sicht von Kardiologinnen? Welche besonderen Vorteile und Herausforderungen bringen diese für Frauen mit sich? In diesem Artikel geht es um Frauen, die den Weg in die kardiale Elektrophysiologie gewählt haben.
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Ist Elektrophysiologie das Richtige für mich? Kardiologinnen berichten. (Symbolbild mit Fotomodell)
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Am Anfang der Karriere kann die Vielfalt der Möglichkeiten hinsichtlich einer Spezialisierung, die die Kardiologie anbietet, für Young Cardiologists überfordernd wirken. Junge Frauen finden nur wenige weibliche Vorbilder an der Spitze.
Elektrophysiologie – Disziplin mit vielen Möglichkeiten
Die Elektrophysiologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Subdisziplinen der Kardiologie entwickelt. Sowohl im Bereich der implantierbaren Devices als auch in der Katheterablation haben innovative Technologien die Therapie von kardialen Arrhythmien kontinuierlich optimiert und die Elektrophysiologie zu einem attraktiven Tätigkeitsbereich gemacht. Neben dem Innovationscharakter ist für viele insbesondere die Kombination aus intellektuellen Herausforderungen in der Diagnostik der Arrhythmien und dem manuellen Arbeiten im OP oder EPU-Labor ein Grund dafür, sich für dieses Fach zu begeistern. Für den Weg in die Elektrophysiologie spielen jedoch auch persönliche Kontakte, die teils sehr früh geknüpft wurden, eine Rolle. „Meine Begeisterung für die Elektrophysiologie habe ich während des Studiums für mich entdeckt. Im Rahmen einer Hospitation konnte ich eine Untersuchung mit begleiten und war fasziniert von der Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten, die die EPU verbindet.“, schreibt Dr. Vera Maslova, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Kiel. Dr. Bettina Kirstein, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Lübeck, berichtet ebenfalls: „Ich hatte bereits als Studentin und später auch als Doktorandin am Herzzentrum Leipzig das große Glück, in […] der Rhythmologie mitarbeiten und promovieren zu können. Die Begeisterung meiner Mentoren für das Fach und die mitreißende Atmosphäre waren hoch ansteckend.“
Gutes Mentoring ist das A und O
Alle Befragten betonen eine Förderung durch gute Mentorinnen und Mentoren auf dem persönlichen Weg. So schlussfolgert Vera Maslova: „In meinen Augen ist ein enges Mentoring für mich ein Schlüssel für einen Start und erfolgreichen Weg in der EPU. Insbesondere starke Vorbilder helfen eigene Ziele zu definieren und können eine gute Orientierung für eine Karriereplanung sein.“ Frau PD Dr. Arian Sultan, Oberärztin und Co-Leiterin der Elektrophysiologie am Uniklinikum Köln, berichtet: „Es war wichtig gefördert, aber auch gefordert worden zu sein.“
Besondere Vorteile einer Tätigkeit in der Elektrophysiologie könnten die Arbeitsbedingungen darstellen. Dr. Melanie Gunawardene, Oberärztin am Asklepios-Krankenhaus St. Georg in Hamburg, beschreibt: „Die Arbeitszeiten, tagsüber und unter der Woche, ohne nächtliche Einsätze, machen ein Leben rund ums EPU-Labor möglich. Zudem ist Teamwork gefragt und in der EPU ist es von Vorteil, kritisch zu sein, sodass eine Diskussion der Fälle und ein Hinterfragen nicht als negativ gewertet wird.“
Herausforderungen in der EPU
Jedoch birgt diese Fachrichtung auch besondere geschlechterunabhängige Herausforderungen. „Eine Besonderheit in der Elektrophysiologie ist die lange Ausbildung, sowohl theoretisch als auch interventionell. Man braucht Geduld, Ausdauer und Zeit, was (zumindest am Anfang der Ausbildung) nicht immer mit der Work-Life-Balance vereinbar ist.“, sagt PD Dr. Sonia Busch, Leitende Oberärztin und Leiterin der Abteilung für Elektrophysiologie am Klinikum Coburg.
Spezifische Herausforderungen für Frauen nennt Melanie Gunawardene: „Weiterhin hierarchische Strukturen in Krankenhäusern, zudem die körperliche Arbeit mit Bleiweste und die verminderte Bemühung der deutschen Gesundheitspolitik, ein strahlenfreies/reduziertes Arbeiten möglich zu machen, um so ggf. auch in der Schwangerschaft weiter arbeiten zu können.“ Arian Sultan ergänzt zu diesem Problem: „[…] aber auch hier gibt es viele Beispiele erfolgreicher toller Kolleginnen wie PD Dr. Busch-Amar oder Prof. Deisenhofer, die beides unter einen Hut gebracht haben. Ich denke, dass hier von beiden Seiten ein gewisser ‚Effort‘ erbracht werden muss.“
Was können die Befragten jungen Kolleginnen empfehlen?
Bettina Kirstein rät: „Subspezialisiert Euch an einem großen Zentrum, an dem man ein breites Technologiespektrum erlernen und auch seltene Krankheitsbilder behandeln kann. Ich habe gleich in der EP angefangen, was ich nicht bereue, was aber nicht immer der direkteste Weg zum Facharzt ist. Wenn an Eurer Klinik möglich, baut Kontakt zum EP-Bereich auf, vor allem zu einer Person, die euch vom Fachgebiet immer wieder neu begeistert und lasst euch mitreißen. Baut Euch früh ein Netzwerk auf und pflegt es.“
„Ich denke das Wichtigste ist, sich das zuzutrauen. Manche Frauen sind sich ihrer Qualitäten gar nicht bewusst und trauen es sich einfach nicht zu.“, beschreibt Sonia Busch, „Zielstrebigkeit und Zuversicht sind wichtig, dabei kann ein guter Mentor weiterhelfen.“
In Anlehnung an das Buch und Motto „Lean in“ (Sheryl Sandberg) empfiehlt Melanie Gunawardene: „Durchziehen und weitermachen. Anpassungen an seinen Lebensplan kann man immer noch machen, wenn es soweit ist und man etwas ändern möchte. Ansonsten: die Ausbildung und EPU genießen und nicht vorher zurückschrecken!“
Arian Sultan betont, dass es wichtig sei, das Fach früh für sich zu erkunden und, wenn es einem zusagt, mit „vollem Engagement“ und definierten Zielen einzusteigen, ggf. auch unterstützt durch eine frühe Anbindung an eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, Tätigkeit in Fachgesellschaften oder Teilnahme an nationalen oder internationalen Fellowships – abhängig von dem angestrebten persönlichen Profil. Und zusammenfassend „Nicht entmutigen lassen! Immer dranbleiben – dann klappt es am Ende auch.“.
Danksagung-- Die Autorinnen danken herzlich für die Unterstützung: PD Dr. Sonia Busch (Coburg), Dr. Melanie A. Gunawardene (Hamburg), Dr. Bettina Kirstein (Lübeck), Dr. Vera Maslova (Kiel), PD Dr. Arian Sultan (Köln)