Ambulante Weiterbildungszeit – eine gute Entscheidung!

Eigene Erfahrung-- Alexander Koch ist seit 2019 in Niederlassung und als Belegarzt tätig, Sebastian Schäfer ist seit 2015 niedergelassen. Beide Mediziner haben eine Weiterbildungsbefugnis für 18 Monate Kardiologie und empfehlen die ambulante Ausbildung dem kardiologischen Nachwuchs wärmstens.

Von Dr. Alexander Koch und Dr. Sebastian Schäfer Veröffentlicht:
Wartezimmer voll? Interessante Erfahrungen in der ambulanten Praxis sammeln.

Wartezimmer voll? Interessante Erfahrungen in der ambulanten Praxis sammeln.

© Ok Shu/Westend61/picture alliance (Symbolbild mit Fotomodellen)

18 Monate der kardiologischen Weiterbildung können in ambulanter Tätigkeit absolviert werden. Dieser Schritt ist auch 2022 noch selten. Häufig mangelt es an Weiterbildungsplätzen sowie Erfahrungswerten im Umfeld, die jedoch bei der Wahl des Weiterbildungsplatzes meist entscheidend sind. Wir beide haben selbst 18 Monate unserer Ausbildung ambulant absolviert und können dies nur empfehlen. In diesem Artikel möchten wir ein paar positive Aspekte erläutern.

Engpässe bei Weiterbildungsplätzen

Nadelöhr in der Ausbildung sind häufig die beliebten Weiterbildungsplätze in Echo- und Herzkatheterlabor. Mit täglich ca. 20 Echokardiografien und zusätzlichen Untersuchungen im Bereich der Hals- und Beingefäße lassen sich in kurzer Zeit robuste Kenntnisse aneignen.

Im Herzkatheterlabor waren wir beide zu festen Tagen eingeteilt, ohne mit einer Vielzahl an Kolleginnen und Kollegen um die Untersuchungen „konkurrieren“ zu müssen. Nach eigener Erfahrung sind in der Klinik die Rotationsassistentinnen und -assistenten in Echo und HKL häufig Lückenbüßer bei Ausfallzeiten, in der ambulanten Weiterbildung haben wir beide dies nicht erlebt.

Eigenverantwortliches Arbeiten

Im Krankenhaus wird das therapeutische Konzept meist chefärztlich/oberärztlich „abgesegnet“, dies stellt sich im ambulanten Sektor anders dar. Komplexe Fälle werden gerne kollegial diskutiert, die meisten Patientinnen und Patienten werden jedoch alleinverantwortlich betreut. Auf diese Weise lernt man schnell, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, klare Prioritäten im Diagnostik- und Behandlungsalgorithmus zu setzen und unabhängig zu entscheiden.

Ein weiterer Vorteil ist die langfristige Patientenbetreuung. Erstreckt sich die Behandlung im Krankenhaus meist über wenige Tage, kann in der ambulanten Medizin über Jahre eine vertrauensvolle Bindung aufgebaut werden, die beidseits zu großer Zufriedenheit führt.

Darüber hinaus lassen sich ambulant Tätigkeitsfelder erschließen, die in der klinischen Ausbildung meist keine Rolle spielen. Zu erwähnen sind zum Beispiel die Präventionsmedizin oder die Sportkardiologie, wobei die Primärprävention, anders als in der Klinik, eine zentrale Rolle spielt.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Gegenwärtig und vor allem in der Zukunft werden flexible Arbeitsmodelle eine noch größere Rolle spielen. In der Praxis bieten sich dabei eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Arbeits- und Sprechstundenzeiten organisiert werden können. So lassen sich beispielsweise die Berufsausübung mit Kindern oder die Betreuung pflegebedürftiger Familienmitglieder viel besser organisieren. Durch fehlende Nacht- und Wochenenddienste ergibt sich eine ganz andere „Work-Life-Balance“. Einladungen für Wochenendaktivitäten blind anzunehmen, ohne auf den Dienstplan zu schauen, war für uns beide ein beinah schon vergessenes Gefühl.

Wichtige Einblicke gewinnen

Zurecht werden große Teile der Weiterbildungszeit im Krankenhaus abgeleistet. Durch ambulante Weiterbildungszeit lassen sich jedoch wichtige Fertigkeiten erlangen und Einblicke gewinnen. Nicht zuletzt lässt sich vor dem Hintergrund, dass die Hälfte aller Fachärztinnen und Fachärzte niedergelassen arbeitet, die Entscheidung für den eigenen Karriereweg besser treffen.

Da wir beide von diesem Weg überzeugt sind, bilden wir aktiv als Weiterbilder aus. Die Zeit als ambulante Weiterbildungsassistenten war für uns ein sehr erfüllender und schöner Lebensabschnitt.

Fazit

Eine ambulante Weiterbildung erweitert das Spektrum der rein klinischen Ausbildung und gewährt spannende Einblicke in die ambulante Medizin.“

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