Leitlinienupdate: HFpEF 2023

Therapieempfehlungen-- Neue, klinisch relevante Studien zur Herzinsuffizienz (HI) machten ein fokussiertes Update der HI-Leitlinie 2021 [1] mit aktualisierten Empfehlungen für die Therapie und das Management notwendig. Nomenklatur und Definition der unterschiedlichen Formen der HI bleiben unverändert.

Von Prof. Tibor Kempf und Prof. Rolf Wachter Veröffentlicht:
Gibt Orientierung bei der Behandlung: Das Leitlinienupdate Herzinsuffizienz. Imaginis/stock.adobe.com

Gibt Orientierung bei der Behandlung: Das Leitlinienupdate Herzinsuffizienz.

© Imaginis/stock.adobe.com

Wichtigste Änderung ist die aktualisierte Empfehlung zur medikamentösen Therapie der HFpEF, basierend auf den beiden SGLT-2-Hemmer-Studien DELIVER (Dapagliflozin) und EMPEROR-preserved (Empagliflozin) [2, 3]. Nun werden Dapagliflozin oder Empagliflozin zur Reduktion des Risikos für Hospitalisierungen wegen HI oder kardiovaskulärem (CV) Tod bei Patienten mit HFpEF empfohlen (Klasse I, Evidenzlevel A). Es werden keine (NT-pro)BNP-Grenzwerte für die Initiierung von SGLT-2-Hemmern gefordert, denn diese sind bereits im diagnostischen Algorithmus implementiert. Unverändert blieb die Klasse-I-Empfehlung zur diuretischen Therapie sowie zur Behandlung der HFpEF zugrunde liegenden Ätiologien und Komorbiditäten.

Die HI-Therapie früh starten und rasch auftitrieren wird mit Klasse I empfohlen, und zwar unabhängig der LV-Funktion. alexlmx/stock.adobe.com

Die HI-Therapie früh starten und rasch auftitrieren wird mit Klasse I empfohlen, und zwar unabhängig der LV-Funktion.

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Der weitere Fokus lag auf Behandlungsstrategien bei akuter HI, relevant ist insbesondere die STRONG-HF-Studie. In diese Studie wurden Patienten eingeschlossen, die innerhalb der letzten 72 Stunden wegen einer dekompensierten HI aufgenommen worden waren [4]. Kernaussage von STRONG-HF ist, dass ein früher Start und eine rasche Auftitration der HI-Therapie (innerhalb von 2 Wochen nach Entlassung) nach akuter HI sicher und effektiv ist, und zwar konsistent über das gesamte Spektrum der LVEF, 15 % der Patienten hatten eine HFpEF. Die Leitlinie würdigt diese Behandlungsstrategie mit einer Klasse-I-Empfehlung, und zwar ausdrücklich auch für Patienten mit HFpEF. Es ist zu berücksichtigen, dass es sich in der Studie um selektierte, hämodynamisch stabile Patienten mit (noch) nicht aufdosierter HI-Therapie handelt, die nach Entlassung eng angebunden waren. Obwohl in STRONG-HF aufgrund des zeitlichen Rahmens kaum SGLT-2-Hemmer eingesetzt wurden, wird in der Leitlinie explizit die zusätzliche Therapie mit SGLT-2-Hemmern empfohlen.

Schließlich wird Finerenon zur Reduktion von HI-Hospitalisierungen oder CV Tod bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2D) und chronischer Nierenerkrankung (CKD) empfohlen (Klasse-I-Empfehlung). Eine Empfehlung für dieselbe Patientengruppe (T2D und CKD), nicht jedoch Patienten mit CKD ohne Diabetes, wird auch für SGLT-2-Hemmer ausgesprochen. Hier beziehen sich die Autoren auf eine Metaanalyse des Cardio-Renal Trialists‘ Consortium [5]. Dies ist bemerkenswert, denn in der DAPA-CKD-Studie profitierten Patienten mit und ohne T2D gleichermaßen bezüglich CV Tod und HI-Ereignissen.

Fazit

SGLT-2-Hemmer haben eine KlasseIA-Empfehlung für die Reduktion des Risikos für HI-Hospitalisierungen oder CV Tod bei HFpEF-Patienten.

Der frühe Start und eine rasche Auftitration der HI-Therapie nach akuter HI haben eine Klasse-I-Empfehlung.

SGLT-2-Hemmer und Finerenon werden bei Patienten mit T2D und CKD zur HI-Prävention empfohlen.

Kontakt-- Prof. Dr. Tibor Kempf, Medizinische Hochschule Hannover, kempf.tibor@mh-hannover.de; Prof. Dr. Rolf Wachter, Universitätsklinikum Leipzig, Rolf.Wachter@medizin.uni-leipzig.de

Literatur--

1. McDonagh TA et al. Eur Heart J. 2023;44(37):3627-39

2. Aker SD et al. N Engl J Med. 2021;385(16):1451-61

3. Solomon SD et al. N Engl J Med. 2022; 387(12):1089-98

4. Mebazaa A et al. Lancet. 2022;400(10367):1938-52

5. Nuffield Department of Population Health Renal Studies Group; et al. Lancet. 2022;400(10365):1788-801

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