Vorreiter bei der Leitlinienerstellung und auf dem Gebiet der EMAH
Kinderkardiologie im Gespräch-- Herr Prof. Achim A. Schmaltz feiert im Oktober dieses Jahres seinen 80. Geburtstag. Dies ist ein guter Anlass, auf sein erfolgreiches berufliches Leben zurückzublicken: Er war wissenschaftlich, klinisch und verbandspolitisch sehr aktiv.
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Fertigstellung einer Leitlinie-- v.l.n.r: R. Kozlik-Feldmann, T. Paul, A. Lindinger, U. Neudorf, C. Rickers, J. Weil, A. A. Schmaltz.
© Weil
Sie waren von 1989 bis 2007 Direktor der Klinik für Kinderkardiologie an der Universität Essen. Wer waren Ihre klinischen Lehrer?
Ich habe von 1970 bis 1989 an der Universitätskinderklinik Tübingen in der Kinderkardiologie gearbeitet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Herr Prof. Apitz, der Chef der Kinderkardiologie in Tübingen, mein großes Vorbild und mein klinischer Lehrer war. Angeregt wurde ich zusätzlich von Herrn Prof. Gerald Graham im Great Ormond Street Hospital in London, wo ich 1973 für drei Monate hospitierte. Ein DAAD-Stipendium führte mich 1979 zu bekannten Spezialisten der Echokardiografie Prof. Derek Gibson am Royal Brompton Hospital in London und zu Prof. Stuart Hunter in Newcastle upon Tyne (UK).

Prof. Achim A. Schmaltz war 20 Jahre lang Direktor der Kinderkardiologie in Essen. Er feiert dieses Jahr seinen 80. Geburtstag.
© Schmaltz
Was waren Ihre klinischen Schwerpunkte?
Ausgelöst durch die schmale Personalsituation wurde ich gleich am Anfang meiner Ausbildung in das Herzkatheterlabor gesteckt, um meinem damaligen Chef einen Urlaub zu ermöglichen. Später war die postoperative Versorgung der herzoperierten Kinder auf der Intensivstation einer der wesentlichen Schwerpunkte, auf der wir 2 bis 3 Oberärzte im Wechsel den Dienst über 24 Stunden am Tag gewährleisten mussten.
Was waren Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte?
Die M-Mode-Echokardiografie führten wir 1976 ein, die sich zu meiner „Habilitationsmaschine“ entwickelte. 1978 habilitierte ich mich über „die Bedeutung der Echokardiografie im Kindesalter“.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Arbeit im Herzkatheterlabor. 1976 habe ich eine Arbeit über die transumbilikale Herzkatheterisierung publiziert.
Besonders stolz bin ich darauf, dass ich die erste kooperative Studie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie (DGPK) über die Ballon-Dilatation der valvulären Pulmonalstenose initiiert habe. Ich konnte meinen damaligen Chef Prof. Apitz überzeugen, dass auf der Jahrestagung der DGPK 1989 in Münster nicht jede Abteilung einzeln, sondern wir als DGPK die Ergebnisse der Ballon-Dilatationen gemeinsam vorstellen sollten. So kam es, dass wir aus Tübingen die kooperativen Ergebnisse der Ballondilatation der Pulmonalstenose vorstellten, während andere Abteilungen die Ergebnisse der Ballondilatation der valvulären Aortenstenose und der Re-Aortenisthmustenose präsentierten. Diese Ergebnisse wurden im European Heart Journal 1989 veröffentlicht.
Sie waren auch im Ausland tätig. Welche Tätigkeit war das?
Durch die Mitgliedschaft in der Gesellschaft für deutsch-russische Begegnung in Essen bekam ich den Kontakt zu der Essener Partnerstadt Nishnij Nowgorod. In den Jahren nach 1991 war der Austausch sehr lebhaft – erfreulich für beide Seiten. Ich habe den russischen Kollegen und Kolleginnen z. B. gezeigt, wie man einen Duktus arteriosus mit einer Stahlspirale im Herzkatheterlabor verschließt. Auch haben wir gemeinsam eine Publikation über die diphtherische Karditis im European Journal of Pediatrics veröffentlicht.
