Das bringt ADVENT-HF für HI-Patienten mit Schlafapnoe
Schlafapnoe-- Herzinsuffizienz und Schlafapnoe sind eine unheilvolle Verbindung. Die Frage, wie sich eine adaptive Servoventilation (ASV) auf die Herzinsuffizienz auswirkt, schien mit SERVE-HF beantwortet. Die ersten Ergebnisse der ADVENT-HF-Studie fachen jedoch die Diskussion wieder an.
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Herzinsuffizienz und Schlafapnoe-- Für Patienten mit dieser Kombination rückt eine mögliche ASV-Therapie wieder näher. ckybe/Generated with AI/stock.adobe.com
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Die Schlafapnoe hat viele ungünstige Auswirkungen auf die Herzinsuffizienz und beide Erkrankungen verstärken sich gegenseitig [1]. Trotz der hohen Prävalenz von Schlafapnoe bei Herzinsuffizienz-Patienten von etwa 50 %, ist die Schlafapnoe im klinischen Alltag in großen Teilen noch unterdiagnostiziert [1]. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz häufig keine typischen Symptome einer Schlafapnoe beklagen und die Behandlung mit Unsicherheiten behaftet ist.
Beide Erkrankungen und ihre gegenseitige Beeinflussung erleben aktuell wieder eine angeregte Diskussion. Denn mit großem Interesse werden die Ergebnisse der multizentrischen, randomisierten ADVENT-HF-Studie („Effect of adaptive servo ventilation [ASV] on survival and hospital admissions in heart failure“, NCT01128816) erwartet [2]. Auf dem letzten ESC-Kongress wurden erste Vorab-Ergebnisse aus ADVENT-HF präsentiert und die Fachwelt, aber auch das breite Publikum, staunte: Die 731 Studienpatienten und -patientinnen erfuhren über das fünfjährige Follow-up keine negativen Auswirkungen der ASV-Therapie. Diese positiven Sicherheitsaspekte fanden sich sowohl für die obstruktive als auch die zentrale Schlafapnoe.
Reduktion des Mortalitätsrisikos unter ASV-Therapie um 22 %
Diese neuen Erkenntnisse rollen das Feld derzeit wieder auf. Denn die 2015 publizierte SERVE-HF-Studie („Treatment of predominant central sleep apnoea by adaptive servo ventilation in patients with heart failure“) hatte eine Übersterblichkeit in der Therapiegruppe gefunden. Seitdem gilt die ASV-Therapie bei symptomatischer Herzinsuffizienz mit eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion und prädominant zentraler Schlafapnoe als Kontraindikation [3, 4]. Diese Brandmauer steht nun wieder zur Diskussion, auch wenn die ADVENT-HF-Studie ihren primären Endpunkt, der Kombination aus kardiovaskulärer Hospitalisation, Tod jedweder Ursache, dem Auftreten von Vorhofflimmern oder ICD-Therapieabgaben, verpasst zu haben scheint. Allerdings wird bereits jetzt die Studie interpretiert und hinterfragt. Denn nach dem negativen Ergebnis von SERVE-HF durften in Deutschland und Frankreich keine Patienten mit prädominant zentraler Schlafapnoe mehr in ADVENT-HF eingeschlossen werden. In bisherige Auswertung waren „nur“ 198 Patienten mit prädominant zentraler Schlafapnoe eingegangen. Bei ihnen zeigte sich jedoch ein aufsehenerregender Trend hin zu einer Mortalitätsreduktion, mit einer Hazard Ratio von 0,78, was einer 22 % Reduktion des Mortalitätsrisikos entspricht.
Wie diese Ergebnisse nun genau zu bewerten sind, auch vor dem Hintergrund, dass Patienten mit prädominant obstruktiver Schlafapnoe in ADVENT-HF keine Müdigkeitssymptome haben durften, wird derzeit diskutiert. Die Schlussfolgerungen sind für alle Schlafapnoe-Patienten mit Herzinsuffizienz bedeutsam, denn sie werden die Therapieindikationen, aber auch die Nutzen- und Sicherheitsbewertung für diese große Patientengruppe zukünftig weiter präzisieren. Darüber hinaus ist die Debatte auch für neue, alternative Therapien, wie die Hypoglossus- und Phrenicus-Stimulation von Bedeutung.
Fazit
Die Therapie bei Herzinsuffizienz und Schlafapnoe steht weiter auf der Tagesordnung.
Aktuelle Studien und deren Bewertung und Einordnung sind noch Gegenstand der kollegialen und wissenschaftlichen Diskussion.
Kontakt-- PD Dr. med. Henrik Fox, Interdisziplinäres Zentrum für Herzinsuffizienz, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, hfox@hdz-nrw.de
Literatur--
1. Fox H et al. Kardiologie. 2021;15:429-61
2. Lyons OD et al. Eur J Heart Fail. 2017;19:579-87
3. Cowie MR et al. N Engl J Med. 2015;373:1095-105
4. McDonagh TA et al. 2021 Eur Heart J. 2021;42:3599-726