Kardiologische Reha bei HI-Patienten
Neue Empfehlungen 2023-- Eine multidisziplinäre, strukturierte, zeitnahe kardiologische Rehabilitation (KardReha) nach kardialer Dekompensation kann weitere Krankenhausaufenthalte reduzieren und die Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern. Die KardReha kann auch problemlos innerhalb eines sektorenübergreifenden und multiprofessionellen Herzinsuffizienznetzwerkes erfolgen.
Veröffentlicht:
KardReha als Therapiebestandteil-- Die fünf Säulen der Herzinsuffizienz-Therapie.
© nach [3]: Schwaab B et al. Die Kardiologie. 2023;17:161-72
Kardiologische Rehabilitation zielt darauf ab, die individuell bestmögliche physische und psychische Gesundheit der Patienten mit Herzinsuffizienz wiederherzustellen, nachhaltig zu stabilisieren und die berufliche und soziale Re-Integration zu ermöglichen. Die Therapie wird von einem multiprofessionellen Team durchgeführt. Basis der KardReha sind körperliche Aktivität und Bewegungstherapie zur Verbesserung der Belastbarkeit im Alltag. Daneben spielt die psychosoziale Unterstützung zur Förderung der Krankheitsbewältigung, zur Reduktion von Ängstlichkeit und Depressivität eine große Rolle. Dahinter steht das Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Schulungen sind ebenfalls wichtige Aufgaben des interdisziplinären Teams, sie sollen die Selbstmanagementfähigkeiten im Umgang mit der Erkrankung steigern, die Adhärenz für die Medikation erhöhen und zu einem gesunden Lebensstil führen [1].
„Big 4 in 4 Weeks“
Zu den ärztlichen Aufgaben gehört ganz wesentlich die Implementierung, Optimierung und Dosistitration der evidenzbasierten Herzinsuffizienzmedikation. Die Ergebnisse der STRONG-HF-Studie unterstreichen diese Notwendigkeit nachdrücklich [2]. In dieser Studie wurden die Patienten in den ersten vier Wochen nach der Krankenhausentlassung wöchentlich visitiert, körperlich untersucht und die Laborparameter als Voraussetzung für die weitere Dosistitration der Herzinsuffizienzmedikation kontrolliert. In gleicher Weise erfolgen die ärztliche und pflegerische Betreuung in der kardiologischen Rehabilitation [1, 3]. Mindestens einmal wöchentlich, bei Bedarf auch häufiger, werden die Patienten mit Herzinsuffizienz ärztlich visitiert und im interdisziplinären Team besprochen. Dabei werden notwendige medizinische Kontrollen (Echo, Labor, EKG) angesetzt, auf Komplikationen geachtet und die weitere Anpassung der Medikation festgelegt. So ist es in aller Regel sehr gut möglich, die Patienten auf die vier evidenzbasierten Medikamente während einer durchschnittlichen Verweildauer von 3–4 Wochen einzustellen [3].
KardReha-Beginn spätestens 7 Tage nach Entlassung
Die Indikation zur KardReha ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz in allen nationalen und internationalen Leitlinien (ACC/AHA, ESC, AWMF, NVL) fest etabliert. Eine Verringerung der Gesamtmortalität konnte bisher nicht sicher belegt werden und die Ergebnisse zur Reduktion der stationären Wiederaufnahme sind heterogen. Die körperliche Belastbarkeit und die krankheitsbezogene Lebensqualität werden durch die Teilnahme an einer KardReha signifikant verbessert. Ein frühzeitiger, unmittelbar poststationärer Beginn der KardReha ist wichtig, damit kurzfristige Dekompensationen mit erneuter Krankenhausaufnahme (Drehtüreffekt) vermieden werden. Deshalb wird in dem Positionspapier „HF-Net“ der DGK eine zeitnahe Weiterbehandlung nach akutem Krankenhausaufenthalt wegen Dekompensation, wenn möglich innerhalb von 7 Tagen, empfohlen [4]. Die Ergebnisse der STRONG-HF-Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer engmaschigen, klinischen Kontrolle in den ersten 4–6 Wochen nach der Entlassung [2]. Durch den zeitnahen Beginn einer KardReha könnten auch Terminprobleme in ambulanten HFU-Strukturen (Heart Failure Unit) abgefangen werden.
Nach der Teilnahme an einer KardReha sollten die Patienten in ein wohnortnahes Nachsorgeprogramm eingeschlossen werden, um die individuell notwendigen Lebensstiländerungen zur dauerhaften Reduktion des kardiovaskulären Risikos beizubehalten [1, 3]. Seit dem 1.1.2022 sind diese neuen Herzinsuffizienzgruppen (HIG) der DGPR von allen Trägern der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung anerkannt. Daher kann jeder approbierte Arzt die HIG mit dem aktualisierten Muster 56 (www.kbv.de) verordnen. Die Kosten der HIG werden zunächst für 24 Monate übernommen, mit der Möglichkeit weiterer Verordnungen für jeweils weitere 12 Monate. Die neuen HIG können auch bei kardial erkrankten Patienten mit „hohem kardiovaskulären Ereignisrisiko“ verordnet werden, wenn diese in einer Standard-HG nicht ausreichend betreut werden können [5].
Fazit
In allen nationalen und internationalen Leitlinien zur Therapie der Herzinsuffizienz (ACC/AHA, ESC, AWMF, NVL) ist KardReha mit hohem Evidenz- und Empfehlungsgrad enthalten.
In Deutschland nehmen weniger als 10 % der Patienten mit Herzinsuffizienz an einer KardReha teil.
Der Ausbau von Herzinsuffizienz-Netzwerken bietet die Chance, KardReha als festen Bestandteil in die Therapie der Herzinsuffizienz zu integrieren.
Literatur bei den Verfassern
Kontakt-- Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab, Curschmann Klinik, Timmendorfer Strand, prof.schwaab@drguth.de