Herzinsuffizienz

DELIVER hat geliefert: Dapagliflozin bei HFpEF

Herzinsuffizienz-- Empagliflozin hat es bei Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion vorgemacht (HFpEF). Wie hat sich der SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin in dieser Indikation geschlagen? Die DELIVER-Studie – soviel sei verraten – ging positiv aus.

Von Dr. Irina Müller-Kozarez und Prof. Rolf Wachter Veröffentlicht:
Die DELIVER-Studie zeigte eine Senkung der Hospitalisierungen bei HFpEF unter Dapagliflozin.

Die DELIVER-Studie zeigte eine Senkung der Hospitalisierungen bei HFpEF unter Dapagliflozin.

© Anucha / stock.adobe.com

Eigentlich wurden die Natrium-Glukose-Kotransporter-2-Inhibitoren (SGLT2- Inhibitoren) für die Therapie von Diabetikern entwickelt. Nachdem allerdings bei Diabetikern unter SGLT2-Inhibitoren weniger Herzinsuffizienzhospitalisierungen auftraten, wurde die Substanzgruppe auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht.

Es zeigte sich bei Patientinnen und Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion eine Senkung des kombinierten Endpunktes aus Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz und kardiovaskulärem Tod [1, 2]. Deshalb gehört ein SGLT2-Inhibitor inzwischen zu den „Big Four“ bei der Therapie von Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF).

Kombinierter Endpunkt signifikant gesenkt

Für Patienten mit Herzinsuffizienz und einer Ejektionsfraktion von 40 % und mehr (HFpEF) konnte die EMPEROR-preserved-Studie im letzten Jahr zeigen, dass der kombinierte Endpunkt aus Krankenhausaufnahme wegen Herzinsuffizienz und kardiovaskulärem Tod unter der Therapie mit Empagliflozin um 21 % gesenkt werden konnte [3].

Nun warteten wir ungeduldig auf die Daten von DELIVER, der Studie mit Dapagliflozin in dieser Indikation, die in einer Hotline-Session beim ESC-Kongress am 27.8.22 in Barcelona vorgestellt wurde. In diese Studie wurden 6.263 Patientinnen und Patienten aus 20 Ländern mit stabiler Herzinsuffizienz, mit und ohne Diabetes mellitus, mit einer Ejektionsfraktion > 40 % und erhöhten natriuretischen Peptiden eingeschlossen. Die Patienten wurden zu 10 mg Dapagliflozin versus Placebo randomisiert, die mittlere Nachverfolgung betrug 2,3 Jahre.

Bestandteile des primären Endpunktes (Abb. 1)-- Kombinierter primärer Endpunkt (links) sowie die einzelnen Komponenten Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz (HI-Hosp.), dringliche Herzinsuffizienzvisite (Urg. HI-Visit) und kardiovaskulärer Tod (CV Tod). Es zeigt sich, dass die Unterschiede im primären Endpunkt im Wesentlichen durch die Unterschiede bei den Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz getrieben werden.

Bestandteile des primären Endpunktes (Abb. 1)-- Kombinierter primärer Endpunkt (links) sowie die einzelnen Komponenten Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz (HI-Hosp.), dringliche Herzinsuffizienzvisite (Urg. HI-Visit) und kardiovaskulärer Tod (CV Tod). Es zeigt sich, dass die Unterschiede im primären Endpunkt im Wesentlichen durch die Unterschiede bei den Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz getrieben werden.

© I. Müller-Kozarez/R. Wachter

Auch andere Patientengruppenprofitierten

DELIVER machte ihrem Namen alle Ehre und hat geliefert: Unter Dapagliflozin sank die Rate des kombinierten Endpunktes aus Verschlechterung der Herzinsuffizienz und kardiovaskulärem Tod um 18 %. In DELIVER wurden auch zwei Patientengruppen eingeschlossen, die in vorherigen Studien nicht untersucht worden waren: 18 % hatten vormals eine Ejektionsfraktion unter 40 % gehabt (Herzinsuffizienz mit erholter Ejektionsfraktion), 10 % der Patienten waren in den letzten 30 Tagen vor Studienbeginn hospitalisiert worden. Beide Patientengruppen profitierten in gleicher Weise wie die Gesamtgruppe der Patienten von Dapagliflozin.

Weniger Hospitalisierungen aber keine Revolution

Ist diese Studie ein Game Changer oder gar eine „Revolution“? Das Argument dafür lautet, dass das Therapieprinzip der SGLT2-Inhibition erstmalig eine Senkung der Hospitalisierungsrate bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF ermöglicht. Allerdings wurde vor allem die Komponente Hospitalisierung, nicht aber der kardiovaskuläre Tod durch die Therapie reduziert (Abb. 1). Die Lage bleibt bei HFpEF also unkomfortabel: Keine Senkung der Mortalität, aber etwas weniger Hospitalisierungen. Damit ist das Rennen für neue und individualisierte Therapien der HFpEF weiter offen. Für eine Revolution sind uns die Ergebnisse von DELIVER dann doch noch zu wenig.

Fazit

DELIVER zeigt, dass der SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin bei Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion ≥ 40 % die Hospitalisierungsrate senken konnte, nicht aber die kardiovaskuläre Mortalität.

Dies gilt auch für Patientinnen und Patienten mit erholter Ejektionsfraktion und für erst vor Kurzem wegen Herzinsuffizienz hospitalisierte Personen.

Kontakt-- Dr. med. Irina Müller-Kozarez und Prof. Dr. med. Rolf Wachter, Universitätsklinikum Leipzig,

Literatur bei der Verfasserin/dem Verfasser

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