Drei Indikationen für Colchicin

Inflammation-- Colchicin ist ein Alkaloid, das die Mitose, den intrazellulären Transport sowie die Zellmigration durch die Verhinderung der Tubulinpolymerisation hemmt. Es reichert sich vor allem in neutrophilen Granulozyten an und entfaltet somit eine antientzündliche Wirkung. Aus diesem Grund wird es bei entzündlichen Herzerkrankungen eingesetzt.

Von PD Dr. Michal Droppa Veröffentlicht:
Drei Indikationen für Colchicin

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Perikarditis und Postperikardiotomie-Syndrom

Bei einer akuten Perikarditis wird Colchicin in Kombination mit nichtsteroidalen Antirheumatika als First-Line-Therapie empfohlen. Die ICAP-Studie hat gezeigt, dass durch die zusätzliche Verabreichung von Colchicin bei der Perikarditis die Symptompersistenz signifikant reduziert werden kann ebenso wie die Rezidivrate. Ähnlich wie bei viraler Perikarditis kann Colchicin auch bei Dressler-Syndrom sowie beim Postperikardiotomie-Syndrom eingesetzt werden.

KHK: Kausale Therapie der Inflammation

In der Pathogenese der Atherosklerose spielt chronische Inflammation eine entscheidende Rolle. In den letzten Jahren rückt daher die antientzündliche Therapie zunehmend in den Fokus für die Langzeitbehandlung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung. Die COLCOT-Studie (bei Patienten mit ACS) sowie die LoDoCo2-Studie (bei Patienten mit CCS) haben gezeigt, dass niedrigdosiertes Colchicin zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führt. Entsprechend den aktuellen Leitlinien kann daher die Erwägung einer Langzeittherapie mit Colchicin bei Patienten mit ACS in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn andere Risikofaktoren nicht ausreichend kontrolliert werden können oder trotz optimaler Behandlung rezidivierende kardiovaskuläre Ereignisse auftreten. Der Nutzen von Colchicin ist allerdings nur für Männer eindeutig belegt, da der Frauenanteil in beiden Studien unter 20 % lag. Die Ergebnisse zum primären Endpunkt waren in den Subgruppenanalysen für Frauen nicht signifikant. Aufgrund der relativ geringen Anzahl weiblicher Studienteilnehmer kann ein möglicher Effekt für Frauen nicht abschließend beurteilt werden. Weitere randomisierte Studien sind notwendig.

Bei der Therapie sollten mögliche Nebenwirkungen berücksichtigt werden, auch wenn diese in niedriger Dosierung selten auftreten. Am häufigsten sind Übelkeit und Diarrhö, die bei etwa 10 % der Patienten auftreten. Aufgrund des immunsuppressiven Effekts kann es häufiger zu Infektionen kommen. Zu den sehr seltenen Nebenwirkungen gehören Knochenmarksuppression, Myalgien, Neuro- und Lebertoxizität. Bei schwerer Niereninsuffizienz ist Colchicin kontraindiziert. Zudem sollten mögliche Wechselwirkungen (insbesondere mit CYP3A4- und P-Glykoprotein-Inhibitoren) beachtet werden .

Fazit

Patienten mit koronarer Herzerkrankung können von einer antientzündlichen Langzeitbehandlung mit Colchicin profitieren.

Dies ist insbesondere zu erwägen, wenn die Risikofaktoren nicht ausreichend kontrolliert werden können oder trotz optimaler Behandlung rezidivierende kardiovaskuläre Ereignisse auftreten.

Kontakt-- PD Dr. Michal Droppa, Universitätsklinikum Tübingen, Michal.Droppa@med.uni-tuebingen.de

Literatur beim Verfasser

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