Karriere für Frauen

„Trau Dich und zeig Engagement“

Interventionelle Kardiologin-- Eine Karriere in der interventionellen Kardiologie ist das Ziel vieler junger Kardiologinnen. PD Dr. Luise Gaede hat diesen Weg eingeschlagen. Mitte 2022 ist sie zum ersten Mal Mutter geworden. Mit uns hat sie über ihre Ausbildung und Karriere gesprochen.

Ein Interview von Dr. Hannah Billig und Dr. Philipp Breitbart Veröffentlicht:
Der Weg zur interventionellen Kardiologin ist nicht einfach, aber machbar.

Der Weg zur interventionellen Kardiologin ist nicht einfach, aber machbar.

© Sin See Ho / Alamy / Alamy Stock Photos / mauritius images

Luise, wie sah Dein Einstieg in die Kardiologie – speziell die interventionellen Kardiologie – aus?

PD Dr. Luise Gaede: Der erste Schritt in Richtung Kardiologie war meine Doktorarbeit. Besonders beeindruckt hat mich meine Doktormutter. Ich fand es toll, wie sie Wissenschaft und Klinik vereinbart hat. Als dann mein Arbeitsalltag begann, habe ich mich von Anfang an in einer Forschungsgruppe engagiert. Wissenschaftliches Engagement in der interventionellen Kardiologie ging hier Hand in Hand mit der Möglichkeit, früh auch selbst erste Schritte im Herzkatheterlabor machen zu dürfen. So konnte ich bereits im dritten Weiterbildungsjahr regelmäßig interventionell arbeiten.

PD Dr. Luise Gaede ist Leiterin des Erlanger Herzkatheterlabors, steht der dortigen Forschungsgruppe „Interventionelle Kardiologie“ voran und ist Nukleus-Mitglied der AGIK.

PD Dr. Luise Gaede ist Leiterin des Erlanger Herzkatheterlabors, steht der dortigen Forschungsgruppe „Interventionelle Kardiologie“ voran und ist Nukleus-Mitglied der AGIK.

© Gaede

Als Leiterin des Erlangener Herzkatheterlabors und Teil des AGIK-Nukleus hast Du eine Rolle inne, in der man nur wenige Frauen findet. Was müsste sich aus Deiner Sicht ändern, damit die interventionelle Kardiologie attraktiver für Frauen und Familien wird?

Meiner Meinung nach ist die interventionelle Kardiologie für Frauen nicht unattraktiv. Warum so wenige den Schritt wagen, kann ich mir selbst nicht erklären. Doch müssten wir uns für junge Kolleginnen und Kollegen mit Familien überlegen, wie man die Ausbildung zeitlich flexibler gestalten kann. Herausforderung ist die Unvorhersehbarkeit der Eingriffe bzgl. der Länge, aber auch des Tageszeitpunktes. Ein Infarkt beispielsweise tritt nicht planbar zwischen 8 bis 11 Uhr auf. Auch ein komplexer Eingriff kann durchaus länger dauern. Kolleginnen und Kollegen, die in der Ausbildung in Teilzeit arbeiten, sind daher oft frustriert, weil sie das Gefühl haben, nicht dabei zu sein. Damit hier niemand zwischen umfassender Ausbildung im Herzkatheterlabor und Familie entscheiden muss, müssen diese Teilzeitmodelle meines Erachtens von beiden Seiten mit größerer Flexibilität gehandhabt werden.

Wie hast Du universitäre Karriere und Familienplanung miteinander vereint?

Ich hatte von Anfang an großen Spaß bei der Arbeit, auch wenn diese oftmals nach Feierabend und am Wochenende stattfand. Neben der Klinik spielt meine Familie in meinem Leben eine sehr große Rolle. Familie gehört für mich einfach dazu – ebenso aber auch der Beruf bzw. die Karriere. Ich würde daher sagen, dass man beides nicht getrennt, sondern eher zusammen als Lebensplanung betrachten sollte. Hierbei muss am Ende jeder individuell das für sich passende Konzept finden.

Familien- und Karriereplanung sollte man nicht getrennt sehen.

Meine Tochter ist jetzt acht Monate alt und ich bin ihr größter Fan. Aber ich habe natürlich auch während meiner Elternzeit Spaß an meinen wissenschaftlichen und außerklinischen Projekten und ich freue mich schon jetzt wieder riesig auf die Arbeit in der Klinik. Ich habe das große Glück, dass mein Mann und ich hier ein sehr gutes Team sind und uns wo nötig stets den Rücken freihalten.

Was können Kliniken tun, um die Ausbildung in beliebten Subspezialisierungen zu verbessern?

Die Ausbildung sollte konsequent, kontinuierlich und so früh wie möglich stattfinden. Beispielsweise kann in jeder Herzkatheteruntersuchung ein*e Assistent*in als zweite Person mit am Tisch stehen. In jeder Untersuchung gibt es etwas, was auch ein Anfänger bereits machen kann. Auch durch das Anreichen oder Ordnen von Material sowie durch Zuschauen ist ein großer Lerneffekt möglich. So können sogar bei relativ geringen Untersuchungszahlen mehrere Ärzt*innen gleichzeitig ausgebildet werden – noch umfassender und sicher schneller gelingt eine Ausbildung allerdings in Abteilungen mit hohen Untersuchungszahlen. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, dass man selbst seinem Wunsch nach einer Ausbildung in der interventionellen Kardiologie mit Engagement Nachdruck verleiht.

Gerade für Anfängerinnen kann Weg an den Kathetertisch sehr steinig und hindernisreich wirken. Welchen Tipp würdest Du jungen Kardiologinnen mit dem Ziel „interventionelle Kardiologie“ geben?

Der Weg in die interventionelle Kardiologie ist nicht einfach. Dies liegt aber vor allem an der sehr großen Beliebtheit dieser Subspezialität. Mein Tipp gilt daher für Anfänger wie für Anfängerinnen: Trau Dich, zeig Engagement und lass dich nicht verunsichern. So kann man nicht nur das Ziel, interventionelle Kardiologin zu werden, erreichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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