Ihre Verdienste um die DGPK wurden 2018 durch die Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Welche Funktionen hatten Sie übernommen?
Als erste Aufgabe übernahm ich den Vorsitz in der Leitlinienkommision, den ich 1995 bis 2007 innehatte. Die DGPK war eine der ersten Fachgesellschaften, die den Auftrag der AWMF ausführten und für die einzelnen Krankheitsbilder Leitlinien aufstellten. Diese fanden großen Anklang. 1997 bis 2003 war ich Mitglied des Vorstandes und übernahm 1999 für zwei Jahre die Präsidentschaft.
Die Betreuung der Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) musste Anfang dieses Jahrhunderts strukturiert werden. Welche Aufgabe hatten Sie dafür übernommen?
2003 kamen die drei kardiologischen Fachgesellschaften, die DGK, die DGPK und die DGTHG überein, eine gemeinsame Taskforce zu gründen, die sich mit den Inhalten einer EMAH-Weiterbildung und mit der Organisation der Versorgung dieser Patienten beschäftigte. Ich war ein Mitglied dieser Taskforce von Beginn bis 2018. Die DGPK übernahm die Organisation der Zertifizierung der EMAH-Zentren und der Prüfung der Kollegen und Kolleginnen, um dieses EMAH-Zertifikat zu erhalten. Es entstand 2008 auch ein sehr schönes Büchlein mit den Leitlinien zur Betreuung der EMAH-Patienten.

Sitzung der DGPK-Leitlinienkommission in Frankfurt am Main im April 2010. V.l.n.r: Sven Dittrich, Achim A. Schmaltz (Moderator), Alfred Hager, Angelika Lindinger, Thomas Paul, Peter Ewert, Jochen Weil (Chairman), Jörg Sachweh, Nikolaus Haas, Sikko Henk van der Mei.
© Weil
Haben Sie nach der Pensionierung in 2007 noch weitere Aufgaben übernommen?
Ich wurde 2007 der erste ärztliche Geschäftsführer unserer Fachgesellschaft, deren Geschäftsstelle in Düsseldorf von meinem Wohnort aus 20 Autominuten entfernt war. So hatte ich eine sinnvolle und gute Aufgabe in meinen ersten Jahren der Pensionierung. Als ich 75 Jahre alt wurde, wollte ich nicht den jungen Kollegen zumuten, von einem Greis betreut zu werden, weshalb ich 2018 den Posten aufgab.
Was konnten Sie in Ihrem beruflichen Leben nicht erreichen?
Als Fehlschlag betrachte ich meine Aktivität bzgl. einer randomisierten Studie zur Diagnostik und Therapie der Myokarditis. Obwohl ich in vielen Abteilungen herumgefahren bin und gezeigt habe, wie man die Myokard-Biopsien durchführt, war die Teilnahme so gering, dass man 2005 die Studie abbrechen musste. Das ist sehr traurig.
Was waren Ihre Interessen außerhalb des Berufes?
Nun das sieht man an meinen Büchern: Da ist ein Regal mit historischen Büchern und ein Regal mit kunstgeschichtlichen Bänden. Das sind die beiden Gebiete, die mich am meisten interessieren. Dazu kommt eine schöne CD-Sammlung klassischer Musik. Die Architektur hat mich natürlich auch immer interessiert, wobei ich mit meiner lieben Frau, die schon vor 10 Jahren verstorben ist, in Europa wunderbare Kunstreisen durchgeführt habe.
Was ist ein Lebensmotto von Ihnen?
Als ich über diese Frage nachgedacht habe, kam mir eigentlich nur ein sehr trivialer Spruch in den Sinn: „Üb immer Treu und Redlichkeit“, d. h. sei loyal, sei anständig und redlich.
Lieber Herr Schmaltz, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Kontakt-- Prof. Dr. Jochen Weil, DHZ München, weil@dhm.mhn.de