Konkurrenz oder Basis fürs Netzwerken?

Telemedizinzentren-- Solche Zentren können die Versorgungsqualität von kardiologischen Patientinnen und Patienten steigern, auch in einem Netzwerk. Dort sollten sie als Leuchtturm fungieren, damit gefährliche Klippen im Erkrankungsverlauf erkannt und umschifft werden können.

Von Dr. Jan-Niclas Strickling und Prof. C. Perings Veröffentlicht:
Telemedizinzentren können die Versorgungsqualität der Patienten steigern. (Symbolbild mit Fotomodell)

Telemedizinzentren können die Versorgungsqualität der Patienten steigern. (Symbolbild mit Fotomodell)

© DC Studio/stock.adobe.com

Telemedizinzentren (TMZ) können die Versorgungsqualität von kardiologischen Patienten und Patientinnen steigern. So vereinfachen sie die intersektorale Kommunikation der unterschiedlichen Behandlungsbereiche, sie vermeiden Rehospitalisierungen und können die Prognose von Menschen mit Herzinsuffizienz verbessern [1, 2].

Kardiologisch orientierte Telemedizin funktioniert mittels externer Sensorik (z. B. EKG, Smartwatch, Blutdruckmessgerät, Waage, Gerinnungsmanagement, LifeVest) sowie mittels interner Sensorik über implantierte kardiale Devices CIEDS (z. B. Schrittmacher, implantierbarer Kardioverter-Defibrillator ICD, kardiale Resynchronisationstherapie CRT-P/-D, Ereignisrekorder).

Eine telemedizinische Überwachung führte in der TIM-HF-2- sowie in der IN-TIME-Studie zu einer signifikanten Reduktion der Gesamtmortalität bei herzinsuffizienten Patientinnen und Patienten im Vergleich zu einer Standardversorgung [1, 2]. Dabei zeigte die telemedizinische Überwachung eine Kosteneffizienz; es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass sich die Mortalitätskurven herzinsuffizienter Personen nach Beendigung der telemedizinischen Betreuung wieder angleichen, was als Hinweis für ein notwendiges kontinuierliches Monitoring angesehen werden kann [3, 4].

Telemedizin im Netzwerk, Abb. 1-- TMZ als Leuchtturm: Sie sind zentraler Bestandteil eines HI-Netzwerks und erleichtern die intersektorale Kommunikation.

Telemedizin im  Netzwerk, Abb. 1-- TMZ als Leuchtturm: Sie sind zentraler Bestandteil eines HI-Netzwerks und erleichtern die intersektorale Kommunikation.

© Strickling/Perings

Die telemedizinische Versorgung sollte jedoch Qualitätskriterien in Bezug auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität folgen, um eine wirkliche Verbesserung in der leitliniengerechten Behandlung kardiologischer Patientinnen und Patienten darzustellen [5].

Telemedizinzentren erleichtern die intersektorale Kommunikation zwischen primär behandelnden Ärztinnen und Ärzten (PBA), niedergelassenen Kardiologinnen und Kardiologen sowie den behandelnden Kliniken und sollten als „Leuchtturm im Netzwerk“ angesehen werden (Abb. 1).

Die führende Rolle in der Behandlung der Betroffenen übernimmt weiterhin die/der PBA. Dabei wird er/sie durch interne oder externe Sensorik und die Mitarbeitenden des TMZ unterstützt. Vordefinierte „Standard operating procedures“ (SOP) und Reaktionszeiten informieren die PBAs zeitnah über Ereignisse und Auffälligkeiten.

Telemedizinische Überwachung ist kosteneffizient.

Unter Berücksichtigung des Datenschutzes erhalten idealerweise alle an der individuellen Behandlung beteiligten Instanzen gleichwertigen Zugriff auf eine elektronische Patientenakte. So können drohende Dekompensationen und damit Rehospitalisierungen, Rhythmusereignisse oder auch Fehlfunktionen der implantierten Devices frühzeitig erkannt und im Netzwerk adäquat behandelt werden.

Dafür benötigt es eindeutig strukturierte Behandlungsprozesse, die idealerweise durch eine Zertifizierung, z. B. durch die DGK, objektivierbar werden. Nur so können Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität auf einem reproduzierbar hohen Niveau realisiert werden.

Fazit

Telemedizinzentren sollten nicht als Konkurrenz in der Patientenversorgung angesehen werden, sondern als sinnvolle Ergänzung in der komplexen Behandlung unserer kardiologischen Patienten und Patientinnen.

Insbesondere die Erleichterung einer intersektoralen Kommunikation auf Grundlage einer elektronischen Patientenakte stellt den größten Nutzen im Netzwerk dar.

Literatur bei den Verfassern

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