Koronarangiografie ambulant durchführen

Hybrid-DRG-- Die ambulante Koronarangiografie muss räumlich und personell weiter ausgebaut werden. Dabei steht die Sicherheit der Patienten über allem: Im Notfall müssen Ansprechpartner im 24/7-Format und stationäre Aufnahmemöglichkeiten vorhanden sein.

Von Prof. Christoph Liebetrau und Prof. Bernd Nowak Veröffentlicht:

Mit der Einführung der Hybrid-DRG in das deutsche Gesundheitswesen sind die Kliniken im Zugzwang ambulante Strukturen zu entwickeln, bzw. die vorhandenen auszubauen. Die allgemeinen Voraussetzungen für die Durchführung der Koronarangiografie wurden in verschiedenen Leitlinien der DGK niedergeschrieben.

Der Ist-Zustand

Koronarangiografie ambulant durchführen

© aus Rao SV et al. J Am Coll Cardiol. 2021

Die ambulante Koronarangiografie ist seit Jahrzehnten Teil unserer täglichen Praxis. Die strukturellen Voraussetzungen in den Kliniken sind hierfür mehr oder weniger ausgeprägt. Es gibt Kliniken in Deutschland mit bereits seit Jahren etablierter ambulanter Struktur. Hierzu zählen u. a. eine Vorbesprechungsambulanz zur Aufklärung der Patienten, Labor- und EKG-Kontrollmöglichkeiten mit nachfolgender Aufnahme und Entlassung am gleichen Tag.

Sicherheitsfragen

Die ambulante Koronarangiografie sollte im gegenseitigen Einverständnis erfolgen. Sowohl der behandelnde Arzt als auch der Patient muss sich diese Untersuchung zutrauen. Denn über allem steht die Sicherheit der Patienten. Diejenigen, die am Tag der Prozedur nach Hause verabschiedet werden können, müssen rund um die Uhr (24/7) einen Ansprechpartner zur Verfügung haben, um sich im Notfall wiedervorstellen zu können. Zudem sollten Patienten stationär aufgenommen werden können, die periinterventionell im Katheterlabor oder während der Nachbeobachtungsdauer und/oder im häuslichen Umfeld eine Komplikation erleiden. Die Nachbeobachtungsdauer richtet sich nach dem verwendeten Zugang und ist beim Radialzugang am kürzesten. Bei einem femoralen Zugang ist eine ambulante Durchführung häufig nur mit einem Verschlusssystem sinnhaft. Es sei denn, ein 4-French-Zugang wird mit entsprechender Kathetergröße und reduzierter Bildqualität gewählt. Im Allgemeinen handelt es sich hierbei um einen Nachbeobachtungszeitrahmen von 4–6 Stunden.

Zu schaffende Strukturen

Zudem ist zwischen räumlichen und personellen strukturellen Voraussetzungen zu unterscheiden. Für eine zentrale räumliche Struktur bietet sich eine mit Betten oder Liegesesseln ausgestattete Ambulanz an, in der die Möglichkeit eines Telemonitorings vorhanden sein sollte. Die zusätzliche Ausstattung sollte sich zur bisherigen stationären Versorgung nicht unterscheiden. Beispielsweise sind Notfallmedikamente, EKG-Geräte, Defibrillator, Zugang zur schnellen Echokardiografie etc. vorzuhalten. Hiervon ist eine dezentrale räumliche Struktur zu unterscheiden, bei der sich die Patienten auf einer regulären Krankenhausstation befinden, aber ambulant behandelt werden.

Benötigtes Fachpersonal

Im Hinblick auf die personelle Voraussetzung ist in allererster Linie die pflegerische Betreuung der Patienten vor und nach der Prozedur zu gewährleisten. Die ärztliche Versorgung umfasst nicht nur die Durchführung der Prozedur, auch Aufklärungs- und Abschlussgespräche sowie Aushändigung der Befunde im Sinne eines Entlassungsbriefes gehören dazu. In diesem Rahmen sei an die Wirkung von Sedativa erinnert, die während bzw. im Vorfeld der Untersuchung verabreicht werden und das Führen eines Kraftfahrzeuges sowie die Verarbeitung bzw. das Erinnern an wesentliche Inhalte des Entlassungsgespräches einschränken können.

Fazit

Die ambulante Durchführung der Koronarangiografie ist in der Regel gut möglich.

Eine zentrale Aufgabe für das Jahr 2024 ist die Etablierung der dazu nötigen Strukturen. Die Durchführung bleibt jedoch letztlich in der Verantwortung des Arztes.

Kontakt-- Prof. Dr. Christoph Liebetrau, Agaplesion Bethanien Krankenhaus, Frankfurt am Main, c.liebetrau@ccb.de

Literatur bei den Verfassern

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