Gesundheitspolitische Herausforderungen

Haupt- & Nachbeben für Niedergelassene

Gesundheitspolitik-- Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte stehen vor immensen Herausforderungen, bedingt durch finanzielle Einschnitte, die mangelhaft umgesetzte Digitalisierung und die geplante Krankenhausreform. Ein Blick auf das, was uns bevorsteht.

Von Dr. Norbert Smetak Veröffentlicht:
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor immensen Aufgaben, u.a. durch fehlende Vergütungssteigerung.

Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor immensen Aufgaben, u. a. durch fehlende Vergütungssteigerung.

© Pitopia/gopixa/mauritius images

Die Coronakrise, der Ukrainekrieg und die Energiekrise mit hoher Inflation im Gefolge, dazu noch seit Jahren versäumte Reformen der Politik – wir im gesamten Gesundheitswesen stehen aktuell vor immensen Aufgaben.

Die zunehmende Bürokratisierung hat Kliniken und Praxen an ihre Grenzen gebracht, auch deshalb, weil die Digitalisierung insuffizient vonstattengeht und dadurch immer mehr zur Belastung wird, besonders sichtbar wurde das Problem in Zeiten der Pandemie. Zwar stellen sich jetzt langsam wieder „normalere“ Bedingungen ein, aber die finanziellen Nachbeben erschweren die tägliche Arbeit.

Die niedergelassenen Kardiologinnen und Kardiologen sehen sich einer steigenden Nachfrage unter einem budgetierten System gegenüber mit verheerend geringen Vergütungsverbesserungen von gerade einmal 2 % bei Inflationsraten von ca. 10 %. Diese finanziellen Einschnitte bringen die nächste Herausforderung mit sich: In den Praxen wird es nämlich immer schwieriger, Fachpersonal zu bekommen, da Kliniken und auch Krankenkassen unsere medizinischen Fachangestellten abwerben und wir, bedingt durch die geringfügigen Möglichkeiten zur Vergütungssteigerung, engere Spielräume haben. Anstatt den Mangel an Versorgung durch Anreize zu verbessern, werden entsprechende Anreize wie die Neupatientenregelung erst einmal komplett kassiert, um dann nach massiven Protesten durch ein eher bürokratisches System über die Terminservicestelle und eine Hausarztvermittlung ersetzt zu werden. Auch der zunehmende Versuch, ärztliche Leistungen in die Assistenzpersonalebene oder Apothekerebene zu verlagern, weist auf die mangelnde Wertschätzung unserer Leistungen hin.

Gesundheitskioske, eine Community Health Nurse oder die Medikamentenberatung beim Apotheker sind eine qualitative Verschlechterung der Versorgung. Das Ganze gipfelt jetzt in einem von der Regierungskommission vorgebrachten Vorschlag zur Klinikreform. Vorgesehen ist eine Einteilung der Krankenhäuser in drei Level. Dabei soll ein Level Ii generiert werden, das Krankenhäuser ohne Notfalleinrichtung mit Innerer und Chirurgie umfasst und das nicht ärztlich, sondern von einer Pflegefachkraft geleitet werden soll.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, endlich eine sinnvolle und nicht nur für den Patienten, sondern insbesondere für die Praxen und Kliniken funktionierende Digitalisierung zu implementieren. Dazu gehören nicht eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die analog und digital parallel geführt werden muss und ein e-Rezept, das nur durch eine App gesteuert werden kann. Meiner Ansicht nach nicht hilfreich, sondern hinderlich ist auch eine elektronische Patientenakte (ePA), die keine ärztlichen Vorgaben enthält. Wir brauchen insbesondere eine gute Vernetzung der Sektoren Klinik, Praxen und Gesundheitseinrichtungen, um die zunehmenden Aufgaben zu meistern!

Schwierig wird es unter diesen Bedingungen sein, junge Kolleginnen und Kollegen für die Niederlassung zu gewinnen. Erfreulich ist hier, dass sich am Beispiel der Young DGK eine Gruppe engagierter junger Kolleginnen und Kollegen als Young BNK etabliert hat, die sich regelmäßig austauschen und in engem Kontakt zur Young DGK stehen.

Fazit

Die Ärzteschaft wird nur im Schulterschluss ihre berechtigten Interessen strukturell und finanziell durchzusetzen können, um das bewährte System auch im Facharztbereich einer komplementären Versorgung auf hohem Niveau zu erhalten.

Kontakt -- Dr. Norbert Smetak, Bundesvorsitzender des BNK e.V., Stuttgart, niedergelassener Kardiologe in Kirchheim,

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