Herzinsuffizienztherapie in Netzwerkstrukturen
Netzwerke-- Herzinsuffizienz (HI) ist in Deutschland die häufigste zur stationären Aufnahme führende Krankheit und eine der häufigsten Todesursachen. Aufgrund der Komplexität der Erkrankung fordern alle Leitlinien, die Versorgung von HI-Patienten in multidisziplinären Versorgungsprogrammen zu organisieren.
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HI-Netzwerke-- Sie sollen eine effiziente und optimale Versorgung sichern.
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Status quo
DGK und DGTHG konzipierten hierfür im Jahr 2016 den Anforderungskatalog für zertifizierte Heart Failure Units (HFUs), die sich in HI-Netzwerken organisieren sollten. Die Trias aus HI-Schwerpunktkardiopraxis, HI-Schwerpunktklinik und Überregionalem HI-Zentrum sollte sicherstellen, dass im Netzwerk alle HI-Patienten ungeachtet der Akuität und des Schweregrades effizient einer optimalen Versorgung zugeführt werden können. Neben infrastrukturellen und organisatorischen Merkmalen war ein entscheidender Faktor das obligat nachzuweisende spezialisierte nicht-ärztliche Assistenzpersonal (HI-Nurse, HI-MFA). Der Zertifizierungsprozess ist mittlerweile etabliert. Im Juni 2023 sind 214 HFUs zertifiziert und das deutsche Modell stand Pate für das im Jahre 2022 formulierte HFA-ESC-Konzept für sog. „Quality Centers of Heart Failure Care“.
Hürden und erste Erfolge
Noch ist die Zahl der HFU-Schwerpunktpraxen zu gering. Zudem haben die HFU-Netzwerke selbst vielfach noch kleine klare Gestalt, wenngleich es auch hier bereits erste Erfolge gibt. So greift z. B. der unlängst publizierte Entwicklungsplan des RUHR-Herzinsuffizienz-Netzwerks (Abb. 1) zum einen die infrastrukturellen Voraussetzungen gemäß den Vorgaben von DGK und DGTHG auf, adressiert jedoch auch explizit die für die Netzwerkarbeit notwendigen intersektoralen Kommunikationswege. Neben den Zertifizierungsmaßnahmen der einzelnen HFUs ist in einem HFU-Netzwerk auch die gemeinsame Zielsetzung und die Implementierung anerkannter Qualitätsindikatoren notwendig (wie sie durch die ESC definiert sind). Um die Qualität der Versorgung in HFUs zu quantifizieren, läuft derzeit die CONNECT-Studie. Sie wird 1.250 Patienten auswerten, die an 125 Standorten (HFUs und Nicht-HFUs) betreut sind, und Ende 2024 hierzu berichten. Die im HFU-Zertifikat dokumentierte Strukturqualität und das Vorhalten von spezialisiertem Personal schlägt sich derzeit (noch) nicht in einer angepassten Vergütung nieder, was die Attraktivität des Konzepts schmälert. Dennoch gibt es insbesondere aus dem Segment der HFU-Schwerpunktpraxen immer wieder ermutigende Berichte, wonach die strukturierte Einbeziehung und der gezielte Einsatz des spezialisierten Assistenzpersonals zu einer als wohltuend empfundenen Arbeitsumverteilung führte und für alle Beteiligten (inkl. der Patienten) eine Win-Win-Situation erzeugte. HFU-Schwerpunktpraxen bieten darüber hinaus die idealen infrastrukturellen Voraussetzungen für die Implementierung von telemedizinischen Strukturen.

Entwicklungsplan eines HFU-Netzwerks am Beispiel des RUHR-HF-Netzwerkes, Abb. 1-- Ziel ist eine übergeordnete Struktur zur Objektivierung der Versorgungsqualität. Neben den reinen Zertifizierungsmaßnahmen ist die Definition der intersektoralen Kommunikation und die Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten die Grundlage für eine NetzwerkInteraktion ohne Hierarchien zwischen den Teilnehmern. nach Luedike P et al. Eur Heart J. 2023
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Fakten
Zum RUHR-HF-Netzwerk gehören: 1 überregionales HFU-Zentrum, 6 Schwerpunkt-HFU-Kliniken, 3 Kliniken (noch nicht zertifiziert), 1 Rehabilitationsklinik, 4 kardiologische Praxen (noch nicht zertifiziert).
Vision
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass bereits im Jahr 2016 bei der Konzipierung von HFUs das „Neue Disease Management-Programm Herzinsuffizienz“ als wesentliches verbindendes Element im kooperativen Versorgungsprozess gefordert war. Ein DMP-HI, das im ambulanten Sektor die hausärztlich-allgemeinmedizinischen und kardiologischen Bereiche organisch miteinander verknüpft, böte in der Tat eine ausgezeichnete Plattform für eine attraktiv ausgestaltete Versorgungs- und Vergütungsstruktur. Besondere Betreuungsformen wie Telemonitoring ließen sich elegant integrieren. Für eine breite Implementierung muss das DMP alle Patienten mit HI umfassen (und nicht nur diejenigen mit LVEF ≤ 40 %). Es muss Rollenkonzepte und Funktionen der Versorger auf einfache und praxisnahe Weise regeln ohne Kompetition zu erzeugen. Die schiere Masse an HI-Patienten erfordert eine wohlmeinend-kollegiale Arbeitsteilung und Vergütung – nach Kompetenzen und verfügbaren Zeitkontingenten der Versorger, sowie nach Dringlichkeit und Schweregrad der Erkrankten. Das DMP-HI hat jetzt noch die einmalige Chance, die bereits implementierten Strukturen in sein Konzept mit aufzunehmen.
Kontakt-- Prof. Dr. Peter Lüdike, Uniklinikum Essen, Peter.Luedike@ukessen.de; Prof. Dr. Stefan Störk, Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz am Uniklinikum Würzburg, stoerk_s@ukw.de
Literatur beim Verfasser