Bessere Bilder – besseres Outcome

Intravaskuläre Bildgebung-- Die intravaskuläre Bildgebung (IVI, intravascular imaging) bietet viel detailreichere Bilder der Gefäße als Angiografie und Co. Dadurch kann das Outcome von koronaren Interventionen weiter optimiert werden.

Von Erik Rafflenbeul Veröffentlicht:

Der demografische Wandel hat zu einer deutlichen Zunahme älterer Patienten und Patientinnen geführt, die sich komplexen kardialen Eingriffen, wie der Koronarangiografie oder PCI, unterziehen müssen. Diese Entwicklung geht einher mit einer steigenden Komplexität der zu behandelnden Stenosen, darunter z. B. kalzifizierte Stenosen, Bifurkationsstenosen, CTOs und Hauptstammstenosen.

IVI in der interventionellen Kardiologie

Die intravaskuläre Bildgebung (IVUS, intravaskulärer Ultraschall; OCT, optische Kohärenztomografie) bietet u. a. eine detailliertere Darstellung der Gefäßstruktur und der Morphologie von Stenosen, als es mit herkömmlicher Angiografie möglich ist. Dies ermöglicht eine präzisere Stentplatzierung und -expansion, was nachweislich zu besseren klinischen Ergebnissen führt. Zudem können durch IVI potenzielle prozedurale Fehler und Komplikationen wie Stent-Malappositionen, -Unterexpansionen und -Kantendissektionen erkannt und unmittelbar korrigiert werden.

Studienlage – OCT/IVUS-Network-Metaanalyse

Tabelle 1-- Ergebnisse Netzwerk-Metaanalyse präsentiert auf ESC 2023 durch Dr. Gregg Stone

Tabelle 1-- Ergebnisse Netzwerk-Metaanalyse präsentiert auf ESC 2023 durch Dr. Gregg Stone

© Rafflenbeul (Quelle)/CN

Eine umfassende Network-Metaanalyse von 20 randomisierten Studien mit über 12.000 Patienten und Patientinnen, die auf dem ESC-Kongress 2023 durch Dr. Gregg Stone präsentiert wurde, verglich IVI mittels OCT oder IVUS mit der alleinigen Angiografie. Diese Metaanalyse zeigt eine signifikante Reduktion von harten klinischen Endpunkten (Tab. 1).

Leitlinien – aktueller Stand und Ausblicke

In den aktuellen Revaskularisierungs-Leitlinien der ESC aus 2018 finden sich IIaB-Empfehlungen zum Einsatz von IVI zur PCI. In den aktuellen ACS-Leitlinien aus 2023 werden eine Klasse-IIaA-Empfehlung zur generellen Behandlung der culprit lesion ausgesprochen und eine IIbC-Empfehlung für den Einsatz bei „mehrdeutigen“ culprit lesions. Aufgrund der seit 2018 erschienenen Studien und der oben erwähnten Metaanalyse ist zu erwarten, dass in den für dieses Jahr angekündigten neuen ESC/EACTS-Leitlinien zum CCS eine Aufwertung der IVI auf mindestens eine Klasse-IIa- oder sogar -I-Empfehlung erfolgen wird. Es bleibt abzuwarten, ob es eine generelle Empfehlung oder eine differenzierte Empfehlung für den Einsatz bei „komplexen“ PCIs geben wird.

Ausbildung und Training anpassen

Neue, innovative Ausbildungscurricula für die Kardiologie müssen zeitnah angepasst werden, um IVI als festen Bestandteil zu integrieren. Dies würde dazu beitragen, dass zukünftige Generationen von Ärzten und Ärztinnen mit IVI-Techniken vertraut sind und sie effektiv einsetzen können. Auch werden so Hürden, wie ein erhöhter Zeitaufwand und die Team-Ausbildung des Katheterpflegepersonals überwunden, die derzeit den regelhaften Einsatz von IVI noch verhindern. Trotz dieser Herausforderungen ist zu erwarten, dass IVI bald unverzichtbarer Bestandteil bei der überwiegenden Mehrheit aller PCIs wird. Erik Rafflenbeul

Fazit

IVI ist ein evidenzbasiertes Schlüsselelement, um Risiken einer PCI zu verringern und die langfristige Prognose nach PCI zu verbessern.

Vorausschauend sollte die kardiologische Ausbildung entsprechend angepasst werden.

Kontakt-- Erik Rafflenbeul, Schön Klinik Hamburg Eilbek, e.rafflenbeul@kardiologie-hamburg.com

Literatur beim Verfasser

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