Die Stadt der Zukunft
Urbanisierung und Gesundheit-- Nicht übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängen mit urbanen Umweltrisiken wie Lärm und Luftverschmutzung zusammen. Die Exposition gegenüber diesen Gesundheitsrisiken lässt sich durch gute Städteplanung verringern.
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Luftverschmutzung und Lärm
Die Weltbevölkerung beträgt 2050 10 Mrd. Menschen, von denen 75 % in Städten leben werden. 60–80 % des weltweiten Endenergieverbrauchs findet in städtischen Gebieten statt und 70% der Treibhausgasemissionen werden dort erzeugt. Mehr als 99 % der Weltbevölkerung atmen mit Feinstaub (PM2.5) belastete Außenluft, die über dem Grenzwert der WHO liegt (5 µg/m3). Die europäische Übersterblichkeit aufgrund der Feinstaubbelastung liegt bei jährlich 700.000 Menschen, die globale Übersterblichkeit bei etwa 8,79 Mio.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie KHK, Schlaganfall und andere nicht übertragbare Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck dominieren hierbei. Körperliche Aktivität im Freien erhöht evtl. die Exposition gegenüber Luftverschmutzung (abhängig von der ortsspezifischen aktuellen Luftqualität) und kann die allgemeinen gesundheitlichen Vorteile der körperlichen Aktivität sogar ins Gegenteil umkehren. Digitale Technologien wie Smartphones und -watches, die aktuelle Feinstaubkonzentration messen, zeigen an, ob eine körperliche Aktivität im Freien aus gesundheitstechnischen Aspekten sinnvoll ist.

Luftverschmutzung und Lärm sind typische städtische Gesundheitsrisiken. Durch z. B. mehr Grünflächen lassen sich die schädlichen Einflüsse reduzieren. Neue Stadtplanungskonzepte sind hier gefragt.
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Luftverschmutzung und Lärm sind typische städtische Gesundheitsrisiken. Durch z. B. mehr Grünflächen lassen sich die schädlichen Einflüsse reduzieren. Neue Stadtplanungskonzepte sind hier gefragt.
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Fast 70 Mio. Europäer sind Verkehrslärmpegeln von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt, einem Wert, ab dem man mit einer erhöhten Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen rechnen muss. Verkehrslärm, und hier insbesondere der Straßenlärm, führt zu 900.000 Fällen von Bluthochdruck, 43.000 Krankenhauseinweisungen und mehr als 10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr. Erhöhte Lärmpegel im Bereich von 50–60 Dezibel führen hierbei über eine indirekte Lärmwirkung zu physiologischen und mentalen Stressreaktionen, und damit zu einer Lärmbelästigung, die wiederum die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen triggern kann. Um die gesundheitlichen Auswirkungen der Lärmbelastung zu reduzieren, muss eine bessere Isolierung von Häusern und Schulen, eine Reduktion des Transportverkehrs sowie ein generelles Tempolimit, geräuschmindernde Straßenbeläge, Flüsterbremsen bei Zügen, Lärmschutzwände sowie ein verbessertes Verkehrsmanagement angestrebt werden.
Wärmeinseln und Grünflächen

Gegen die Folgen der Luftverschmutzung-- Individuelle Maßnahmen, um die gesundheitlichen Folgen von Luftverschmutzung zu mildern.
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Der städtische Wärmeinseleffekt entsteht dort, wo offene, bewaldete oder grüne Flächen durch Beton und Asphalt ersetzt wurden. Die resultierenden Temperaturunterschiede können zwischen städtischen und angrenzenden ländlichen Gebieten bis zu 5 °C betragen. Höhere Umgebungstemperaturen erhöhen die Mortalität, die kardio-respiratorische Morbidität und die Zahl von Krankenhauseinweisungen. Mehr Grünflächen reduzieren Mortalität, bewirken weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verbessern die psychische Gesundheit, führen zu weniger Schlafstörungen und zu mehr sozialen Kontakten. Erhöhte körperliche Aktivität, Stressabbau und eine Reduzierung von schädlichen Umwelteinflüssen wie Lärm, Luftverschmutzung und Wärme werden hierbei als Mechanismen für die gesundheitlichen Vorteile von Grünflächen angeführt.
Neue Städtemodelle
Neue urbane Städteplanungskonzepte sind in der Lage, die Umweltbelastungen, die in Städten entstehen, zu reduzieren. Im Vergleich zu zersiedelten Städten mit geringer Dichte sind bei kompakten Städten die CO2-Emissionen geringer, aufgrund eines besseren Flächennutzungsmixes sowie kürzeren und nachhaltigeren Mobilitätsmöglichkeiten. In Barcelona gibt es die sog. Superblöcke, die den motorisierten Verkehr in einigen Straßen eines Blocks reduzieren und Möglichkeiten für eine aktivere Fortbewegung und mehr Grünflächen bieten. Dies reduziert die Luftverschmutzung, den Lärmpegel sowie den Hitzeinsel-Effekt, steigert die körperliche Aktivität, wodurch nach Modellrechnungen bis zu 700 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Barcelona verhindert werden.
Paris führt die 15-Minuten-Stadt ein, in der Arbeit, Schule, Unterhaltung und andere Aktivitäten innerhalb eines 15-minütigen Fußweges von der Wohnung aus erreichbar sind. So werden Langstreckenfahrten und damit der CO2-Ausstoß, die Luftverschmutzung und die Lärmbelastung drastisch reduziert. Die 15-Minuten-Stadt beinhaltet die Schaffung einer „Stadt der Dörfer“ und eine Rückkehr zu einem traditionelleren Stadtdesign. Dies wird zu mehr körperlicher Aktivität führen und städtische und gesundheitliche Ungleichheiten reduzieren.
Fazit
In Städten konzentrieren sich Menschen und Ressourcen an einem Ort, was sowohl Gefahren als auch sehr reale Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesundheit schafft.
Die moderne Städteplanung ist der Schlüssel, um die Gesundheitsprobleme einer ungesunden urbanen Umgebung zu lösen.
Info
Individuelle Maßnahmen zur Abmilderung gesundheitlicher Folgen von Luftverschmutzung:
Raumluftfilter
verschmutzte Umgebung meiden
Sport
Nahrungsergänzungsmittel
zu Hause bleiben
Maske tragen
Literatur beim Verfasser